Formel-1-Pilot klagt sich ins Cockpit

Wer klagt, der fährt: Giedo van der Garde vor dem Gerichtsgebäude in Melbourne
Ein Gericht gibt Giedo van der Garde Recht - Sauber muss ihn fahren lassen.

Die Australier sind nette Gastgeber. Für den Saisonauftakt der Formel 1 am Sonntag (6 Uhr MEZ) in Melbourne haben sie den schmucken Albert Park noch ein bisschen schmucker gemacht. Es riecht nach frisch gemähten Gras und frisch lackierten Parkbänken - und es riecht nach Ärger.

Giedo van der Garde wird das erste Rennen des Jahres für den Sauber-Rennstall bestreiten - genauer: er will, er darf, er muss jetzt wohl auch. Obwohl der Niederländer nicht mehr Angestellter des Schweizer Teams ist. Ein Gericht in Melbourne gab dem 29-Jährigen Mittwochvormittag (Ortszeit) im Vertragsstreit Recht und bestätigte damit ein Urteil der Schweizer Justiz.

Es geht ums Geld

Van der Garde, der 2013 13 Grands Prix für das mittlerweile insolvente Caterham-Team bestritten hatte, war im Vorjahr Testfahrer bei Sauber. Der Niederländer brachte über seinen Schwiegervater, den Investor Marcel Boekhoorn, Geld mit. Doch nicht genug. Der finanziell in Turbulenzen geratene Rennstall machte das 2015er-Rennen mit zwei noch potenteren Piloten: dem Schweden Marcus Ericsson und Felipe Nasr aus Brasilien.

Das Problem an der Sache. Mit Giedo van der Garde soll bereits eine Einigung über das Jahr 2014 hinaus bestanden haben. Die Gerichte glaubten jedenfalls den Beweisen des Niederländers.

"ich freue mich darauf, mit dem Team nun zu arbeiten und zu fahren", sagte Van der Garde, als er am Mittwoch den Gerichtssaal im Maßanzug verließ. Bereits am Freitag will und wird er den blauen Rennoverall überstreifen und den Sauber C34 durch den Albert Park jagen.

Ein Auto, das er in dieser Form noch nie gefahren ist. Ein Auto, das nicht für und mit ihm konstruiert wurde. Ein Auto, das 800 PS auf den Asphalt bringt. Ein Auto, das im Gegensatz zum Vorjahr ein modifiziertes Cockpit und Lenkrad hat. Ob das gut geht?

Es geht um die Zukunft

"Sehr, sehr enttäuscht" zeigte sich die Wiener Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn in einer ersten offiziellen Reaktion. Danach tagte prompt ein inoffizieller Krisenrat in der Teamunterkunft an der Rennstrecke. "Wir müssen uns nun die Zeit nehmen, die Konsequenzen dieses Entscheids zu verstehen sowie die Auswirkungen auf unseren Saisonstart zu evaluieren." Wer von den beiden nominierten Piloten das Cockpit räumen muss, ist ebenfalls noch offen.

Mehrarbeit bedeutet das jedenfalls auch für die Australier. Auf die Garagen der Teams haben sie die Namen aller Fahrer geklebt. Noch steht bei Sauber "Nasr" und "Ericsson". Es ist das geringste Problem. Sie sind ja nett.

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