Der KURIER auf Spritztour im elektrischen Rallye-Auto

Der KURIER auf Spritztour im elektrischen Rallye-Auto
Wenn es in die Sonderprüfung geht, wird das Soundmodul aktiviert. Der KURIER-Redakteur spielte Co-Pilot

Aufheulen der Motoren? Fehlanzeige. Benzingeruch? Kein bisschen. Mit geschlossenen Augen würde man nie auf die Idee kommen, mitten im Fahrerlager eines Rallye-Teams zu stehen. Der KURIER durfte als Gast beim Opel e-Rally Cup, dem ersten rein elektrischen Rallye-Markenpokal weltweit, einen Blick in die – natürlich elektrische – Zukunft des Rallye-Sports werfen.

Während die Fahrer zwischen zwei Sonderprüfungen kurz durchschnaufen, sind die Mechaniker eifrig am Werken. Das Wichtigste ist aber: Die Autos müssen geladen werden – und zwar alle 13 zeitgleich. „Das war mit die größte Herausforderung“, sagt Opel-Motorsport Direktor Jörg Schrott, der stolz auf die geleistete Pionierarbeit ist: „Wir wollten von Anfang an dabei sein.“ Der Strom wird vom öffentlichen Mittelspannungsnetz mit rund 20.000 Volt abgenommen. In einem Truck wird der Strom per Transformator in 1.000-Volt-Gleichstrom umgewandelt und an die Ladepunkte im Servicepark geleitet. In 30 Minuten sind die Autos geladen.

Das gilt auch für das VIP-Taxi, das mit einem normalen Taxi wenig zu tun hat. Es ist ein Opel Corsa-e Rallye mit 136 PS, Kostenpunkt 50.000 Euro. Am Steuer sitzt die österreichische Rallye-Legende Manfred Stohl, der Beifahrersitz ist für den KURIER reserviert.

„Ganz gemütlich“

„Das wird ganz gemütlich“, grinst Stohl. Bevor es richtig „gemütlich“ wird, muss man allerdings erst zum Start gelangen. Im normalen Straßenverkehr. „Da muss man sich an die Straßenverkehrsordnung halten, sonst wird man disqualifiziert“, erklärt Stohl. Sportlich fährt er dennoch schon jetzt.

Am Start wird es dann plötzlich doch lauter, jetzt muss man die Soundmodule aufdrehen. „Damit die Streckenposten und auch die Zuschauer hören, wann ein Auto kommt“, erklärt Stohl. Das Geräusch hört sich eigenartig an, erfüllt aber seinen Zweck.

Der Puls ist mittlerweile weit höher als die Anzahl der PS des Autos (136). Jetzt geht es aber wirklich los. 3…2…1…Vollgas. Die Beschleunigung ist für den ungeübten Beifahrer kein Problem, aber dann – die erste Kurve lässt nicht lange auf sich warten. „Bremsen. Jetzt!“, schießt es einem durch den Kopf, während der Profi am Steuer das Gaspedal noch immer durchdrückt. Doch Manfred Stohl weiß, was er tut. Die erste Kurve ist geschafft, das Vertrauen zum Piloten wächst – und damit auch der Spaßfaktor. Man genießt die Fahrt, es stört auch nicht, dass die asphaltierte Straße maximal ein Vorschlag ist. Die Kurven werden gnadenlos geschnitten.

160 km/h

Nach zwölf Kilometern ist das Ziel erreicht. „Hat’s Spaß gemacht?“, fragt Stohl. „Und wie!“ Keine Ahnung, wie lange die Fahrt gedauert hat, aber es war der Hammer. „Maximalgeschwindigkeit 160 km/h“, sagt Stohl.

Die Zukunft des Rallye-Sports sieht er klar elektrisch. Wie schnell das geht? „Das wird auch davon abhängen, wie es in der Autobranche allgemein weitergeht.“ Der E-Zugang müsse für den Privat-Verbraucher einfacher werden: „Es darf nicht überall eine andere App und eine andere Karte zum Laden geben.“ Privat ist Stohl nur noch elektrisch unterwegs. Und wie ist es für einen, der Benzin im Blut hat, mit E-Autos Rennen zu fahren? „Beim Fahren ist es kaum ein Unterschied. Nur der Sound ist ungewohnt.“

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