Der schlagfertige Hellseher: Ein Teenager träumt von Olympia

Squash-Talent Daniel Lutz aus Salzburg
Daniel Lutz hat eine ganz besondere Gabe: Er ist ein guter Beobachter und sieht Dinge, bevor sie geschehen. Welchen Schlag sein Gegner plant, wohin der Ball gehen wird – immer wieder gelingt es dem jungen Squashspieler, die Konkurrenten zu durchschauen – und sie so durch die Finger schauen zu lassen. „Ich bin ziemlich gut darin, die Bewegungen und Bälle vorauszuahnen“, sagt Daniel Lutz.
Diese hellseherischen Eigenschaften sind ein großer Trumpf in einem so rasanten Sport wie Squash, in dem der kleine Gummiball mit mehr als 200 km/h durch den engen Court flitzt. Der Squash-Weltrekord liegt sogar bei 284,9 km/h. Jeder Bruchteil einer Sekunde, in dem man den gegnerischen Schlag schneller antizipieren kann, ist dabei von Vorteil.
„Dann kannst du nämlich den Gegner unter Druck setzen. Schlimm ist es, wenn du nur hinterherhechelst und immer nur beim Reagieren bist. Das geht dann irgendwann auf die Substanz“, erklärt Daniel Lutz.
Maturant und Idealist
Der 18-jährige Salzburger, der heute zur mündlichen Matura antritt, war in seiner Squash-Karriere bisher freilich in der Rolle des Aktivpostens unterwegs und hat meistens seine Gegner im Court hin- und hergehetzt.
In der U-17-Klasse war Daniel Lutz die Nummer 1 in Europa, auch im U-19-Ranking stand er in den Top 3, Nationaltrainer Heribert Monschein sieht in ihm das größte österreichische Squashtalent der letzten Jahrzehnte. „Dani bringt alles mit“, lobt der Coach. „Er hat die körperlichen Voraussetzungen, er bewegt sich gut und er sieht vor allem gut.“

Vor allem aber zeichnen den ehemaligen Tennisspieler sein Idealismus, seine Disziplin und seine Beharrlichkeit aus. Squash ist nicht unbedingt ein Sport für Menschen, die gerne unter Leuten sind. „Ich trainiere die meiste Zeit allein am Court“, sagt Daniel Lutz.
Solo am Court
Das liegt einerseits daran, dass dem großen Talent hierzulande die Sparringpartner fehlen. Andererseits ist es im Squash durchaus üblich, seine Einheiten solo zu absolvieren. „Wenn ich mit dem Ball trainiere, dann achte ich vor allem auf die Technik und übe die schnellen Schläge, die ich auch im Match zeigen will.“
Häufig ist aber auch gar kein Ball im Spiel. Beim sogenannten Ghosting nimmt Lutz nur den Schläger mit in den Court und ahmt Bewegungen und Spielzüge nach. „Beim Ghosting kann man das Spiel gut simulieren. Es ist wichtig, dass die Bewegungen automatisiert sind“, sagt der Teenager, der sich ab Sommer auf der PSA-Tour versucht.
Trainer Heribert Monschein traut ihm mittelfristig den Sprung in die Top 50 zu, das Fernziel sind die Sommerspiele 2028 in Los Angeles, bei denen die Squasher erstmals um Olympia-Medaillen kämpfen. „Das hat unserem Sport einen richtigen Schub gegeben“, weiß Lutz, der in der kommenden Woche bei den Austria Finals in Innsbruck im Einsatz ist.
Lehrstunden im Ausland
Sein erster großer internationaler Auftritt in der Eliteklasse werden dann im August die World Games in Chengdu (China) sein. Auf dem allerhöchsten Niveau sind nicht nur das Tempo und die Intensität höher, „du hast es auch mit Spielern zu tun, die von Punkt zu Punkt die Taktik wechseln können. Ich kann da am meisten lernen“, sagt Daniel Lutz.
Wie intensiv und kräfteraubend Squash ist, belegen übrigens die Daten von der Pulsuhr des jungen Salzburgers. „Bei einem einstündigen Match komme ich da schon auf einen durchschnittlichen Puls von 175 bis 180 Schlägen“, erzählt Daniel Lutz. „Und wenn du da noch ein zweites Match an dem Tag hast, dann wird es eine richtige Challenge.“
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