Zoidl kommt in Gelb nach Wien
Am Vormittag hatte es noch geregnet, doch pünktlich zur Entscheidung bei der 65. Österreich-Rundfahrt zeigte sich Podersdorf einmal mehr von seiner besten Seite: 28 Grad und Sonnenschein boten den Rahmen für das Duell zwischen dem in der Gesamtwertung führenden Belgier Kevin Seeldraeyers vom kasachischen Team Astana und Riccardo Zoidl, der wohl einen seiner letzten Auftritte im Trikot des oberösterreichischen Rennstalls Gourmetfein Wels gab.
Der 25-jährige Goldwörther hatte schon im vergangenen Jahr und auch im heurigen Frühjahr jede Menge Werbung für sich gemacht, die internationalen, großen Teams haben seinen Namen längst auf ihre Wunschlisten geschrieben. Das letzte Argument pro Zoidl sollte nun der Gesamtsieg bei der Ö-Tour werden, doch dafür brauchte er ein gutes Zeitfahren über 24,1 Kilometer.
52 Sekunden galt es bei nicht einfachen Bedingungen (Rückenwind auf den ersten zwölf Kilometern Richtung Illmitz, Gegenwind auf der zweiten Streckenhälfte retour) aufzuholen. Doch neben der besseren Papierform sprach auch der gesundheitliche Zustand für Riccardo Zoidl – sein Rivale war am Freitag in einen der vielen Stürze verwickelt.
Der Souverän
Dass die Tagesbestzeit für keinen der beiden in Frage kommen würde, war ohnehin klar: Mit Fabian Cancellara war der Branchenbeste am Start, der Schweizer war schon vier Mal Weltmeister im Zeitfahren (darunter einmal in Salzburg), er ist einfacher Olympiasieger und hat in den letzten Tagen von wenig anderem als dem Samstags-Bewerb gesprochen.
Und es kam dann auch so, wie es Cancellara versprochen hatte: Der 32-Jährige siegte überlegen und widerlegte damit jene, die geunkt hatten, der Berner wolle sich einen Lenz im österreichischen Sommer machen. „Wenn ich starte, dann will ich auch gewinnen“, und das tat er, unterstützt von einigen hundert Landsleuten.
Der Jäger
Während Cancellara noch Autogramm um Autogramm gab, machte sich Riccardo Zoidl als vorletzter Starter auf den Weg. Bereits beim Wendepunkt hatte der Oberösterreicher 29 Sekunden auf Kevin Seeldraeyers aufgeholt. Im Ziel übernahm er die Zwischenführung, und in den folgenden Minuten hätte man Stecknadeln werfen und fallen hören können, so still war es im rappelvollen Zielgelände.
Riccardo Zoidl saß inmitten einer Menschentraube im Gras und rang nach Luft, während Seeldraeyers Richtung Ziel fuhr. Als 3:52 Minuten vorbei waren, war klar: Erstmals seit fünf Jahren und Thomas Rohregger wird wieder ein Österreicher die Österreich-Rundfahrt gewinnen, denn auf der letzten Etappe wird der Gesamtführende traditionell nicht mehr attackiert, das letzte Wort haben die Sprinter.
Riccardo Zoidl schüttelte nur den Kopf, wie er so da saß, und während um ihn herum der Jubel losbrandete. „Du host g’wonnen!“, rief ein Betreuer Zoidl zu, der hob den Kopf, rang sich ein Lächeln ab und antwortete: „Joo, i waaß eh“ – und musste dann über sich selbst lachen.
Unter „Ricci“-Sprechchören wurde er zum Motorhome seines Teams begleitet, und das wird er wohl nicht mehr oft machen. Denn schon in den nächsten Tagen oder Wochen wird der Wahl-Innsbrucker ein Engagement bei einem großen Team antreten. Bernhard Eisel, als Mitglied bei Sky bei einem eben solchen, ist sich sicher, dass der 25-Jährige seinen Weg machen wird: „Er hat das Zeug dazu.“
Finale am Burgtheater
Am Sonntag wird der Schlussakt der 65. Österreich-Rundfahrt gegeben, traditionell geht es von Podersdorf über 122,8 Kilometer nach Wien, auf dem Ring werden zehn Runden gedreht, ehe vor dem Burgtheater die letzte Sprintentscheidung fällt. Bereits gefallen ist die Entscheidung in Sachen Bergtrikot – zumindest dieses hat sich Kevin Seeldraeyers gesichert.
Was haben ein Basketballer, ein Eishockeyspieler, ein Fernsehmoderator, ein Eishockeytrainer und ein Winzer gemeinsam? Erik Frühwirth, David Schuller, Armin Assinger, Christer Olsson und Leo Hillinger schwangen sich vor den Herren Profis auf die Räder und absolvierten die Originalstrecke des Einzelzeitfahrens.
Armin Assinger fühlte sich beim ersten Kontakt mit der Zeitfahrmaschine an seine Vergangenheit erinnert: „I hob jetz scho Nackenschmerzen, wie früher in der Hocke“, sagte der 49-Jährige, bewies danach aber Form: In 34:19 Minuten wurde der Kärntner Vierter. „Lässig wor’s!“
Weniger Freude hatte Basketballer Erik Frühwirth, der erstmals auf einer Rennmaschine Platz nahm. „Bis zur Wende war’s o.k., aber zurück war der Gegenwind ein Wahnsinn.“ Der 2,07-Meter-Lackel der Oberwart Gunners kämpfte auch mit seiner Angriffsfläche, mit 10:44 Minuten Rückstand auf den Tagesbesten, Bahn-Olympiasieger Uwe Peschel (D), wurde der 22-Jährige Letzter.
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