Ein Kniefall sorgt für Schlagzeilen in den USA
Gut möglich, dass Colin Kaepernick als Footballer nie so berühmt geworden wäre wie er es jetzt binnen weniger Wochen als passionierter Protestierer geworden ist. Seitdem der Back-up-Quarterback der San Francisco 49ers beim Abspielen der US-Hymne erstmals freiwillig in die Knie gegangen ist, dreht sich auf einmal alles um ihn. Die einen feiern den 28-Jährigen als mutigen Vorreiter einer neuen Protestbewegung, die anderen kritisieren ihn als Vaterlandsverräter und würden Kaepernick am liebsten überhaupt gleich des Landes verweisen, wie es etwa Präsidentschaftskandidat Donald Trump vermelden ließ.
Für Kaepernick ist der Kniefall nichts anderes als ein Symbol für das aktuelle Klima in den USA so kurz vor den Präsidentschaftswahlen und die Benachteiligung der farbigen Bevölkerung. "Ich werde nicht aufstehen, um meinen Stolz für die Flagge eines Landes zu zeigen, das Schwarze und Farbige unterdrückt", sagt der Footballer.
Starker Gegenwind
Laut einer aktuellen Umfrage begrüßen weite Teile der Bevölkerung zwar das Engagement, dass Kaepernick und seine Sportlerkollegen sich aber ausgerechnet die Hymne für ihren Protest ausgesucht haben, stößt auf Unverständnis. 72 Prozent der Amerikaner bewerten dieses Verhalten als unpatriotisch.
Die aktuelle Hysterie rund um die Hymnen-Verweigerer ist wohl auch deshalb so groß, weil politische oder gesellschaftskritische Statements und Kampagnen von Sportlern Seltenheitswert haben – und auch verpönt oder durch Bestimmungen strengstens untersagt sind, wie etwa bei Olympia.
Schwarze Armbinde
Auch ein Österreicher nutzte die olympische Bühne einst für ein Statement. Wolfgang Mayrhofer segelte 1980 in Moskau zu Silber und trug anschließend bei der Siegerehrung eine schwarze Armbinde – als Protest gegen den Einmarsch der UdSSR in Afghanistan. Die Spiele in Moskau waren von vielen Länder boykottiert worden. Mayrhofer sagt: "Aus heutiger Sicht wäre es richtiger gewesen, nicht hinzufahren. Ich wollte aber auch nicht im Geheimen zornig sein und habe deshalb verschiedene Protest-Utensilien nach Moskau geschmuggelt. Die Protestform, die ich gewählt habe, die schwarze Armbinde, war dann vermutlich sehr österreichisch. Ich hätte auch anderes tun können, etwa im Olympischen Dorf ein Transparent entrollen. Ich wollte aber auch nicht, dass andere denken, dass ich mich damit aus Selbstverliebtheit zum Märtyrer stilisiere."
Falsche Fahne
Mayrhofer bekam damals keine Probleme mit dem IOC. Mittlerweile kennt man in der olympischen Familie aber kein Pardon. So wurde bei den Paralympischen Spielen in Rio einem Weißrussen die Akkreditierung entzogen, da er bei der Eröffnung die russische Fahne geschwenkt hatte. Bekanntlich war das russische Team von den Spielen ausgeschlossen worden.
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