Warum eine gebürtige Russin in Paris für Österreich startet
Handbikerin Svetlana Moshkovich nimmt in Paris ihre ersten Paralympics unter rot-weiß-roter Flagge in Angriff. Nach einem schweren Autounfall zog es die gebürtige Russin im Zuge der Reha erstmals in den deutschsprachigen Raum, wo ihr mit der Querschnittslähmung ganz andere Möglichkeiten geboten wurden. In Österreich fühle sie sich seit mittlerweile zehn Jahren zuhause, jetzt dürfe sie endlich auch „Rot-weiß-rot auf dieser riesigen Bühne vertreten“.
Große Vorfreude auf die Bewerbe
Die Vorfreude auf den Aufenthalt in Paris und ihre Bewerbe am Mittwoch (Zeitfahren) und Donnerstag (Straßenrennen) sei riesig. Die mit gehörig Routine ausgestattete 41-Jährige kämpft um ihr zweites Edelmetall bei Paralympischen Spielen. Bereits vor 12 Jahren gewann Moshkovich, damals noch für Russland am Start, im Zeitfahren in London völlig überraschend Bronze. „Ich hatte damals keine Erwartungen. Ich bin als schwarzes Pferd bei dem Rennen angetreten und habe Bronze gewonnen“, erzählte die Handbikerin.
Damals war Moshkovich im Nachbarland Deutschland beheimatet. Der Grund dafür ist ein tragischer und ereignete sich im Herbst 2004. Auf der Heimfahrt von einer Hochzeit verunglückte das Auto, in dem Svetlana saß, mit fünf Personen an Bord auf verschneiter Straße. Zwei Insassen starben, Moshkovich sitzt seit diesem Tag querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Im Rahmen der Reha übersiedelte sie ins deutsche Heidelberg und fand dort zuvor unbekannte Möglichkeiten vor.
Wie beispielsweise das Busfahren ohne große Komplikationen. „Ich bin mit dem Rollstuhl eingestiegen und in die Altstadt gefahren, da habe ich von Ohr zu Ohr gegrinst“, erzählte Moshkovich. Besonders wichtig sei es gewesen, das Gefühl der Selbstständigkeit zurückzuerobern. Aus diesem Grund entschied sich die damals 26-Jährige vorerst in Heidelberg zu bleiben.
Dort kam sie auf einer Veranstaltung auch erstmals in Kontakt mit ihrem nunmehrigen Lieblingsgerät - dem Handbike. „Die Ausstrahlung, die die Sportler dort hatten, hat mich so fasziniert. Sie sind mir nicht aufgefallen, weil sie im Rollstuhl saßen, sondern weil sie so eine Lebensfreude ausgestrahlt haben“, sagte Moshkovich. Anschließend habe sie sich gedacht, sie wolle das auch ausprobieren. 2011 bestritt Moshkovich dann erstmals Weltcup-Rennen.
Den Weg in ihre heutige Heimat Österreich fand sie aufgrund ihrer Ausbildung. An der Universität Innsbruck begann sie 2014 ein Sportstudium. „Wir waren die Ersten, die im Rollstuhl Sport studieren konnten“, erzählte Moshkovich. Zusätzlich seien auch die Trainingsbedingungen inmitten schöner Natur mit vielen Bergen ideal gewesen. „Das war ein Jackpot.“ Zehn Jahre nach dem Umzug startet Moshkovich nun top vorbereitet in Paris für Rot-weiß-rot.
Der Krieg ist kein Thema
Vom Russisch-ukrainischen Krieg will sie sich nicht groß beeinflussen lassen. „Für mich steht der Sport im Vordergrund, ich schaue gar nicht fern. Meine Familie bleibt in Sibirien, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Wir haben immer Kontakt, und das ist mir das Wichtigste“, erklärte Moshkovich, die auch noch eine wichtige Botschaft parat hatte: „Meine Ziele sind im Sport. Sport kennt keine Nationalitäten, wir sind alle gleich. Das ist das Schöne an dem Ganzen.“
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