"Eine Medaille ist schön, aber das Ziel waren mehrere"

Thomas Zajac und Tanja Frank (re.) bei der Siegerehrung.
Nach der ersten und wohl auch einzigen österreichischen Olympia-Medaille in Rio war die Erleichterung groß. Doch auch 2016 wird Österreich hinter den gesteckten Zielen bleiben. Eine Spurensuche.

"Der Bann ist gebrochen", sagte auch Karl Stoss, der am Dienstagabend in Rio de Janeiro die allererste Medaille bei Olympischen Sommerspielen in seiner Ära als Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) feiern durfte.

Überhaupt war bei allen Verantwortlichen der rot-weiß-roten Delegation die Erleichterung zu spüren, nachdem das Nacra17-Duo Thomas Zajac und Tanja Frank die Bronzemedaille sicher an Land gebracht hatte. Von einer "riesigen Erleichterung für die ganz Sportnation" sprach etwa Surf-Olympiasieger Christoph Sieber, der Chef de Mission in Rio de Janeiro. "Ich bin einfach nur glücklich, dass es funktioniert hat. Gerade für diese beiden Segler, die ja am wenigsten auf der Rechnung gestanden sind."

"Eine Medaille ist schön, aber das Ziel waren mehrere"
ABD0007_20160817 - RIO DE JANEIRO - BRASILIEN: Die Olympia-Bronzemedaillen-Gewinner Thomas Zajac und Tanja Frank (AUT/Segeln/Nacra-17) am Dienstag, 16. August 2016, anl. einer Medaillenfeier im Rahmen der Olympischen Sommerspiele im Österreich-Haus in Rio de Janeiro. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Es schien fast, als müssten Frank und Zajac diese Bronzemedaille mit sehr vielen Menschen teilen. "Dass sie mit dem Druck so cool umgegangen sind, nicht so viel riskiert haben und es so gut nach Hause gebracht haben, das war faszinierend. Weil sie genauso gewusst haben, dass sie jetzt eine der Hoffnungen sind, doch noch diese so ersehnte Medaille machen zu können", sagte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.

2924 Tage musste Österreichs Sommersport auf eine olympische Medaille warten seit der Bronzenen durch Wildwasser-Kanutin Violetta Oblinger-Peters 2008 in Peking. In London vor vier Jahren war man ja komplett leer ausgegangen.

Hohe Erwartungen

2924 Tage also. Und einige fragen sich nun: Wie lange dauert es bis zur nächsten Medaille? Gar noch länger?

"Eine Medaille ist schön, aber das Ziel waren mehrere"
ABD0130_20160814 - RIO DE JANEIRO - BRASILIEN: Rio 2016-Koordinator Peter Schröcksnadel (l.) und Sportminister Hans Peter Doskozil (r.) am Sonntag, 14. August 2016, während des Tischtennis-Spiels AUT vs GER im Rahmen der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Die Erwartungen an die 71 Sportler in Rio seien doch höher gewesen, gibt etwa Peter Schröcksnadel zu. Der mächtige Skiverbandschef und ÖOC-Vizepräsident war nach den Olympischen Spielen von London als eine Art Feuerwehrmann engagiert worden. Ein Macher, ein Erfolgsgarant. Was auf Schnee funktioniert, muss auch im Wasser oder auf Sand funktionieren.

Der Tiroler stand als Koordinator jenem Rio-Projekt vor, das zwanzig Millionen Euro – zusätzlich zum Sportbudget des Bundes – an die aussichtsreichsten Athleten verteilt. Und Schröcksnadel verteilte und organisierte: Sand wie an der Copacabana für die Beachvolleyballer, Trainingslager für die Judokas in Japan. Nun sagt er: "Dass wir die eine Medaille haben, ist schön, aber eigentlich waren mehrere das Ziel."

Für deutliche und mitunter harte Ansagen ist der 75-Jährige immer zu haben. Immerhin orte er bei einigen Debütanten Potenzial: "Von denen haben wir ein paar, die sind ein Versprechen für die Zukunft." Schröcksnadel meint etwa die Judoka Bernadette Graf (Fünfte) oder Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (Sechster).

Im Projekt Rio erkennt Schröcksnadel ein Erfolgsmodell, das jedoch "Nachjustierungsbedarf" hat. Ob es weitergeführt wird, ist noch unklar, auf keinen Fall aber mit Schröcksnadel als Boss. Der sieht seine Arbeit als getan an.

Genaue Analysen

Im ÖOC hüllt man sich derzeit noch in Schweigen. Man wolle das Ende der Spiele abwarten, ehe man zur sportlichen Analyse schreite.

Die wird sich nur marginal von den vergangenen unterscheiden: Das ÖOC beklagt seit Jahren den geringen Einfluss auf die Fördermittelvergabe plus die veralteten Strukturen im Land, bestehend aus Dachverbänden und Sektionen im Ministerium. Wohlwissend, dass man selbst ein Kind dieses bürokratischen Geflechts ist.

Zumindest eines ließ sich ÖOC-Präsident Karl Stoss schon entlocken: "Langes Warten wird belohnt – und die professionelle Vorbereitung des Segelverbandes."

Da hat der Vorarlberger Casinos-Boss recht. Die Bronzemedaille im Segeln ist kein Zufall: Das Team funktioniert bis hin zu den Meteorologen und Mentaltrainern. Die Olympia-Bilanz des Verbandes in diesem Jahrtausend ist exzellent: zwei Mal Gold 2000, Gold und Silber 2004, Rang vier 2012 und nun Bronze. Nur 2008 war mit zwei achten Plätzen ein Ausreißer nach unten.

Als einen der Erfolgsgründe nennt Angelo Glisoni, der Trainer von Thomas Zajac und Tanja Frank, die langfristige und professionelle Planung vonseiten des Verbandes: "Wir haben als eine der wenigen Nationen bereits vor drei Jahren unsere Wintertrainingslager in Rio abhalten können. Die Bedingungen, die uns der Verband ermöglicht hat, waren exzellent." Und erfolgreich.

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