Schlimmer Finger: Kletter-Star Schubert nervt eine Verletzung

Jakob Schubert ist nicht beleidigt, wenn man in seiner Gegenwart die guten Manieren vergisst und ihn nicht per Handschlag begrüßt. Ein fester Händedruck lässt den Tiroler Kletterstar unweigerlich zusammenzucken, seit er sich im Jänner am rechten Zeigefinger an der Kapsel verletzt hat.
Die meisten Spitzensportler würden so eine beleidigte Fingerkapsel als Lappalie abtun, aber für einen Kletterer bricht eine kleine Welt zusammen. Ein Kletterer, der in der Steilwand seinen Zeigefinger nicht benutzen kann, hängt buchstäblich in den Seilen.

Einschränkung
„So was schränkt einen total ein“, erzählt Jakob Schubert. Und gerade einem Energiebündel, wie er es ist, fällt es richtig schwer, einmal keinen Finger zu rühren.
Der 34-jährige Innsbrucker gilt als einer der fleißigsten und ausdauerndsten Trainierer in der Kletterszene, seine sechs WM-Titel und zwei Olympiamedaillen kommen nicht von ungefähr.
„Ich hatte in meiner Karriere lange Glück und bin vor Verletzungen verschont geblieben. Jetzt hat es eben auch mich einmal erwischt. Damit muss ich umgehen“, sagt der Routinier. Noch ist unklar, ob der Lokalmatador in zwei Wochen beim prestigeträchtigen Heimweltcup in Innsbruck (23. bis 29. 6.) an den Start gehen kann.
Zwangspause
Jakob Schubert ärgert sich noch heute darüber, wie ihm im Jänner die Verletzung passiert ist. Der Österreicher hatte angekündigt, sich fortan auf seine Paradedisziplin Lead konzentrieren zu wollen, in der 2028 in Los Angeles erstmals Olympiamedaillen vergeben werden. Im Jänner versuchte sich der erfahrene Innsbrucker noch ein allerletztes Mal im Bouldern.

„Es war die letzte Simulation im Bouldern, ich habe diese Übung eher zum Spaß gemacht. Dann ist mir der Schmerz voll eingeschossen. Voll deppert und sinnlos.“
Jakob Schubert hätte damals nie gedacht, dass ihn diese Verletzung dermaßen lang verfolgen würde. Die Wochen vergingen, doch der Schmerz in der Kapsel blieb. „Ich habe die verschiedensten Therapien versucht, sogar mit Eigenblut, aber man kann leider wenig tun.“
Rückschritt
Nachdem er in den vergangenen Wochen das Training endlich wieder intensivieren konnte, folgte vor wenigen Tagen der nächste Rückschlag. Der rechte Ringfinger ist wieder beleidigt und braucht Schonung.
Ein Antreten beim Weltcup in Innsbruck rückt damit in weite Ferne. „Ich bin skeptisch, ob es sich ausgeht. Im Moment wäre es nicht möglich, vorne mit zu klettern.“

Trotz des Handicaps trainiert Jakob Schubert weiter. Er verzichtet halt beim Klettern auf seinen rechten Zeigefinger. „Auf den kleinen Finger könnte ich eher verzichten. Aber den Zeigefinger braucht man bei Leistengriffen und bei Zwickern.“ Mit seinen 34 Jahren hat Schubert nicht mehr den Ehrgeiz, für den Heimweltcup ein Risiko einzugehen. „Ich will nicht noch mehr kaputt machen. Ich will ja noch einige Jahre klettern.“
Jessica Pilz hört sich gerade ähnlich an. Auch die Olympia-Dritte von Paris ist 2025 noch keinen Wettkampf geklettert, auch die Niederösterreicherin schlägt sich seit zwei Monaten mit einer hartnäckigen Entzündung im Finger herum.

„Das ist die längste Kletterpause, die ich in meiner Karriere je hatte“, sagt Pilz. Der Weltcup in Innsbruck ist für sie Stand jetzt kein Thema. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Innsbruck am Start stehe, ist wirklich sehr, sehr gering.“
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