Jungstar Raducanu zu Gast in Linz: Der neue Stern am Tennis-Himmel

WTA 250 - Transylvania Open
Die britische US-Open-Siegerin Emma Raducanu ist erst 18 Jahre jung aber schon jetzt der neue Stern am Tennis-Himmel.

Wenn Emma Raducanu am Samstag in Linz landet, kann sie die ersten Fragen in Mandarin beantworten.

Freilich, die Fragen, die in Oberösterreich in dieser Sprache gestellt werden, dürften ein überschaubares Ausmaß annehmen. Aber allein, dass die Britin mit dieser hauptsächlich in China verwendeten Sprache aufhorchen lassen könnte, zeigt, dass es für sie kaum Grenzen gibt.

Vor allem nach oben hin. Als Raducanu, die am 13. November 19 wird, im August in der Qualifikation zu den US Open antrat, tat sie dies als Nummer 150 der Welt. Das größte Empfehlungsschreiben bis dahin hatte sie daheim in Wimbledon zwei Monate zuvor mit einem Achtelfinaleinzug abgegeben. Turniersiege? Der bis dahin größte war 2019 in Pune (Indien) gelungen – dafür gab es einen Siegerscheck von umgerechnet rund 3.500 Euro.

Ein Betrag, mit dem sie im besten Falle Hotel- und Reisekosten begleichen konnte. Mit dem Siegerscheck, den sie in New York erhielt, kann Raducanu die ganze Welt mehrmals bereisen. Immerhin gab es für ihren ersten Grand-Slam-Titel, den ersten für das Königreich seit 1977 (Virginia Wade) und den ersten für eine Qualifikantin überhaupt in der Profi-Ära (seit 1968) 2,5 Millionen Dollar (2,16 Millionen Euro). Zumindest kann sie sich auf grenzenlose Spurensuche in die Vergangenheit begeben.

Kosmopolitin

Als Tochter eines Rumänen und einer Chinesin kam Raducanu in Toronto auf die Welt. Erst, als sie fünf Jahre alt war, packte die Familie ihre Sachen und ging nach England, wo die fünfjährige Emma begann, die ersten Bälle übers Netz zu schlagen. Und sie tat es so gut, dass sie mit 13 ältere Spielerinnen reihenweise schlug. Es folgten passable Erfolge bei den Junior-Grand-Slam-Turnieren.

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Dennoch konnte auch sie nicht mit dem großen Coup von New York rechnen. Viele Stars lassen sich mit der Siegertrophäe ablichten, finden einen besonderen Ort dafür oder schlafen sogar daneben. Raducanu dachte aber nicht im Traum daran, das Prunkstück zu behalten, sie schenkte es dem Tennis-Dachverband von Großbritannien. Als großes Dankeschön. „Sie haben mir seit jungen Jahren sehr geholfen, eine große Rolle in meiner Entwicklung gespielt.“ Und deshalb steht der Pokal nicht auf dem Nachtkasterl, sondern im nationalen Tenniscenter in London.

Das Preisgeld behält sie indes, sie wird sich noch gut an Pune erinnern können. „Tennis ist ein teurer Sport.“ Mittlerweile wurden durch den Aufsteig zur Berühmtheit freilich auch andere Grenzen überschritten.

In bester Gesellschaft

Glückwünsche von der Queen bekommt man nicht alle Tage, diese lassen sie aber ebenso wenig wie Gespräche mit anderen Weltstars des Sports – wie mit Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton – abheben. Ihr Auftreten blieb stets bescheiden, auch wenn sie mittlerweile sagt: „Langsam wird mir der Erfolg bewusst. Aber es ist immer noch so ein Wirbelwind von einem Erlebnis.“ Raducanu wird auch die Grenzen zur Modewelt überschreiten, seit kurzem ist sie neue Botschafterin von Dior.

Andy Murray, Großbritanniens größter Tennisspieler seit den 1930ern, sieht Raducanu als „große Chance für Großbritanniens Tennis“, ist aber auch ein bisserl neidisch. „Mandarin würde ich auch gerne sprechen können.“

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