Könnten die Maßnahmen noch strenger werden?
Viel mehr geht nicht. Um eine Quarantäne zu vermeiden, muss man geimpft sein und einen negativen Test vorweisen können. Vor Ort wird täglich getestet. Das Konzept mit den Blasen, in denen man sich bewegen kann, ist streng. Aber es funktioniert.
Das heißt, nur Geimpfte dürfen nach Peking kommen?
Ja, weil es für alle anderen keinen Sinn ergibt aufgrund der rigorosen Quarantäne-Bestimmungen.
Zuletzt ist eine Debatte um die Vorbildfunktion von Spitzensportlern in der Pandemie entstanden. Wie steht das ÖOC dazu?
Wir begrüßen es, wenn Athleten für die Impfung eintreten und auch alle anderen Maßnahmen aktiv unterstützen. Wir hatten schon im Vorfeld der Tokio-Spiele eine Impfkampagne angedacht. Dann kamen allerdings die Vorfälle ans Licht mit den Bürgermeistern und Lokalpolitikern, die sich bei der Impfung vorgedrängt haben. Das hat dazu geführt, dass sich die Politik nicht getraut hat, die Topathleten vorzuziehen. Für mich sind Sportler aber die am besten geeigneten Testimonials. Sie zeigen, dass man trotz Impfung zu Höchstleistungen fähig ist.
Im Vorfeld der Peking-Spiele haben einige Länder einen diplomatischen Boykott ausgerufen. Der richtige Weg?
Persönlich finden wir es schade. Unsere Auffassung als ÖOC und IOC ist, dass diese Themen auf politischer Bühne angesprochen und gelöst werden sollen.
Wie soll das IOC mit China umgehen?
Prinzipiell sollte man China wie jedes andere Gastgeberland behandeln. Dazu gibt es klare Vereinbarungen und Verträge. Darin ist etwa ganz klar die Meinungsfreiheit für alle vor Ort festgeschrieben. Das wurde von China auch zugesichert. Es darf keine Einschränkungen geben, etwa für Journalisten. Das andere sind interne Angelegenheiten. Da hat es kein Land der Welt gerne, wenn versucht wird, von außen hineinzuregieren.
Auch die Kontroverse um die lange unauffindbare chinesische Tennisspielerin Peng Shuai hat für Irritationen gesorgt. IOC-Präsident Thomas Bach hat ein später heftig kritisiertes Videotelefonat mit der Athletin geführt. Wie haben Sie das gesehen?
Ich habe es prinzipiell gut gefunden, dass Bach das Gespräch geführt hat, und dass er es nicht alleine geführt hat. Anwesend war die Athletenvertreterin. Sobald er in Peking ist, wünscht er sich auch ein persönliches Gespräch mit Peng Shuai. Das ist schon wichtig, weil man viel mehr zum Ausdruck bringen kann. Aber das IOC ist sicher nicht die Weltpolizei, vielleicht ist es ein erster Anstoß für einen offeneren politischen Dialog.
Die Kritik lautet, dass das IOC sich instrumentalisieren hat lassen von China.
IOC-Präsident Bach glaubt, dass man mit Druck recht wenig erreicht. Man versucht stattdessen den Weg der sanften Diplomatie.
Peking dürften wieder Mega-Spiele werden, kaum etwas war vorhanden. Ist das noch zeitgemäß?
Man darf nicht vergessen, dass Europa für den Aufbau von Winter-Sportstätten rund 100 Jahre gebraucht hat. China will auf diesem Gebiet aufholen und mit den Spielen rund 300 Millionen Menschen zum Wintersport bringen. Das wäre wünschenswert – und zwar nicht nur für die Industrie, sondern auch für den Wintersport an sich.
Propagiert wird immer, Olympia kleiner und nachhaltiger zu machen. Wie weit ist man da?
Das IOC ist mittlerweile zu vielen Kompromissen bereit, um neue Ausrichter zu finden. Die Reduktion der Komplexität ist ein zentraler Punkt. Und wenn man dann noch Fragen des Klimaschutzes miteinbezieht, geht es gar nicht anders, als auf vorhandene Sportstätten zurückzugreifen. Es gibt wieder Länder in der westlichen Hemisphäre, die sagen, unter diesen Bedingungen können wir uns Olympia wieder vorstellen. Man muss sich dann auch nicht mehr beklagen, wenn Spiele nur mehr an Länder wie China vergeben werden.
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