Was der neue Handball-Teamchef mit Österreich vorhat

Haben Sie Wien schon am Wochenende gesehen? Millionen von Touristen können diese Frage mit Ja beantworten, der Spanier Iker Romero kam zuletzt aber nicht in die Hauptstadt, um die Sehenswürdigkeiten zu genießen.
Der neue Teamchef der Handball-Herren nützte die Gelegenheit, um sich mit Trainern auszutauschen, einen Terminkalender für das kommende Jahr zu erstellen und sich das HLA-Spiel der Fivers gegen Bregenz anzusehen.
Der 45-Jährige weiß, wie Handball gespielt wird, wurde er doch mit Spanien Weltmeister und gewann diverse Europacup-Bewerbe mit Barcelona, Füchse Berlin oder Ciudad Real. In dieser Saison fährt er zweigleisig, trainiert noch in der 2. Liga in Deutschland Bietigheim.
Sein Länderspieldebüt gibt er am 1. November in der neuen Arena im Wiener Prater gegen Ungarn.
KURIER: Wie schwierig ist für Sie diese Doppelbelastung zwischen Klub und Nationalteam?
Iker Romero: Natürlich ist es derzeit viel Arbeit, aber ich stehe auf dem Standpunkt: Wenn du etwas gerne machst und dabei happy bist, dann geht das auch. Jetzt habe ich in der österreichischen Liga das erste Spiel live gesehen, davor auch viele Matches schon auf Video.
Sport Talk Constantin Möstl und Tobias Wagner
Haben Sie schon mit Ihren Teamspielern Gespräche führen können?
Ja, ich pflege schon den regelmäßigen Kontakt. Aber auch sie haben ihre tägliche Arbeit bei den Vereinen und viel zu tun, daher erkundige ich mich ab und zu zwischendurch, wie es ihnen geht.
Hatten Sie auch mit Ihrem Vorgänger Ales Pajovic Kontakt?
Ihn kenne ich schon so lange Zeit, von früher als Spieler. Zuletzt haben wir ein paar Mal telefoniert und uns letzte Saison auch gesehen, als wir gegeneinander gespielt haben.

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Wie soll das ÖHB-Team unter Iker Romero spielen?
Ich würde das hier sehr gerne sagen, aber zuerst sollen das doch lieber die Spieler erfahren im Rahmen unseres Lehrganges im Oktober.
Welcher Typ Trainer sind Sie? Pajovic hat den Spielern oft eine lange Leine gelassen beispielsweise.
Ich will mich nicht selbst beurteilen, das können die Spieler besser. Aber generell muss ein Trainer immer eine gewisse Balance finden zwischen harter Arbeit und Ernst und dann wieder guter Stimmung und Lockerheit. Es wird Platz für beides sein.
Welche Erwartungen haben Sie vom ersten Aufeinandertreffen im Oktober?
Es ist sehr gut, dass wir eine Woche Zeit haben uns kennen zu lernen mit einem Testländerspiel, wo jetzt kein Quali-Druck herrscht. Zunächst wird es um die Basics gehen, um die taktische Ausrichtung. Wir brauchen ein Fundament, auf dem wir dann wachsen können.
Viele Spieler kennen Sie schon aus der Deutschen Bundesliga. Ist das ein Vorteil?
Ja, absolut, weil ich einige schon im direkten Duell gesehen habe. Ich weiß schon, was sie können und was ich von ihnen erwarten kann. Ich bin zufrieden, was ich bisher gesehen habe.
Was ist in Zukunft möglich mit dieser Mannschaft?
Alles ist möglich, auch wenn man realistisch bleiben muss. Aber ich sehe eine Mannschaft mit richtig viel Qualität, Energie, Hunger und Lust. Da kann Großes geschehen.
Großes wird es brauchen bei der EM 2026 mit den Gruppengegnern Deutschland, Spanien und Serbien.
Wenn du Großes erreichen willst, dann musst du dich ohnehin mit den Großen messen. Klar ist die Gruppe sehr schwer, aber auch sehr interessant.
Ausgerechnet Ihr Heimatland Spanien! Gibt es bei Ihnen da besondere Emotionen?
Ich würde lügen, wenn ich Nein sage. Aber auch Gegner Deutschland ist besonders. Ich arbeite und lebe in Deutschland, meine Frau ist Deutsche, meine Kinder sind dort geboren und gehen dort zur Schule. Natürlich kommt da viel Emotion hoch, aber am Ende des Tages wollen wir gewinnen.
Was wäre für Sie eine erfolgreiche EM?
Mein Wunsch für das erste Länderspiel und die EM ist, dass ich das Vertrauen der Spieler gewinne, dass wir uns gegenseitig vertrauen, zusammenpassen und ein System entwickeln. Dann wird es funktionieren. Jetzt wäre es nicht realistisch über eine konkrete EM-Platzierung zu sprechen.
Wie wichtig ist Ihnen parallel dazu ein möglicher Aufstieg mit Bietigheim in die 1. Liga in Deutschland?
Das ist unser großes Ziel, mit dem ich mich verabschieden möchte.
Ab Sommer sind Sie ausschließlich ÖHB-Teamchef. Wo ist dann Ihr Lebensmittelpunkt?
Wir leben weiterhin in Deutschland aus vielen Gründen. Meine Kinder gehen dort in die Schule, meine Frau hat dort ihre Arbeit. Das ist mit dem Verband ausgemacht. Außerdem kann ich viele Spieler live in Deutschland sehen, und es bleibt ausreichend Zeit die österreichischen Klubs regelmäßig zu besuchen.
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