Handball-Teamchef Ales Pajovic: "Wir brauchen nun andere Lösungen"

Österreich - Deutschland
Österreich holt sich mit einem Turnier in Polen den Feinschliff. Welche Ideen der Teamchef nach dem Ausfall von Starspieler Bilyk hat.

In seinem vom Handball geprägten Leben hat der 46-jährige Ales Pajovic schon einiges erlebt. Als Spieler nahm er mit Slowenien beispielsweise am EM-Finale 2004 teil, das letztlich Deutschland gewann. Seit 2019 dirigiert er als Teamchef die österreichische Nationalmannschaft, unter seiner Führung gab es bei einer EM zwei 8. Plätze (2020 und 2024) und einen 20. Endrang (2022), bei der WM 2021 wurde man 26.

Handball-Teamchef Ales Pajovic: "Wir brauchen nun andere Lösungen"

Aktuell bereitet sich Österreich auf die WM vor, mit einem Turnier in Polen will man sich ab Mittwoch den Feinschliff verpassen. Selbst der Ausfall von Ausnahme-Handballer Mykola Bilyk scheint den Mann aus Celje nicht aus der Ruhe zu bringen, sein Optimismus scheint jetzt noch ungebrochen.

KURIER: Welchen Eindruck haben Sie bisher von Ihrer Mannschaft?

Ales Pajovic: Einen guten. Frimmel und Zivkovic hatten zuletzt kurz Magenprobleme, aber es sind soweit alle hier, auch Mykola Bilyk, was ursprünglich gar nicht geplant war. Aber er macht hier bei uns seine Reha. Er kann nicht ohne Nationalmannschaft sein.

Haben Sie noch eine Mini-Hoffnung, dass er doch noch spielen kann?

Das Risiko ist schon sehr groß, vielleicht sollte er den ganzen Jänner nützen, um fit zu werden. Wir haben ja im März schon die nächsten Aufgaben vor uns, da brauchen wir einen gesunden Bilyk. Er wird noch ein MRT machen, danach wissen wir mehr. Eingeplant ist er nicht.

Wie wichtig ist seine Anwesenheit?

Extrem wichtig. Er ist unser Kapitän, die Mannschaft ist froh, dass er hier ist.

Ist die Mannschaft in Hinblick auf große Turniere schon routinierter geworden?

Ja, aber wir haben jetzt auch einige junge Spieler dabei, die noch nicht so viel Erfahrung gesammelt haben. Genau die bekommen jetzt die Chance, sich zu zeigen und haben die Möglichkeit, sich mit guten Leistungen für einen Transfer zu empfehlen. Einige haben das in den letzten Jahren schon geschafft. Im Vergleich zu anderen Nationen besitzen wir vielleicht weniger Turniererfahrung. Aber wir sind eine super Truppe, alle sind motiviert und gut drauf. Ich bin optimistisch.

Handball-Teamchef Ales Pajovic: "Wir brauchen nun andere Lösungen"

Welche Erkenntnisse hätten Sie gerne von den drei Testspielen gegen Polen, Tunesien und Japan?

Es ist ein tolles Turnier, weil wir Gegner haben, die einen etwas anderen Handball als wir spielen. Wie Tunesien, das man dann mit Kuwait oder Katar vergleichen kann. Wir sind nicht gewohnt, gegen solche Teams zu spielen. Kuwait spielt einen etwas verrückten Handball. Japan wiederum praktiziert ein schnelles, flinkes Spiel, auf das wir uns auch einstellen müssen. Aber ich möchte weniger die Gegner analysieren, sondern mehr den Fokus auf unser eigenes Spiel legen.

Inwiefern ändert sich das eigene Spiel durch den Ausfall von Bilyk?

Eins zu eins können wir ihn nicht ersetzen, weil er mit seinen Würfen immer wieder schwere Situationen im Alleingang löst. Wir versuchen jetzt einen dynamischeren, schnelleren Handball zu spielen, um Chancen zu kreieren. Und dann sollten wir sie auch nützen. Wir brauchen nun andere Lösungen in der Offensive.

Die Vorbereitung
Turnier in Polen 

Mittwoch, 8. Jänner (20.30): Österreich – Polen

Donnerstag, 9. Jänner (18): Österreich – Tunesien

Freitag, 10. Jänner (18): Österreich – Japan

Die WM

Vorrunde in Porec (alle Spiele live auf ORF1)

Dienstag, 14. Jänner (20.30): Österreich - Kuwait

Donnerstag, 16. Jänner (20.30): Österreich - Katar 

Samstag (18): Österreich - Frankreich

Sind die ersten zwei Spiele gegen Kuwait und Katar die Schlüsselpartien in Richtung Hauptrunde?

Ja. Unser Ziel ist die Hauptrunde. Wenn wir unsere Leistung bringen, dann sollten wir unser Ziel auch erreichen. Vor dem Spielstil Kuwaits habe ich etwas Respekt, weil er eben ungewöhnlich ist. Katar ist nicht mehr so gut wie 2015 beim Vizeweltmeistertitel, aber dennoch gefährlich.

Sie haben als Spieler wie als Trainer schon einiges erlebt. Ist eine WM für Sie persönlich etwas Besonderes?

Natürlich ist eine WM etwas Großes. Aber in erster Linie will ich mit den Jungs Spaß beim Turnier haben und wünsche mir, dass sie gut spielen. Wenn wir so auftreten wie bei der letzten EM 2024, dann wäre das schön.

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