Federer will sich nicht in Favoritenrolle sehen

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Roger Federer geht fit wie schon lange nicht in die US Open, betreibt aber Druckabbau.

Langsam wird es langweilig. Langsam wird es auch ihm zu langweilig. Seit Roger Federer 2003 Wimbledon gewann, zählte er fast immer zum Favoritenkreis bei einem Grand-Slam-Turnier. Warum soll es bei den US Open, die heute starten, anders sein?

Fast immer nahm er die Rolle des Gejagten an und fügte sich ins Vorgeplänkel, in dem logischer Weise immer sein Name fällt. Dieses Mal ist es anders: „Ich habe beschlossen, dass ich dieses Spiel nicht mehr mitspiele“, sagt der Schweizer.

"Gibt andere"

Freilich dient seine neue Anschauung auch ein bisserl dem Druckabbau. Auf der einen Seite muss der Rekordsieger bei Grand-Slam-Turnieren (20 Siegestrophäen) Favorit sein, auf der anderen Seite wartet er seit zehn Jahren auf einen Titel beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres. 2008 hatte der Schweizer im Endspiel Andy Murray besiegt, der auch wieder dabei ist, seitdem wartet der mittlerweile 37-Jährige aber auf seinen sechsten Titel bei den US Open. Und auch deshalb sagt Roger Federer: „Es gibt andere, die bei den US Open diese Rolle einnehmen.“

Zwei Mal kam Federer seit 2008 noch ins Endspiel. 2009 unterlag er (wie im Vorjahr im Viertelfinale) Juan Martín del Potro, 2015 Novak Djokovic. Und der Serbe könnte beim prognostizierten Verlauf bereits im Viertelfinale warten. Zukunftsmusik, bei der Federer nicht mittrommeln will. „Ich muss erst einmal so weit kommen, dann können wir uns darüber unterhalten. Die Konkurrenz wurde größer.“

Andere sehen Federer sehr wohl wieder als Herrn mit aussichtsreichen Chancen. „Es wäre idiotisch, Roger Federer nicht zum engsten Favoritenkreis bei einem Grand-Slam-Turnier zu zählen“, sagt Günter Bresnik, der mit Dominic Thiem und Dennis Novak (möglicher Zweitrundengegner Federers) Österreichs einzige Einzel-Vertreter trainiert.

Locker und fit

Und tatsächlich: Auch wenn Federer zurückhaltend wirkt, sorgt er für wenig Freude bei den Gegnern, wenn er sagt: „Ich fühle mich ausgeruht und topfit. Das war in den vergangenen Jahren in New York nicht so.“ Im Vorjahr plagte ihn beispielsweise eine Rückenverletzung. Heuer schonte der Meister des dosierten Turnierkalenders seine Kräfte, spielte nur ein Hartplatz-Turnier und kam dabei in Cincinnati bis ins Finale, wo Djokovic die Oberhand behielt.

Vor allem wirkt Federer im Training und abseits davon überaus locker. „Ich darf nicht vergessen, dass ich befreit nach vorne spielen muss. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Bonus.“ Also wieder der Druckabbau. Außerdem kann der Schweizer mit Extremtemperaturen sehr gut umgehen, wie er bei den Australien Open zu Beginn des Jahres eindrucksvoll zeigte. Als Spieler bei mehr als 40 Grad am Rande der Aufgabe standen, kam Federer kaum ins Schwitzen. Der 20. Grand-Slam-Titel war die Folge.

Und der größte Vorteil für Roger Federer ist: Roger Federer. „Er ist der beste Spieler der Geschichte“, sind sich Tennisexperten einig.

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