Seit fast 20 Jahren ist Roman Abramowitsch Besitzer des FC Chelsea. Nun übergibt der 55-Jährige den Klub der gemeinnützigen Chelsea-Stiftung. Immer größer wurde in England der Druck auf den russischen Oligarchen, der einst gute Beziehungen zu Putin hatte. Oder immer noch hat? Der Labour-Abgeordnete Chris Bryant sagte im Parlament, dass Abramowitsch "nicht länger in der Lage sein" dürfe, "einen Fußballklub in diesem Land zu besitzen".
Abramowitsch ist mit dem Zerfall der UdSSR reich geworden, sein Vermögen wurde vor dem Krieg auf 12,6 Milliarden Dollar geschätzt. Er hat mit Ölhandel das große Geld verdient, ist heute größter Aktionär von Evraz, dem zweitgrößten Stahlproduzenten Russlands, und hat auch Anteile am weltweit größten Erzeuger von elektrolytisch raffiniertem Nickel. Ein derartiger Aufstieg ist ohne Beziehungen zu den Mächtigen nicht möglich. Er galt als Unterstützer Putins. Abramowitsch-Mentor Boris Beresowski hingegen wandte sich gegen den aufstrebenden Politiker, wurde wegen Korruption verfolgt und schließlich 2013 tot aufgefunden.
"The Roman Empire"
2003 zahlte er rund 210 Millionen Euro für die Übernahme des Klubs aus London. Rund eine Milliarde hat er in den letzten 19 Jahren investiert, der Wert des Vereins wird auf zwei Milliarden geschätzt. Neben dem FC Chelsea gönnte sich Abramowitsch Anwesen rund um die Welt, Luxusautos, Flugzeuge, Kunstwerke und mehrere Mega-Yachten. Das Wall Street Journal nannte seine Sammlung von Besitztümern "The Roman Empire".
Das aber hat Abramowitsch nicht mehr in Großbritannien gesehen, das ihm 2018 die Verlängerung seines Visums verweigert hatte. Er beantragte die israelische Staatsbürgerschaft und erhielt sie auch, weil er ein Kind jüdischer Eltern ist.
An der Stamford Bridge war er vergangenen November das erste Mal in den letzten drei Jahren. Im 2020 erschienenen Buch "Putin’s People" schreibt Autorin Catherine Belton, dass Putin Abramowitsch damit beauftragt habe, Chelsea zu kaufen, um Russlands Einfluss zu vergrößern. Abramowitsch hat eine Klage gegen das Buch eingereicht. Die Gerüchte, dass er zu den wichtigsten Oligarchen im System Putin zählt, wird er aber nicht los.
Andere Oligarchen stehen dazu, dass sie Putins verlängerte Arme im Weltsport sind.
Wladimir Lissin setzte sich 2018 auf einer Generalversammlung in München als Präsident der International Shooting Sport Federation (ISSF) durch. Der 65-Jährige ist zudem Mitglied der russischen olympischen Kommission und hat enge Verbindungen zu Putin. Sein auf 31 Milliarden Dollar geschätztes Vermögen hat der 65-Jährige als Stahlmagnat gemacht.
Kirsan Iljumschinow ist sich laut mehreren Interviews sicher, dass er 1997 gemeinsam mit Außerirdischen durch das All gereist ist. Der 59-jährige Vertraute Putins leitete von 1995 bis 2018 den Schach-Weltverband. In dieser Funktion traf er sich mit Saddam Hussein und spielte Schach mit Muammar al-Gaddafi. Den Schachverband übernahm Arkadi Dworkowitsch. Ein russischer Politiker, der von 2008 bis 2012 einer von fünf persönlichen Beratern Putins war.
Alischer Usmanow leitet seit 2008 den Fecht-Weltverband. Der 68-jährige Medienmogul wird auf ein Vermögen von 16,8 Milliarden Dollar geschätzt. Der inhaftierte Putin-Kritiker Alexei Nawalny warf Usmanow vor, den Kreml zu finanzieren. Usmanow antwortete mit einem Video von seiner 154-Meter-Jacht, in dem er laut Guardian "Ich spucke auf dich" sagte. Der 68-jährige Usbeke verkaufte letztes Jahr seine Arsenal-Anteile um 550 Millionen Pfund (an US-Investor Stan Kroenke, der nun alleiniger Eigentümer ist) und investierte weiter in den FC Everton.
Igor Wiktorowitsch Makarow ist in Österreich kein Unbekannter. Im Ibiza-Video, das den Sturz des damaligen österreichischen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache einleitete, gab sich der Lockvogel als Nichte Makarows aus. Der Oligarch, den Vorwürfe über Geldwäsche und Mafiakontakte verfolgen, stellte klar, dass er Einzelkind ist. Der bald 60-Jährige zählt zum engsten Kreis rund um Putin. Der ehemalige Radfahrer sitzt seit 2011 im Vorstand des Welt-Radsportverbands. Sein Vermögen wird auf 2,1 Milliarden Dollar geschätzt.
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