Hans Krankl litt zuletzt als urlaubender Sky-Experte von seinem Zweitwohnsitz Jesolo aus bei Rapid-TV-Spielen mit, „wie der arme Burgi absammeln geht“
Absammeln?
Zur Erklärung für alle, die so wie vielleicht auch der deutsche Rapid-Trainer Robert Klauß und der deutsche ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick mit dem Alt-Wiener-Kicker-Ausdruck nix anfangen können: Damit meint Johann K., dass Guido Burgstaller in der generischen Spielhälfte, mit einem Ballfehler der Verteidiger spekulierend, unaufhörlich hin und her hetzt. Und dabei Kraft vergeudet, die ihm dann möglicherweise beim Abschluss im Strafraum fehlt.
Trotzdem (oder wegen?) des substanzraubenden Spielstils ist der Kärntner Burgstaller auch als 35-Jähriger noch der gefährlichste Angreifer und zudem der einzige Österreicher, der es in den letzten zehn Jahren schaffte , Schützenkönig der österreichischen Liga (2023) zu werden. Aktuell liegt der für Altach treffende Brasilianer Gustavo Santos Costa , 28, voran.
Eine Parallele zu Deutschland: Auch dort wurde und wird die Torjägerliste mit wenigen Ausnahmen (Niclas Füllkrug) seit Jahren von Ausländern dominiert. Mitgrund für die eklatante Stürmerflaute könnte (wie auch Andreas Herzog vermutet) sein, dass Mittelstürmer bei Nachwuchsspielen zumeist als erste ausgewechselt werden und somit weniger Ballkontakte haben.
In Österreich kommt erschwerend hinzu, dass fast 50 Prozent der Amateurbetreuer laut des Präsidenten Gernot Zirngast vom Bund Österreichischer Fußballlehrer über keine Trainerausbildung verfügen. Doch es wäre ungerecht, gerade solch unentgeltlich aushelfende Idealisten für die Stürmerkrise verantwortlich zu machen. Vielmehr üben Ehrenamtliche mit den Buben (und erfreulicherweise auch immer mehr kickenden Mädchen) zu erschwerten Bedingungen. In Wien oft mit bis zu 40 Jugendlichen auf einem halben Spielfeld.
In der zur zwei Millionen-Metropole gewordenen Bundeshauptstadt leben mittlerweile um 450.000 Menschen mehr als noch in den 80er-Jahren. Aber es gibt deshalb um keinen einzigen Fußballplatz mehr als zu eben diesen Zeiten, zu denen noch mit Hans Krankl und danach Toni Polster und Peter Pacult immer wieder echte Wiener Schützenkönige geworden waren.
Kommentare