Promi-Auflauf in Miami: Warum die Formel 1 in den USA derart boomt

Tom Brady and Lewis Hamilton host an event in Miami
Der Grand Prix von Miami ist das neue Schmuckstück im Rennkalender. Die Formel 1 ist in den USA so beliebt wie nie.

An Meereswasser mangelt es in Miami an der Atlantikküste wahrlich nicht. Und dennoch wurde dieser Tage in der glitzernden Millionenmetropole im Südosten der Vereinigten Staaten ordentlich gekünstelt. Damit bei der Formel-1-Premiere am Sonntag (21.30 Uhr MESZ) auch im Stadtinneren Miami-Beach-Stimmung aufkommt, wurde in Streckennähe extra ein Yacht-Hafen errichtet – und zwar mit blauer Kunststofffolie.

Das klingt natürlich furchtbar albern, aber die Königsklasse des Automobilrennsports lebt seit jeher von funkelnden Bildern und allerlei Inszenierung. Eindrucksvoll wird es allemal, wenn die Formel-1-Rennwagen ab Freitag erstmals durch die bei Touristen aus aller Welt beliebte Destination sausen. "Auch Leute, die schon bei anderen Rennen waren, sollen denken: Das ist anders, das macht Spaß, das ist aufregend", sagte Chef-Organisator Tom Garfinkel im Vorfeld des Grand Prix.

Selten zuvor wurde ein neuer Schauplatz so sehnsüchtig erwartet. Die Rennserie hat zwar eine lange Geschichte in den Vereinigten Staaten (bereits 1950 zählten die 500 Meilen von Indianapolis zur WM), doch bis zuletzt fehlte es an Tradition und Passion für die europäisch geprägte Raserei. Der Grand Prix von Miami gilt nun als Schlüsselmoment für den Aufschwung der Formel 1 im so wichtigen US-Markt. Dass die Königsklasse bereits seit 2012 (durchaus erfolgreich) im texanischen Austin über die Runden kommt, wirkt aktuell wie ein Prolog für das, was Zuschauer, Rennställe und Fahrer nun in Florida erwartet.

"Ich habe noch nie bei einem Grand Prix dieses Ausmaß an Sponsorenengagement, Aktivitäten und Anfragen von Prominenten gesehen", sagt Zak Brown, der Geschäftsführer von McLaren. "Wir haben mehr amerikanische Sponsoren als je zuvor, unsere US-Fangemeinde wächst schnell, unsere Promi-Liste für Miami ist anders als alle, die ich je gesehen habe, einschließlich Monaco."

Ein teures Vergnügen

In gerade einmal 40 Minuten sollen alle rund 100.000 Eintrittskarten verkauft worden sein, und das bei einem selbst für die Formel 1 hohen Startpreis von 580 Euro pro Ticket.

Den US-Boom begründen viele mit dem Erfolg der Netflix-Dokumentation "Drive to Survive". Während Puristen in Europa Überdramatisierung und Unschärfe bei einigen Handlungssträngen kritisieren, ist die Serie in Amerika auch nach Staffel vier ungebremst beliebt. Selbst Fahrer, die in den Ergebnislisten zuletzt nicht immer ganz vorne zu finden waren, wurden zu bekannten Gesichtern. Für umjubelte Auftritte sorgten die Piloten auch im Vorfeld des Rennens: Ferrari-Fahrer Charles Leclerc wurde im Baseball-Stadion gefeiert, Mercedes-Mann George Russell beim Basketball.

Gutes, altes Rennfahren

Dessen Teamkollege, der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton, begrüßte die US-Fernsehgemeinde im populären Frühstücks-TV "Good Morning America". "Ich komme viele Jahre schon nach Amerika und habe nie verstanden, warum die Leute von der Formel 1 nicht begeistert sind", sagte er. Daher sei es umso toller, zu sehen, "dass wir es endlich geschafft haben".

Um die Lust auf die Formel 1 weiter zu steigern, verwandelt ein Mercedes-Sponsor eine Fläche von 15.000 Quadratmeter am Meer vor South Beach in einen Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und Modeschauen. Dagegen verspricht die Strecke auf dem Gelände des Football-Stadions der Miami Dolphins laut Alfa-Pilot Valtteri Bottas "gutes, altes Rennfahren" mit Geschwindigkeiten bis zu 320 km/h.

Kommentare