Rio 2016: Die Spiele der Gegensätze

Religiöse Gegensätze: Beachvolleyball, Ägypten gegen Deutschland.
Gold für den Kosovo, nur Silber für Nordkorea, und ein Kopftuch als Hauptsache.

Die bizarrste Wortmeldung des zweiten Wettkampftages der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro kam von einem Gewichtheber. "Mit einer Silbermedaille kann ich für mein Volk kein Held sein", sagte Om Yun Chol, der Titelverteidiger, der am Sonntag der erste Verlierer war. Für den 24-jährigen Nordkoreaner muss es eine einzige Katastrophe gewesen sein, nicht zuletzt seinem großen Idol gegenüber – dem verstorbenen Staatschef Kim Jong Il. "Er wird für immer meine Inspiration bleiben", sagte Om. "Ich hoffe, dass ich bei der nächsten Gelegenheit meine Dankbarkeit mit Gold ausdrücken kann."

Nationale Tränen

Zum Weinen war auch Judoka Majlinda Kelmendi zumute. Aber nicht, weil sie sich geschämt hätte (mit Gold im Judo-Bewerb der Klasse bis 52 Kilo hat nun auch wirklich kein Grund dafür bestanden), sondern weil sie beim ersten Antreten des Kosovo die erste Medaille geholt hatte. 2012 war sie noch unter der Flagge Albaniens angetreten, "dieses Mal hatte ich meine Flagge und meine Hymne, und das ist einer der ersten Gründe, warum ich so motiviert war und unbedingt gewinnen wollte."

Gratulationen aus Serbien dürfte Kelmendi eher nicht erhalten haben – noch am Sonntag hatte Serbiens Sportminister Vanja Udovicic seinen Athleten geraten, Kontakt mit kosovarischen Sportlern zu vermeiden. Und mehr noch: Sollten sie gemeinsam mit Kosovaren bei der Siegerehrung ausgezeichnet werden, sollen die Serben die Zeremonie verlassen. Hintergrund: Serbien erkennt die Unabhängigkeit seiner einstigen Teilrepublik nicht an – im Gegensatz zur Hälfte der Mitglieder der Vereinten Nationen.

Freilich gibt es auch Spannungen zwischen anderen Teams. So sollen sich nach übereinstimmenden Berichten libanesische Sportler geweigert haben, mit israelischen in einem Bus zur Eröffnungsfeier zu fahren. Offiziell befinden sich beide Länder noch im Krieg, offizielle diplomatische Beziehungen gibt es derzeit nicht.

Religiöse Verfechterin

Für Wirbel sorgt in Rio auch Ibtihaj Muhammad: Sie startet als erste Amerikanerin mit einem Kopftuch bei Olympischen Spielen. Zu Hause wird die Säbelfechterin deswegen immer häufiger angefeindet.

Mit zwölf kam sie erst zum Fechten, nachdem sie zuvor jahrelang nach einem Sport gesucht hatte, der sich mit den Kleidungsvorschriften des Islam vereinbaren ließ. In den USA ist Muhammad eine von 3,3 Millionen Muslimen, und sie alle sind verunsichert, seit der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ein "Einreiseverbot gegen alle Muslime" durchsetzen will.

Muhammad ist schwarz und die erste US-Sportlerin bei Olympischen Spielen mit Hidschab, ihrem Kopftuch: "Ich hoffe, dass ich das Bild verändern kann, das Menschen von muslimischen Frauen haben."

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