Doch das käme ihm niemals in den Sinn. Thomas Zajac ist erstens kein Jammerlappen und zum Zweiten ein Pragmatiker. „Warum soll ich mich über Dinge aufregen, die ich sowieso nicht beeinflussen kann“, sagt der Olympia-Dritte von Rio 2016. „Meine gesamte Energie gilt den Sachen, die ich selbst in der Hand habe.“
Also sind er und seine Segelpartnerin Barbara Matz knapp 100 Tage vor Beginn der Spiele mit ihrem Nacra-17-Boot in Marina di Ragusa vor Anker gegangen. Dort, an der Südküste von Sizilien, finden sie Bedingungen vor, wie sie auch im Olympiarevier in Enoshima vorherrschen. „Es ist natürlich nur eine Kompromisslösung. In Japan wird’s Ende Juli gefühlt 100 Grad und eine wilde Luftfeuchtigkeit haben, da brät man vor sich hin. Aber zumindest haben wir hier in Marina di Ragusa ein ähnliches Wellenbild wie bei Olympia.“
Thomas Zajac über ...
... das Training in Sizilien „Wir trainieren hier ausschließlich mit Leuten, die bei den Spielen dabei sind. Also mit unseren Gegnern. Je näher Olympia kommt, umso größer ist auch das Taktieren untereinander. Keiner will mehr die Karten richtig aufdecken, diese Herausforderung ist für alle neu und speziell.“
... die Bedeutung der Sommerspiele in Tokio „Es ist für alle ein wichtiges Zeichen, dass diese Spiele stattfinden. Die Menschen brauchen das Licht am Horizont. Ich glaube, dass die Spiele nicht nur für uns Sportler, sondern für die gesamte Gesellschaft Signalwirkung haben können. Dass die Menschen sehen: ,Hey, es kann wieder so werden, wie es einmal war.‘ Auch wenn mir klar ist, dass diese Olympischen Spiele anders sein werden als die von Rio.“
... eine Covid-Impfung für Österreichs Olympiasportler „Es ist wichtig und sinnvoll, dass wir Sportler geimpft werden. Jeder Athlet hält seine Knochen hin, damit er dort am Start sein darf, und bereitet sich bestmöglich darauf vor. Bestmöglich heißt: geimpft. Zugleich will ich aber keine Sonderbehandlung und nicht vor Menschen geimpft sein, für die es wirklich lebensnotwendig ist. Es muss doch beides möglich sein: Es muss möglich sein, dass alle Menschen geimpft werden, die es wirklich brauchen, und dass auch wir Sportler als Botschafter Österreichs eine Impfung erhalten. Andere Nationen schaffen das doch auch.“
... seine Olympiamedaille 2016 in Rio „Für mich persönlich war die Bronzemedaille von Rio schon sehr nachhaltig. Diese Erlebnisse und Emotionen werden mich mein ganzes Leben lang begleiten. Das hat mich auch geprägt. “
... Sommersport in Österreich „Ich kann mich noch gut erinnern, dass sich damals in Rio einige gefragt haben, warum man überhaupt Segler zu Olympia schickt, wo doch Österreich kein Meer hat und wir deshalb keine Segelnation sein können. Seitdem ich Sport betreibe, hatte ich nie das Gefühl, dass wir eine große Sportnation wären, in der die Menschen stolz auf ihre Athleten sind und sie als Botschafter des Landes gesehen werden. Es gibt Nationen, wo der Sport in der Gesellschaft deutlich besser verankert ist.“
... den Idealismus als Segler „Die Leute sehen immer nur den Ruhm und Glanz. Sie sehen aber nicht den Schweiß und die Arbeit und die Tränen dahinter. Viele Sportler geben sehr viel auf für ihren Traum. Klar, wir machen es in erster Linie für uns selbst, und wir haben uns alle dieses Leben ausgesucht. Aber es ist sicher nicht der einfachste Weg, so ein Leben zu leben. Wenn jemand Tage und Nächte trainiert, dann ist er aus einem gewissen Holz geschnitzt. Egal, ob er jetzt ein Sportler, ein Künstler oder ein Musiker ist. Ich bewundere solche Leute, die so viel opfern und so viel unterordnen und sich diesem Leben verschreiben.“
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