Vom Babyface zum Iceman: Wie Räikkönen zur Formel-1-Legende wurde

Vom Babyface zum Iceman: Wie Räikkönen zur Formel-1-Legende wurde
Geachtet von Kollegen, geliebt von Fans. Kimi Räikkönen beendet nach 20 Jahren seine Karriere. Warum sein Rücktritt dramatische Folgen haben wird.

Von David Hartmair

Mit Kimi Räikkönen geht dem Motorsport einer der letzten Charaktere alter Schule verloren. Der bald 42-Jährige entwickelte sich über die Jahre zur Kultfigur. Seine coole, unberührte Art brachten dem Finnen seinen Spitznamen „Iceman“ ein. Siege zelebrierte er auf dem Podest mit stoischer Miene: „Ja, es fühlt sich gut an, zu gewinnen, aber ich bin nicht der Typ, der auf und ab springt und es jedem unter die Nase reibt. Es ist nicht mein Stil.“

Medien antwortete Räikkönen in seiner unverwechselbaren finnischen Art. Danach gefragt, welche technischen Updates an seinem Auto angebracht wurden, entgegnete er einmal: „Updates, um das Auto schneller zu machen.“

Der Finne wurde am 17. Oktober 1979 in Espoo geboren. Er fuhr am 4. März 2001 in Australien seinen ersten Grand Prix. Nach einem Jahr bei Sauber ging er zu McLaren (2002 bis 2006, erster Sieg 2003 in Malaysia) und dann zu Ferrari (2007 bis 2009). 2007 wurde er Weltmeister.

Nach einem Ausflug in den Rallyesport kehrte er 2012 in die Formel 1 (Lotus) zurück. Er fuhr danach für Ferrari (2014 bis 2018, letzter Sieg 2018 in den USA) und fährt seit 2019 für Alfa Romeo. Er siegte bei 341 Starts 21 Mal und stand 103 Mal auf dem Podest.

Der letzte seiner Art

Für seine durchzechten Partynächte und coolen Sprüche wird Räikkönen rund um den Globus von Fans verehrt. Legendär bleibt sein Ausscheiden beim Grand Prix von Monaco 2006: Nach einem Motorschaden entschied sich der damalige McLaren-Pilot gegen eine Rückkehr zur Box und zischte stattdessen ein paar Bierchen mit Freunden auf seiner privaten Yacht, während das Rennen noch im Gange war. „Solange du an mehr Tagen trinkst, als du verkatert bist, ist alles fein.“ erinnert sich Räikkönen an zurückliegende Alkohol-Eskapaden. Als Vater von zwei Kindern ist der stürmische Finne aber inzwischen braver geworden.

Mit Saisonende wird er in mehr als 350 F1-Rennen gestartet sein. Alfa-Romeo-Teamchef Frédéric Vasseur meinte über den Piloten mit Typenschein: „Es gibt keinen zweiten Fahrer wie Kimi.“ Er sei eine „Legende unseres Sports, wie es Zahlen und Statistiken kaum vermitteln können“. Landsmann Valtteri Bottas gilt als heißer Kandidat für dessen Cockpit.

Ich habe mich für den Motorsport entschieden, weil ich da nicht so früh aufstehen muss.

von Morgenmuffel Kimi

Der Finne bringt Siege

Die Formel-1-Karriere des Iceman begann vor 20 Jahren bei Sauber. 2002 beerbte er Mika Häkkinen, der sich bei McLaren Teamchef Ron Dennis für seinen Landsmann stark machte. Häkkinen teilte Dennis mit, dass sie einen Finnen bräuchten, um Siege einzufahren: „If you wanna win, get the Finn.“ Zwei Mal krönte sich Räikkönen beim britischen Rennstall zum Vizeweltmeister. Beim Großen Preis von Japan feierte er einen Sieg für die Geschichtsbücher: Von Startplatz 17 ausgehend gewann er dieses Rennen.

Vom Babyface zum Iceman: Wie Räikkönen zur Formel-1-Legende wurde

2007 zelebrierte Räikkönen seinen größten Erfolg, als er im Ferrari Weltmeister wurde, mit lediglich einem Punkt Vorsprung. Als bis dato letzter Ferrari-Pilot gelang ihm damit, woran Vettel und Alonso scheiterten. Seiner Zeit in Maranello folgte ein zweijähriger Abstecher in den Rallyesport, ehe er in die Königsklasse des Motorsports zurückkehrte. Dass er auch im hohen Rennfahrer-Alter zu den Besten seines Faches gehörte, demonstrierte er beim Großen Preis von Portugal 2020, wo er im „langsamen“ Alfa von Platz 16 auf Rang sechs in nur einer Runde fuhr.

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