"Größtes Abenteuer"
"Welch ein Riesenabenteuer", schrieb Filzmoser dem KURIER. Doch dann konnte es – endlich – losgehen. Jeden Tag legte die Olympionikin rund 150 Kilometer auf dem Rad zurück. Sabrina Filzmosers Reise kann man unter diesem Link verfolgen.
"Es ist das größte und herausforderndste Abenteuer, das ich je erlebt habe", sagt Filzmoser. "Es scheint sich jeden Tag aufs Neue eine unüberwindliche Hürde aufzubauen – und doch geht es immer weiter."
Auf dem Weg bis ins Base Camp in Gorak Shep, in dem sie sich jetzt befindet, hat Filzmoser immer wieder in Judoschulen Halt gemacht, "um mit möglichst vielen Kindern selbst Judo machen zu können". Warum Judo für Entwicklungsprojekte so gut geeignet ist? "Weil man nicht viel braucht. Im Grunde nur eine Matte, manchmal nicht einmal die", sagt ein Sprecher des Österreichischen Judoverbands. Auf Filzmosers Reise kam immer wieder ein Hubschrauber mit Trainingskleidung, Matten oder Stärkung wie Traubenzucker zu den Stopps.
Judo für Entwicklungsprojekte
Der ÖJV unterstützt Filzmoser bei den Projekten, die sie schon seit vielen Jahren betreibt. ÖJV-Präsident Martin Poiger sieht darin auch die Chance, die "einzigartigen" Judowerte wie Höflichkeit, Selbstbeherrschung und Wertschätzung, die schon den Kleinsten im Training vermittelt werden, weiterzugeben – auch in anderen Teilen der Welt. Der Verband sehe seine Aufgabe nicht nur in der Entwicklung von Spitzensportlern und Spitzensportlerinnen wie Filzmoser, sondern auch in der Vermittlung dieser Werte sowie Bildung und Aufklärung.
Sabrina Filzmoser ist in der Region in Südostasien schon seit mehr als zehn Jahren unterwegs. Sie hat dabei vor allem in Nepal und Bhutan Entwicklungsprojekte aufgestellt, etwa, um Infrastruktur, Material und Judo-Trainingsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung bereit zu stellen. "Das ist mittlerweile nicht mehr nur Sabrina als Person", heißt es beim Judo-Verband, ein ganzes von ihr aufgebautes Netzwerk stehe da dahinter. (Hier kann man die von Sabrina Filzmoser initiierten Projekte unterstützen.)
"Gefrorener Honig"
In den vergangenen Tagen hat der Trubel sich gelegt. Um Sabrina Filzmoser wurde es ruhiger – und kälter. "Morgens gefriert der Honig", schreibt sie dem KURIER. Von dem Base Camp auf knapp 5.500 Metern Seehöhe aus wird sie in den kommenden Wochen immer wieder Akklimatisierungstrips unternehmen. Alleine. Das Camp teilt sie sich mit einer Gruppe. Die anderen kennt sie nicht. "Nur meine Freunde, die Sherpas."
"Mein bester Freund ist Mingma David Sherpa, er war bei meiner Mansalu-Expedition 2016 dabei (Filzmosers erster 8.000er, Anm.) und war gemeinsam mit mir auf der Ama Dablam 2017 (Nepal, 6,812 m, Anm.)", erzählt Filzmoser. Mingmas Cousine Phupu Lhamu Khatri sei eines der Kinder in einem von Filzmoser initiierten Entwicklungsprojekt gewesen. 2016 bei den Sommerspielen in Rio war sie Fahnenträgerin.
Ans Limit
Ob sie den Trip – von Meereshöhe zum Everest, ohne Sauerstoff – schon früher machen wollte? "Ich hatte das schon ziemlich lange auf meiner To-Do-Liste, aber es kamen immer noch mal Olympische Spiele dazwischen", lacht sie.
Jetzt steht nichts mehr zwischen ihr und dem Gipfel. Nur noch die Natur, das Wetter und die Grenzen des eigenen Körpers – den Sabrina Filzmoser in den vergangenen Jahrzehnten immer ganz gut ans Limit pushen konnte.
Ob sie es bis zum Gipfel schaffen wird? "Ob Everest Gipfel oder nicht, das bisher Passierte hat sehr viel verändert und einigen einen komplett anderen Blickwinkel geschenkt", schreibt die Athletin mit kalten Fingern in ihrem Zelt. "Ich finde, ich habe eine Riesenverantwortung, mich auch für diejenigen einzusetzen und stark zu machen die nicht die gleichen Möglichkeiten haben wie wir. Deshalb hat diese außergewöhnliche Reise zu den ärmsten Judoschulen und Plätzen von Indien und Nepal jetzt schon eine solch große Bedeutung."
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