Maracanã-Stadion: Brasiliens Herz des Fußballs
Irgendwann, nach viel zu langer Fahrzeit durch den alltäglichen Stau in Rio, taucht es auf: Ein Monument aus Beton, das Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro. Geschrieben wurden hier Geschichte und Geschichten.
Etwa jene aus dem Jahr 1950. Acht Spiele der Weltmeisterschaft wurden in dem gewaltigen Kessel absolviert, inklusive dem Finale Brasilien gegen Uruguay. Hier kassierten die Brasilianer die Mutter aller Niederlagen, das 1:2 löste ein Trauma aus und quält die Nation noch immer. 200.000 Zuschauer, so viele wie nie zuvor oder danach bei einem Fußballspiel, machten keinen Mucks, Brasiliens Trainer flüchtete in Frauenkleidern aus dem Stadion, Torwart Barbosa kaufte die Torstangen und verbrannte sie. Nie wieder hat die Seleção danach mit weißen Trikots gespielt.
Eindrucksvoll
"Nur" noch 78.050 Zuschauer finden in dem Oval einen Platz. Fast ein gesamter Oberrang der Längsseite wurde den Medien-Arbeitsplätzen geopfert. Das Stadion ist fast voll, die Stimmung ist prächtig für einen Mittwoch um 13 Uhr. Links beginnen ein paar Tausend Fans, "ganhar!" ("gewinnen!") zu singen, rechts stimmen ein paar Tausend ein. Bei Temperaturen von mehr als 25 Grad kocht das Stadion innerhalb weniger Sekunden. Das liegt auch – oder vor allem – am perfekten Spielverlauf für Gastgeber Brasilien im Semifinale gegen Honduras.
Das war kein typisches Olympiapublikum, sondern das waren richtige Auskenner. Oder sitzt die Fußball-Begeisterung bei allen Brasilianern so tief? Nur die von der Sonne beschienenen Plätze leeren sich unmittelbar nach Schlusspfiff. Auf den anderen Rängen stellen sich die Fans in Grüppchen zusammen. Es gibt heute nichts mehr zu tun, sie analysieren, träumen vom Titel.
Fünf Mal hat Brasilien schon die WM gewonnen, doch bei Olympischen Spielen läuft die Seleção dem ersten Gold noch immer nach. Am Sonntag (22.30 MESZ) hat sie die nächste Chance. Gegner sind die Deutschen, die Nigeria durch Tore von Lukas Klostermann und Nils Petersen mit 2:0 besiegten.
Ein Triumph würde Brasilien so guttun. Nur das Trauma von 1950 würde er nicht vergessen machen.
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