Rugby-Exote: Ein Österreicher spielt in Irland groß auf

Spielmacher: Als Zehner ist Caspar Gabriel einer der wichtigsten Spieler auf dem Platz
Der Wiener Caspar Gabriel setzt sich in der Rugby-Nation Irland durch. Warum der 19-Jährige in Dublin sein Glück sucht und wie er zum irischen Teamspieler wurde.

Ein österreichischer Rugby-Spieler in Dublin. Das ist vergleichbar mit einem Skifahrer aus Thailand, der für den ÖSV an den Start geht. Caspar Gabriel ist dieser Exote in der Rugby-Nation Irland.

Der 19-Jährige kommt etwas später zum Treffpunkt in die Kantine des Terenure College Rugby Football Club, 20 Autobusminuten südlich des Zentrums der Hauptstadt. Sein bester Freund hat sich bei einem Rugby-Spiel seines Klubs Terenure soeben verletzt, vermutlich ist das Wadenbein gebrochen. Eine Stunde haben sie im Nieselregen auf die Rettung warten müssen. Getrübt ist seine Stimmung.

Profi-Einstellung

Caspar Gabriel ist der mit Abstand beste Rugbyspieler, den Österreich je hatte. Sein Vater Thomas Gabriel war maßgeblich am Aufbau des Sports in Österreich beteiligt und selbst Teamspieler. Der Rugby-Ball wurde Caspar wortwörtlich in die Wiege gelegt. Als 14-Jähriger kam er mit der U16 von Donau Wien zu einem Testspiel nach Dublin. „Da ist dann jemand auf mich aufmerksam geworden“, erzählt er. „Für mich war dann sofort klar, dass ich hierbleibe.“ Hier, alleine, in Irland, einer der größten Rugby-Nationen, derzeit die Nummer zwei der Weltrangliste. Laut World Rugby sind in Irland mehr als 200.000 Spieler registriert.

Rugby-Exote: Ein Österreicher spielt in Irland groß auf

Caspar Gabriel

Gabriel kam bei einer Gastfamilie unter und schloss mit 18 die Schule ab. Im April war er mit einem Try (fünf Punkte) und drei Erhöhungen (je zwei Punkte) Topscorer bei seinem Debüt für das irische U19-Nationalteam. Als Österreicher? Im Rugby ist man nach fünf Jahren im Land für die jeweilige Nation spielberechtigt.

Direkt nach der Matura kam Gabriel in der Akademie von Leinster unter, einem der vier großen Teams in Irland, die sich in einer internationalen Profiliga mit Mannschaften aus Schottland, Wales, Italien und Südafrika messen. Am vergangenen Samstag spielte er seine ersten Minuten für die Kampfmannschaft.

An einem normalen Tag beschäftige ich mich von 9 bis 16 Uhr ausschließlich mit Rugby.

von Caspar Gabriel

Rugbyspieler aus Österreich

Mittlerweile wohnt Gabriel nicht mehr bei der Gastfamilie, sondern mit Gleichgesinnten im Spielerhaus von Leinster. Sein Leben ist das eines Profis: „An einem normalen Tag beschäftige ich mich von 9 bis 16 Uhr ausschließlich mit Rugby. Es beginnt mit einem Team-Meeting, es folgt das Gym und danach geht es auf den Platz.“ Im Anschluss soll er im Eisbad oder in der Sauna den Körper wieder auf Vordermann bringen.

Profi-Umfeld

Bis zu 30 Personen kümmern sich bei Leinster um die Sportler, erzählt Gabriel. „Vom Headcoach über Masseure bis hin zu Menschen, die einem helfen, durch die Ausbildung zu kommen.“ Neben dem Sport studiert er auf der Uni in Dublin Wirtschaft, doch zu Vorlesungen schafft er es selten. „Auf der Uni wissen sie, dass ich wie ein Profisportler arbeite. Ich kann meine Kurse dann problemlos verlängern.“

Gabriel, 1,90 Meter groß, 95 Kilogramm schwer, ist ein sogenannter Zehner, ein Spielmacher, ein Kreativer. Zudem kickt er. Spieler mit diesen Qualitäten sind bei den Profis die Topverdiener. „Ich verdiene jetzt schon ein bisschen Geld mit dem Sport. Um wirklich gut zu verdienen, muss man aber international spielen.“ Entweder für die Kampfmannschaft von Leinster oder für das irische A-Nationalteam. Die Chance dafür sei mittelfristig jedenfalls da, sagt er.

Es ist vor allem dreierlei, das Caspar Gabriel am Rugby fasziniert:

  • Gemeinschaft: „Ich habe mich im Rugby immer willkommen gefühlt. Ich war auch beim Fußball-Training, dort schaut niemand auf dich. Beim Rugby achtet das ganze Team aufeinander.“
  • Tempo: „Football zum Beispiel ist im Gegensatz zu Rugby richtig langsam und hat so viele Pausen. Bei uns ist immer was los.“
  • Taktik: „Rugby schaut oft aus wie eine Rauferei, aber es steckt wahnsinnig viel dahinter.“

Den Kontakt zu den früheren Kollegen aus Wien hat er nicht abreißen lassen. Den Vergleich der beiden Rugby-Welten Irland und Österreich aber scheut er. „Wenn ich in Wien zu Besuch bin, schaue ich mir wirklich gerne die Spiele an. Aber es ist bei weitem nicht so strukturiert und so schnell wie hier.“

Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass auch in Österreich der Sport offen für alle sei. „Auch wenn man keinen Kontaktsport mag. Jeden Montag um 18 Uhr kann man Touch-Rugby bei Donau ausprobieren.“ In Mixed-Teams. „Das ist wirklich lustig.“

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