Verbände wollen nicht gegen Russland spielen - das sagt die FIFA

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Der Weltverband will für das WM-Play-off eine "akzeptable Lösung" finden.

Der Fußball-Weltverband FIFA hat zwar die russische Invasion der Ukraine verurteilt, von einer wirklich scharfen Sanktion gegen das Nationalteam des Aggressors aber abgesehen. Es gibt zumindest vorerst keinen Ausschluss Russlands aus dem WM-Play-off. Man stehe in Kontakt mit den Verbänden von Polen, Schweden und Tschechien, "um gemeinsam angemessene und akzeptable Lösungen zu finden", hieß es in einer FIFA-Mitteilung vom Sonntagabend.

Davor hatten die drei möglichen WM-Play-off-Gegner Russlands bekanntgegeben, keinesfalls gegen Russland anzutreten. Nach dem polnischen und schwedischen verkündete am Sonntag auch der tschechische Fußball-Verband, "unter keinen Umständen" gegen Russland spielen zu wollen. Im Play-off sollte laut ursprünglichem Plan zunächst Polen in Russland spielen, der Sieger fünf Tage später zu Hause auf den Gewinner der Partie zwischen Schweden und Tschechien treffen. "Drei Verbände - das zeigt, was Solidarität bedeutet", twitterte der polnische Verbandspräsident Cezary Kulesza am Sonntag.

Kurz danach vermeldete die FIFA, dass Russland vorerst keine internationalen Fußball-Wettbewerbe mehr auf eigenem Gebiet austragen dürfe. Heimspiele der Sbornaja sollen demnach nur noch auf neutralem Boden und ohne Zuschauer stattfinden. Zugleich drohte die FIFA mit einem Komplett-Ausschluss des Landes, sollte sich die Situation nicht rasch verbessern.

Die Entscheidung des Büros des FIFA-Councils in Abstimmung mit den sechs Präsidenten der Kontinentalverbände sei einstimmig getroffen worden, hieß es in der Mitteilung. Der Weltverband orientierte sich bei seiner Entscheidung an den Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Demnach sollen bei internationalen Wettbewerben auch nicht die russische Hymne und Flagge zum Einsatz kommen. Mannschaften treten unter dem Namen Fußball-Union von Russland an.

FIFA und UEFA, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin pflegten, verurteilten zwar die Invasion Russlands in die Ukraine, verbannten bisher aber weder russische Mannschaften noch russisches Geld aus ihren Wettbewerben. Die FIFA hatte sich am Donnerstag zunächst in eine Beobachterrolle zurückgezogen. Der Frage, ob er den 2019 aus den Händen von Putin erhaltenen Freundschaftsorden zurückgeben werde, war Infantino am Donnerstag ausgewichen. Der Weltverband wird sich entscheiden müssen, ob er den WM-Gastgeber von 2018 mit dem Ausschluss aus der WM-Qualifikation verprellt - oder mit der gegenteiligen Entscheidung die überwältigende Mehrheit der anderen Verbände.

Der französische Verbandschef Noël Le Graët brachte am Sonntag als erster ranghoher Funktionär auch den Ausschluss Russlands aus dem Wettbewerb ins Gespräch. "Das ist mein erster Impuls" sagte der 80-Jährige, der im FIFA-Council sitzt, der Zeitung Le Parisien. "Einem Ausschluss Russlands werde ich sicher nicht widersprechen."

Unterdessen kündigte der englische Fußballverband FA an, bis auf weiteres keine Länderspiele mehr gegen Russland auszutragen. "Aus Solidarität mit der Ukraine, und um die von der russischen Führung verübten Gewalttaten vollkommen zu verurteilen, kann die FA bestätigen, dass wir für die absehbare Zukunft in keinerlei Länderspielen gegen Russland antreten werden", hieß es in der Mitteilung. Das schließe jegliche Spiele in jeder Altersgruppe und im Behindertensport mit ein.

Die Europäische Fußball-Union, die St. Petersburg bereits das Endspiel der Champions League entzogen hatte, kündigte am Wochenende weitere Notfallsitzungen ihres Exekutivkomitees an. Wichtigster und wohl auch einflussreichster Geldgeber ist weiterhin der in Europa höchst umstrittene russische Energieriese Gazprom.

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