Dass es aber bei Weitem nicht nur Glück war, das Raimann so weit gebracht hat, weiß Aleksandar Milanovic, einer seiner ehemaligen Weggefährten bei den Vienna Vikings: "Er ist immer derjenige am Platz, der am härtesten arbeitet." Milanovic war auch der erste, der Raimann seine NFL-Karriere vorhergesagt hat. Er riet ihm einst zu einem Positionswechsel – damals noch als Scherz gemeint, sollte sich genau dieser Schritt nur wenig später zum vielleicht entscheidenden in Richtung NFL herausstellen.
Kollege als Hellseher
Zur Erklärung: Raimann startete bei den Vienna Vikings als Receiver, also als Passempfänger. An der Delton-Kellog High School in Michigan und in den ersten zwei Jahren an der Central Michigan University kam er als Tight End zum Einsatz. Wegen Verletzungssorgen im Team wechselte er als Left Tackle in die Offensive Line.
Als solcher ist es seine Hauptaufgabe, den eigenen Quarterback zu schützen, indem er die Gegner wegblockt. „Ich hab ihm gesagt, wenn du in die O-Line wechselst, dann kommst du in die NFL“, erinnert sich Milanovic heute an das Gespräch zurück, „das ist verrückt, ich bin so stolz auf ihn.“
Milanovic, der selbst auch in den USA am College spielte, ist mittlerweile zurück bei den Vikings in Wien. Wenn er von Raimann redet, kommt er ins Schwärmen. „Neben dem Feld ist er der netteste Kerl. Aber auf dem Spielfeld kennt er keine Gnade.“ Bewundernswert sei bei Raimann auch die Disziplin. Im Zuge der Umschulung zum Tackle nahm er binnen eines Jahres 25 Kilogramm zu.
Das ringt Milanovic Respekt ab: „Wenn du jeden Tag acht Mahlzeiten zu dir nimmst – das geht dir irgendwann auf die Nerven.“ Raimann selbst erinnert sich an eine schwierige Zeit: „Anfangs musste ich mich oft übergeben.“ Doch er biss sich im wahrsten Sinne des Wortes durch – alles fürs Team. „Ich habe versucht, das Meiste aus meiner neuen Rolle im Team zu machen und jeden Tag daran zu arbeiten.“
Millionenvertrag winkt
Der Lohn: Jetzt ist er einer der gefragtesten Spieler beim Draft. In den letzten Wochen standen zahlreiche Interviews bei mehreren interessierten Teams auf dem Programm. Ein Team, bei dem er am liebsten spielen würde, habe er nicht. „Ich lasse das alles auf mich zukommen.“ Den Draft wird er in Michigan verfolgen bei der Familie seiner Freundin. Auch seine Eltern reisen aus Österreich an. Beeinflussen könne er nichts mehr: „Jetzt heißt es abwarten.“
Fix ist nur: Wird Raimann ausgewählt, winkt ihm ein millionenschwerer Vertrag. Und Las Vegas hätte ihm jede Menge Glück gebracht. Das kann nicht jeder behaupten.
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