Einzelkämpferin
Squash erlebte in den 1980er-Jahren in ganz Europa einen Boom. Überall entstanden Courts, selbst Red Bull war in der Hochphase dieses Sports am Ball. Das Squashteam von Red Bull Reutte, das übrigens heute noch so heißt, war 1988 eine der ersten Marketingaktivitäten von Dietrich Mateschitz im Sport.
Heute hat Jacqueline Peychär als Squashspielerin eher Exotenstatus. Die Tochter einer Philippinerin und eines Tirolers fungiert praktisch als Einzelkämpferin und ist notgedrungen oft auf sich alleine gestellt.
Jacqueline Peychär kümmert sich um die Reisen zu den Turnieren, sie coacht sich selbst, sie sucht sich im Ausland Trainingspartnerinnen, sogar ihre Schläger bespannt sie mittlerweile. „Nur bei der EM hatten wir einen Trainer dabei. Sonst organisiere ich mir wirklich von vorne bis hinten alles selbst.“
Obwohl Peychär aktuell die Nummer 96 der Welt ist und die wichtigsten Squash-Turniere mit 500.000 US-Dollar dotiert sind, kann die Österreicherin von ihrem Sport nicht leben. Die 28-Jährige arbeitet in Wien als selbstständige Physiotherapeutin und steht tagtäglich vor der Herausforderung, ihren Job und ihre Leidenschaft unter einen Hut zu bringen.
„Ich bin jeden Tag zumindest einmal am Court. Dazu kommen noch Krafttraining, Laufen, Fitness. Das ist schon ein sehr großer Idealismus“, erzählt die gebürtige Tirolerin. „Ich muss in anderen Bereichen meines Lebens viele Abstriche machen.“
Während ihre Konkurrentinnen von Turnier zu Turnier reisen und als Profis unterwegs sind, muss Peychär immer wieder Pausen einlegen. „Ich kann nicht sechs Wochen weg sein. Meine Patienten verlassen sich ja drauf, dass ich regelmäßig da bin und sie behandle“, sagt die 28-Jährige.
Vielseitigkeit
Ihre Passion für den Squashsport ist freilich so groß, dass sie all die Strapazen und den Stress gerne auf sich nimmt. Als kleines Mädchen hatte sie auf einem Mini-Court in einem Innsbrucker Einkaufszentrum das erste Mal einen Schläger in der Hand. „Das hat mir so getaugt. Dann bin ich dabei hängen geblieben.“
Jacqueline Peychär kann wunderbar von ihrem Sport schwärmen. „Squash ist so vielschichtig“, erklärt die 28-Jährige und dann sprudelt es aus der 28-Jährigen nur so heraus. „Du brauchst Schnelligkeit, Reaktion, Kraft, Ausdauer, Taktik, Squash ist auch mental extrem fordernd, weil es so schnell ist. Es fasziniert mich immer noch mehr.“
Peychär trainiert in Wien fast ausschließlich mit Männern, es gibt in Österreich keine Spielerin, die annähernd auf Augenhöhe mit ihr wäre. „Mit den Frauen schaut es bei uns in Österreich leider traurig aus. Squash hat bei uns nicht diesen Stellenwert.“
In anderen Ländern taugt Squash sogar zum Volkssport. Ägypten ist seit einigen Jahren die Weltmacht und stellt bei Frauen wie Männern die Nummer eins der Weltrangliste. Für die WM 2022 wurde vor den Pyramiden in Gizeh ein Squashcourt aufgestellt. „Das ist eine andere Welt.“
Ihren Traum von einer Olympia-Teilnahme hat Peychär aufgegeben, nachdem Squash zuletzt erneut nicht ins Olympia-Programm aufgenommen wurde. Die 28-Jährige verfolgt andere Ziele: „Ich möchte in die Top 50 der Welt, das Potenzial dazu habe ich“, sagt die Physiotherapeutin und räumt zum Abschluss noch mit einem Squash-Mythos auf:
„Man hört ja oft, dass Squash so schlecht für die Kniegelenke wäre. Ich kann nur sagen: Meine Knie tun nie weh.“
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