Vettel und Webber: Ziemlich beste Feinde

Verschieden: Vettel (li.) und Webber werden sicherlich keine Freunde mehr.
Die Rivalität zwischen den Red-Bull-Piloten prägt die Formel 1. In China spitzt sich die Lage zu.

Was Sebastian Vettel und Mark Webber trennt? Die Liste ist lang. Was die beiden Red-Bull-Piloten eint? Vor allem eines: der Dienstwagen. Und damit wird es kompliziert.

Die dunkelblauen Boliden aus der Feder von Designer Adrian Newey sind das aerodynamische Maß aller rollenden Dinge und kreisen im Formel-1-Kosmos seit gut dreieinhalb Jahren in einer eigenen Umlaufbahn.

Am Samstag allerdings, im Qualifying für den Großen Preis von China in Schanghai am Sonntag, hinterließ die Weltmeister-Mannschaft aus Österreich einen widersprüchlichen Eindruck. Vettel verzichtete zugunsten der Renn- und Reifenstrategie auf eine letzte, schnelle Runde und startet als Neunter, Webber rollte mit zu wenig Sprit aus und hat nun das gesamte Feld vor sich.

Ein hässliche Verschwörung der Teamleitung? Wohl kaum. Eine peinliche Panne der Crew? Wohl eher. Zu viele Millionen Euro werden in der Konstrukteurswertung ausgefahren. Mit Deutungen durch Außenstehende haben sie zu leben gelernt. „Es wäre einfacher, wenn wir im Rennen nicht so viel miteinander zu tun hätten, aber wir fahren gleich schnelle Autos“, hatte Webber bereits im Sommer 2010 gesagt.

Entfremdung

Es war der Zeitpunkt, an dem sich Vettel und Webber nicht nur von ihren Konkurrenten entfernten, sondern auch voneinander. Erst krachten die beiden auf der Strecke ineinander (Istanbul 2010), wenig später verbal (Silverstone 2010: „Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer“). Aussprachen folgten, Besserung wurde gelobt. Doch die Teamkollegen blieben einander fremd.

Das mag am Werdegang liegen. Die Karriere von Vettel, dem ersten Werkspiloten in der Motorsportgeschichte des Konzerns, gleicht einer Erfolgswelle, die aus Sicht der Gegner nicht und nicht brechen will. Webbers Laufbahn dagegen ist wie ein reißender Strom: ungeordnet, turbulent, riskant. Nach Stationen bei Minardi, Jaguar und Williams kam er zu einer Zeit zu Red Bull (2007), als die spätere Dominanz noch nicht abzusehen war.

Auszeichnung

Den Australier zeichnen weniger Talent und Speed aus, sondern „Fleiß, Loyalität und Ehrgeiz“, meint auch Christian Horner. Der Teamchef ist Webbers Vertrauter bei Red Bull, gemeinsam betrieben sie einen privaten Nachwuchsrennstall.

Doch die Zeit läuft gegen Webber. Der Abgang des 36-Jährigen zum Saisonende gilt als wahrscheinlich. Als Nachfolger wird Lotus-Pilot Kimi Räikkönen gehandelt.

Vettel ist eng befreundet mit dem Finnen. Noch.

GP von China - Qualifying
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:34,484 Min.
2. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus 01:34,8
3. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 01:34,8
4. Nico Rosberg (GER) Mercedes 01:34,9
5. Felipe Massa (BRA) Ferrari 01:34,9
6. Romain Grosjean (FRA) Lotus 01:35,4
7. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso 01:36,0
8. Jenson Button (GBR) McLaren 02:05,7
9. Sebastian Vettel (GER) Red Bull keine Zeit in Q3
10. Nico Hülkenberg (GER) Sauber keine Zeit in Q3
11. Paul di Resta (GBR) Force India 01:36,3
12. Sergio Perez (MEX) McLaren 01:36,3
13. Adrian Sutil (GER) Force India 01:36,4
14. Mark Webber (AUS) Red Bull 01:36,7
15. Pastor Maldonado (VEN) Williams 01:37,1
16. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso 01:37,2
17. Valtteri Bottas (FIN) Williams 01:37,8
18. Esteban Gutierrez (MEX) Sauber 01:38,0
19. Jules Bianchi (FRA) Marussia 01:38,8
20. Max Chilton (GBR) Marussia 01:39,5
21. Charles Pic (FRA) Caterham 01:39,6
22. Giedo van der Garde (NED) Caterham 01:39,7
Vettel und Webber: Ziemlich beste Feinde

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