Nazi-Vorwürfe gegen Thiem-Bezwinger Sandgren

Tennys Sandgren gefallen die Fragen der Journalisten ganz und gar nicht.
Die politischen Einstellungen des 26-jährigen US-Amerikaners sorgen in Melbourne für Aufregung.

Das Tennis-Märchen von Tennys Sandgren bei den Australian Open ist in der Nacht zu Mittwoch zu Ende gegangen. Der Überraschungsmann, den vor dem ersten Grand Slam des Jahres nur die ausgewiesenen Experten in ihren Notizbüchern hatten, scheiterte im Viertelfinale am ebenso sensationell stark aufspielenden Südkoreaner Chung Hyeon. Zuvor hatte der 26-jährige Sandgren in Melbourne mit Stan Wawrinka und Dominic Thiem zwei absolute Top-Leute aus dem Weg geräumt.

Doch nicht nur auf, sondern auch neben dem Court macht der US-Amerikaner von sich reden. In Australien hatten die Medien nämlich Sandgrens politische Einstellung hinterfragt. Dieser ist ein bekennender Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump, was ja an sich nicht schlimm ist. Allerdings unterstützte Sandgren in den letzten Jahren via Twitter Nicholas Fuentes und seine höchst umstrittene Bewegung "America First", die sich für die weiße Vorherrschaft auf der Welt einsetzt.

Fuentes war im August 2017 bei der "Unite the Right Rally" dabei, einem Protestzug von weißen Nationalisten, Militaristen und Neo-Nazis, bei denen es in Charlottesville drei Tote gab. Sandgren unterstützt öffentlich aber auch Tommy Robinson, den Ex-Chef der rechten English Defense League.

Medien-Schelte

Bereits nach dem Sieg über Thiem wurde er von Journalisten zu seinen Tweets befragt. Mit etwas seltsamen Aussagen wimmelte er ab: "Man muss ja nicht der Meinung eines Tweets oder einer Person sein, nur weil man ihn retweetet oder ihr folgt" oder "Du bist doch auch nicht mit allem einverstanden, was in den Nachrichten kommt, nur weil du sie schaust."

Auf der Pressekonferenz nach seinem Aus in Melbourne wurde Sandgren erneut mit Nazi-Vorwürfen konfrontiert. Da platzte ihm endgültig der Kragen. Statt die Fragen der Medienleute zu beantworten, holte der Amerikaner sein Handy hervor und fing an vorzulesen. "Mit einer Handvoll Follower und einigen Likes auf Twitter ist in euren Köpfen mein Schicksal besiegelt", eröffnete Sandgren seine auf dem Smartphone abgetippte Medien-Schelte. "Ihr wollt lieber Propaganda-Maschinen, anstatt Informationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven zu erforschen. Ihr entmenschlicht mit Stift und Papier und hetzt Nachbar gegen Nachbar auf. Wenn ihr das macht, merkt ihr bald, wie ihr die Hölle beschleunigt, die ihr nicht wollt und die wir alle vermeiden wollen. Ich will der Beste werden, der ich sein kann und die Liebe verkörpern, die Christus für mich hat. Ihm werde ich antworten und nur ihm."

Übrigens, sein Twitter-Profil ist nun so gut wie blank. Die Tweets der letzten 19 Monate wurden im Laufe des Mittwochs gelöscht.

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