ServusTV will bei Sportrechten weiter mit dem ORF kooperieren
Der Privatsender ServusTV will bei Sportrechten weiter mit dem ORF kooperieren. Derzeit gibt es eine Zusammenarbeit bei der Formel 1. Bei der Fußball-WM im Herbst sowie der Fußball-EM 2024 teilt man sich Spiele. "Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie nach vielen Jahren der Nichtkooperation in diesem kleinen Land Zusammenarbeit doch beispielgebend funktionieren kann. Eine Win-Win-Situation für die beiden Sender", sagte ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider im APA-Interview.
Sportereignisse wie die Formel 1 oder die Fußball-Champions League waren zuletzt der Treiber der positiven Quotenentwicklung bei ServusTV. Der Sender erreicht inzwischen einen Marktanteil von mehr als 4 Prozent. "Aber auch an Tagen und Wochenenden ohne große Sportereignisse entwickelt sich der Sender nach oben. Das liegt an unseren fiktionalen Eigenproduktionen, an Vorabend-Formaten wie 'Servus am Abend', den Nachrichten und Quizsendungen", so Wegscheider. Als nächsten Schritt will man nun die "Lücke am Nachmittag" schließen und in der Daytime investieren.
Im Digitalbereich plant man einen Wintersportkanal und hat dafür vom Österreichischen Skiverband Highlight-Rechte erworben. "Für ServusTV On ist das ein absoluter Bringer", meinte Wegscheider. Bis Ende August hatte die Plattform 35 Millionen Video-Views, ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Geht es nach Wegscheider, sollen die gut funktionierenden Sportrechte verlängert werden. "Aber natürlich sind Sportrechte kein Wunschkonzert. Da müssen schon auch die Relationen passen, was die Preisentwicklung für die Lizenzen betrifft."
Eigenproduktionen
Denn mit Werbung ließen sich die Programminvestitionen nur auf Österreich bezogen nicht refinanzieren. Gedacht wird deshalb beim Sender mit der Perspektive Deutschland, Österreich, Schweiz. Ab kommenden Jahr startet man in Deutschland mit Eigenproduktionen. Der Vorabend soll in Kooperation mit Springers Welt TV mit Magazinen und News bespielt werden. "Die redaktionelle Verantwortung liegt bei ServusTV", so Wegscheider.
Hart ins Gericht ging der Intendant mit der heimischen Medienpolitik. "Ich erwarte mir seit mehr als 30 Jahren, dass sie endlich etwas dafür tut, um in Österreich einen dualen Medienmarkt zu ermöglichen. Den gibt es immer noch nicht zu 100 Prozent."
Dem ORF warf Wegscheider - trotz des inzwischen entspannteren Verhältnisses - vor, ORF III zum Teil dafür zu nutzen, um gegen ServusTV zu programmieren und erfolgreiche Formate aus der Heimatschiene zu kopieren. Der ORF sollte deshalb auf zwei TV-Kanäle verkleinert werden, das sei nicht von ungefähr ursprünglich so dimensioniert gewesen, erklärte der Privat-TV-Macher. Die Rundfunkgebühren könnten bleiben, dafür sollten Privatsender zu marktüblichen Preisen Zugang zum ORF-Archiv erhalten. Da sei man aber "schon in einer guten Richtung unterwegs, da waren die Fronten schon mal verhärteter". Wegscheider ortet bei der ORF-Führung "wachsende Bereitschaft zur Kooperation".
Kritik
Kritik am Servus-Kurs in der Corona-Berichterstattung wies Wegscheider zurück. Gegen den Sender läuft bei der KommAustria ein Verfahren wegen Verletzung des Objektivitätsgebots beim Wochenkommentar "Der Wegscheider". ServusTV wird etwa die Verbreitung von Verschwörungstheorien vorgeworfen. Kritiker monierten in der Vergangenheit auch eine einseitige Einladungspolitik bei Talk-Formaten und ein Schlagseite bei Corona-Dokus und Corona-News. Der Sender wird deshalb mit dem rechtskonservativen US-Sender und Republikaner-Sprachrohr Fox TV als eine Art österreichisches "Fuchs TV" verglichen.
"Es ist sehr hilfreich und aufschlussreich zu schauen, wer so was sagt." Solche Reaktionen kämen vor allem von "der linken Twitter-Blase in Wien", sagte Wegscheider. "Das ist eine eigene künstliche Welt. Wenn man zu den Leuten raus geht, dann bekommt man ein völlig anderes Bild von der Realität." Servus versuche diese Realität abzubilden. "Wenn es vor der KommAustria juristisch und sachlich sauber läuft, ist nichts zu befürchten."
ServusTV-Eigentümer und Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz sei mit der Entwicklung seines Senders jedenfalls zufrieden, versicherte Wegscheider. Wie hoch das langfristige Commitment zum Sender aus dem Eigentümer-Kreis in der nächsten Mateschitz-Generation ist, will Wegscheider nicht beantworten. "Mein Selbstverständnis als Senderchef ist, dass der Eigentümer die Ansagen macht und nicht ich. Ich habe ein sensationell motiviertes Team, und es gibt hier einen besonderen Spirit, um den uns viele beneiden. Mich darum zu kümmern, das ist meine Aufgabe bei ServusTV."
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