Paszeks Achterbahnfahrt ins neue Glück

Paszeks Achterbahnfahrt ins neue Glück
Mit 21 Jahren hat Tamira Paszek schon viel erlebt. Derzeit spielt die Vorarlbergerin mit internationalen Wurzeln wieder groß auf.

Indien + Tansania + Kenia + Kanada + Chile + Frankreich + Polen = Vorarlberg.

In Tamira Paszek steckt die ganze Welt. Noch einmal im Detail: Der Vater, dessen Eltern in Indien geboren wurden, ist in Tansania geboren und in Kenia aufgewachsen. Er lebte dann lange in Kanada. Die Mutter ist als Tochter eines französischen Polen (deshalb der Nachname) und einer Vorarlbergerin in Chile geboren. Und: Paszek hat Pateneltern, die in Eastbourne leben.

Die Pateneltern haben übrigens Tamira vergangene Woche bei deren Turniersieg in Eastbourne zugejubelt, sie werden sie wohl auch in Wimbledon besuchen, wo die Vorjahres-Viertelfinalistin Paszek heute gegen die Belgierin Wickmayer um einen Achtelfinalplatz kämpft.

Paszek fühlt sich als Österreicherin, nicht nur weil sie am 6. Dezember 1990 in Dornbirn geboren ist. Und dennoch denkt sie international, nicht nur, weil sie zweisprachig (deutsch und englisch) aufgewachsen ist

Wunderkind

Schon als 15-Jährige, als sie ihr erstes Turnier in Portoroz gewann, waren von ihr keine Standardsätze wie von anderen österreichischen Sportlern zu erwarten. Schon damals analysierte das Mäderl messerscharf, hörte man keine Sätze, wie "Schau ma mal, dann seh ma eh."

Loblieder wurden angestimmt, in den Himmel wurde sie gehoben. Für Paszek war dies kein Kinderspiel, sie blieb auf dem Boden und betonte: "Ich bin nicht als Wunderkind geboren. Alles ist harte Arbeit und wird harte Arbeit bleiben."

Harte Arbeit stand immer im Vordergrund, auch wenn ihre Karriere einer Hochschaubahn gleicht, bei der es sehr oft sehr weit nach unten ging. Keine Olympiateilnahme 2008, weil das ÖOC etwas dagegen hatte, dazu zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle, dazwischen eine nervende Dopingangelegenheit vor drei Jahren, die aber mit einem Freispruch endete. Und zuletzt das "No" des Internationalen Tennisverbandes in puncto Olympiastart.

Sie hat immer an sich geglaubt, auch als sie 2012 bis Mitte Juni nur zwei Spiele auf der Tour gewonnen hatte. "Es war schon oft eine große Überwindung und ich war auch schon ein bisschen deprimiert. Aber jetzt bin ich endlich verletzungsfrei. Und voller Selbstvertrauen."

Wunderwaffe

Im Mai besorgte ihr Manager Ronnie Leitgeb auch den richtigen Coach, den ehemaligen rumänischen Topspieler Andrei Pavel, nachdem sie von Vater Ariff Mohamed jahrelang hin- und hergeschickt worden war. "Andrei hat einen großen Verdienst am Erfolgslauf", lobt Tamira. Das sagt auch Georg Margreitter, seit vier Jahren der Lebensgefährte. "Jetzt hat sie endlich einen Trainer, dem sie vertrauen kann."

Pavel ist in Wimbledon dabei, Margreitter muss selbst arbeiten. Der Fußballer ist mit Austria Wien derzeit im Trainingslager in Velden. "Aber ich bin bis vor Kurzem mit ihr drei Wochen mitgewesen, wir telefonieren ständig", sagt der 23-Jährige, der wie seine Freundin aus Vorarlberg kommt und ähnlich redegewandt ist.

Ob er selbst zum Tennis-Fan geworden ist? "Bevor ich Tamira kennengelernt habe, war ich nur am Herren-Tennis interessiert. Das hat sich freilich geändert", schmunzelt Margreitter. Er wird seiner Tamira die Daumen drücken. Und: "Vielleicht geht sich am Montag ein Kurz-Trip nach Wimbledon aus."

Denn keiner zweifelt daran, dass Tamira Paszek dann noch im Bewerb ist.

Paszek: Mit 15 schon Turniersiegerin

Karriere Tamira Paszek wurde am 6. Dezember 1990 in Dornbirn geboren. 2005 sorgte sie mit dem Finaleinzug in Wimbledon bei den Junioren erstmals für Aufsehen, ein Jahr holte sie als siebentjüngste Spielerin aller Zeiten einen WTA-Titel (Portoroz). 2010 folgte der Titel in Quebec, im Juni 2012 jener von Eastbourne. 2011 stand sie in Wimbledon im Viertelfinale, derzeit ist Paszek die Nummer 37 der Weltrangliste. Paszek brach das Gymnasium aber zwei Jahre vor der Matura ab.

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