Wie sich mit dem Klimawandel auch der Motorsport verändert
Rechtzeitig zum ersten Training am Freitagvormittag trocknete der Red-Bull-Ring auf, die Rennstrecke hat die schweren Unwetter ebenso unbeschadet überstanden wie der gut besuchte Campingplatz daneben. Der Große Preis von Österreich wird am Sonntag (14.00/live ServusTV) programmgemäß über die Bühne gehen.
Doch wie sieht die ferne Zukunft des Motorradrennsports aus? Das spanische Unternehmen Dorna besitzt die kommerziellen Rechte an der MotoGP bis 2041. Doch wie werden die Motorräder dann aussehen? Und werden die Motoren noch brüllen?
Die Antriebskonzepte in der Fahrzeugindustrie befinden sich im Umbruch, auch im Rennsport. In der Formel 1 sind die Weichen zumindest mittelfristig gestellt. Ab 2026 werden die Motoren günstiger und nachhaltiger sein, und es wird CO2-neutral gefahren. Das heißt, die mehr als 1.000 PS starken Hybrid-Aggregate werden mit ausschließlich synthetischem Kraftstoff angetrieben (der allerdings mit viel Energie-Aufwand hergestellt werden muss). Die Elektro-Einheit wird dann bis zu 475 PS zur Gesamtleistung beitragen.
Dieses Bekenntnis zu neuen Technologien macht nun Herstellern wie Porsche und Audi den Schritt in die Formel 1 schmackhaft. Eine Bestätigung steht noch aus, doch zumindest sagte ein Porsche-Sprecher am Freitag: „Wir begrüßen die Entscheidungen der FIA zum künftigen Reglement der Formel 1.“ Beim Rallyefahren (unten) sind vollelektrische Fahrzeuge schon konkurrenzfähig, und für die Rennen der Formel E können sich zumindest ein paar Zuschauer begeistern.
Peinliche Pannen
Bei den Motorrädern sieht die Sache anders aus. Die ersten Versuche eines MotoE-Weltcups ab der Saison 2019 verliefen äußerst holprig. Vor dem ersten Rennen brannte in Jerez das ganze MotoE-Zelt samt 20 Motorrädern ab; in Spielberg explodierte ein Bike beim Ladevorgang; die 260 Kilogramm schweren Fahrzeuge waren langsamer als die Moto3-Maschinen mit ihren 250-cm3-Viertakt-Motoren und lösten bei den Zuschauern außer Mitleid keine Emotionen aus.
Der kleine italienische Hersteller Energica war wohl nicht die richtige Wahl für die Einheitsmotorräder der MotoE. Zumindest das wird sich ab 2023 ändern, wenn Ducati die Bikes baut, leichter und stärker als bisher. Der Traditionshersteller arbeitet auch an Elektromotorrädern für die Straße – doch diese sind vor allem wegen der geringen Reichweite noch nicht konkurrenzfähig.
„E-Mobilität macht auch bei den Zweirädern durchaus Sinn“, erklärt KTM-Legende Heinz Kinigadner (62) im KURIER-Gespräch. „Aber das beschränkt sich derzeit noch auf den urbanen Raum oder auf kürzere Strecken. Ich habe mit meinem E-Mountainbike mein Zillertal wieder neu entdeckt.“ Auch die MotoGP müsse sich anpassen, das sei klar. Nicht nur das Klima kippt, auch der Zuspruch mancher Fans. Deshalb wird ab 2027 nur noch E-Fuel verwendet, mit dem Motoren theoretisch klimaneutral betrieben werden können.
An eine elektrische MotoGP in den kommenden zehn Jahren glaubt Kinigadner nicht, zu schwer sind die Akkus, zu gering ist die Reichweite. „Außerdem: Woher soll der ganze Strom herkommen? Bei der angeblich umweltfreundlichen MotoE sind vier Trucks dagestanden und haben mit Dieselaggregaten den Strom erzeugt.“
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