„Gefährliche Truppe“
Schon beim überzeugenden Auftritt im Auftaktspiel am Freitag gegen Turniermitfavorit Spanien (39:29) schossen keine „Cowboys“ mehr aus der Hüfte. Künftig könnten Domagoj Duvnjak, Luka Cindrić und Kollegen laut Vorschlägen als „Raupen“ „Pfadfinder“ oder als „gefährliche Truppe“ Tore werfen.
Die Augen der kroatischen Öffentlichkeit sind an diesem Sonntag aber nicht nur auf die SAP Arena in Mannheim gerichtet, wo die „Gefährlichen“ als Favorit ins Spiel gegen die Österreicher um Gruppenplatz eins gehen (20.30 Uhr/live ORF Sport+).
Am Sonntag wollen sich auch die kroatischen Wasserballer, die sich übrigens „Barakudas“ nennen, bei ihrer Heim-EM gegen Ungarn für das Finale qualifizieren, um am Dienstag in Zagreb ihren EM-Titel zu verteidigen. Eigentlich hätte dieses Turnier in Israel ausgetragen werden sollen.
Egal ob Wasser-, Hand-, Volley- oder Basketballer: In Kroatien genießen sie auch im Super-Sportjahr 2024 mehr Aufmerksamkeit als der auf dem EU-Parkett um ein moderates Auftreten bemühte Premier Andrej Plenković.
Selbst komplett Sportuninteressierte (die gibt es in Kroatien, es sind aber nicht viele) fiebern heute vor ihren Fernsehgeräten oder in voll besetzten Cafés oder vor Ort mit, als ginge es gerade um ihre eigene (Lotto-)Million.
Im Beliebtheitsranking liegen die Hand- und Wasserballer jedoch deutlich hinter den „Vatreni“, den „Feurigen“. Kroatiens Fußballer dürfen sich im Juni bei den Gruppenspielen der EURO in Berlin, Leipzig und Hamburg auf drei „Heimspiele“ freuen. Auf eine ordentliche Portion Heimvorteil dürfen die Kroaten auch heute in Mannheim gegen Österreich bauen.
Zum „alten Blech“
Über das Extra-Ballgefühl der Kroaten wird so manche Legende erzählt, am liebsten die vom angeborenen Spieltrieb. Faktum ist, dass jedes Kind zwischen Osijek, Zagreb, Rijeka und Dubrovnik während der Schulzeit viel Gelegenheit bekommt, um mit einem Ball aktiv Freundschaft zu schließen.
Und diese hält auf den nicht überall hübschen Sportplätzen des Landes oft bis ins hohe Alter an. Zum Beispiel bei den „stari plehovi“, das sind durch die Bank Männer jenseits der 65, die einmal pro Woche im Zagreber Stadtteil Šestine ihr Fußballspiel zelebrieren.
Und ständig tauchen neue Talente in allen Sparten des Ballsports auf. Ob das so bleibt, bezweifelt allerdings der in Zagreb lebende Fußballtrainer Albert Vastić. Der ältere Bruder von Ivica Vastić spricht gerne von der „letzten Straßenkicker-Generation“, die man an den Profisport noch heranführen könne. Die Konkurrenz von PlayStation und anderen Ablenkungen sei inzwischen auch bei den Kindern und Enkelkindern der „Cowboys“ übermächtig.
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