Hamilton übernimmt die WM-Führung

Ein Lenkrad-Defekt bei Rosberg ermöglicht seinem Mercedes-Kollegen den Sieg in Singapur.

Nico Rosberg hatte den besten Platz, Poleposition quasi, als der Grand Prix von Singapur in seine entscheidenden Sekunden eintauchte. Lewis Hamilton, Rosbergs Teamkollege bei Mercedes, bog wenige Runden vor dem Rennende zum dritten und letzten Reifenwechsel ab. Es musste jetzt schnell gehen beim Engländer, und fehlerfrei obendrein. Vettel, Ricciardo und Alonso brausten heran.

Die Mercedes-Crew blieb makellos und Hamilton meisterlich. Auf dem Weg zu seinem siebenten Saisonsieg, dem 29. seiner Formel-1-Karriere, musste Hamilton nur noch Vettel überholen. Der deutsche Titelverteidiger war im schwächeren Red-Bull-Wagen und mit abgenutzteren, weil älteren Reifen leichte Beute.

Nico Rosberg sah dies alles frisch geduscht und gekämmt vom Kommandostand aus. Mit 22 Punkten Vorsprung auf Hamilton war der 29-Jährige nach Singapur gereist, mit drei Punkten Rückstand und jeder Menge Frust wird er den asiatischen Stadtstaat verlassen haben.

Hamilton übernimmt die WM-Führung
Mercedes Formula One driver Nico Rosberg of Germany has his car pushed back to the pit lane just before the start of the Singapore F1 Grand Prix at the Marina Bay street circuit in Singapore September 21, 2014. Rosberg suffered a blow at the Singapore Grand Prix on Sunday when he had to start from the pit lane after problems with his car's steering wheel and electronics. REUTERS/Pablo Sanchez (SINGAPORE - Tags: SPORT MOTORSPORT F1)
Ein defektes Kabel in der Lenksäule hatten Rosberg bereits in Runde 15 zur Aufgabe gezwungen. Bereits vor Rennstart hatte der Fehlerteufel im Mercedes des Deutschen Platz genommen und sich das Steuerproblem angekündigt: Rosberg fand beim Start keinen Gang und musste mit Verspätung aus der Boxengasse starten.

Doch die Probleme wurden nicht weniger: "Wir haben einfach versucht, dort draußen zu überleben", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Rosberg fehlten nahezu alle wichtigen Informationen, die das Lenkrad-Display im Normalfall dem Piloten zur Verfügung stellt. An eine Aufholjagd war deshalb nicht zu denken: "Es ist nicht schön, hinter einem Caterham herzufahren", sagte Rosberg, nachdem er frustriert ausgestiegen war.

Rasche Entschuldigung

Die Führungsriege von Mercedes war in Anbetracht des brisanten Teamduells um den WM-Titel rasch um Milde bemüht: "Das ist ein technischer Fehler, der auf das Konto des Teams geht. Wir können uns bei Nico nur entschuldigen", sagte Wolff.

So ganz unzufrieden werden sie beim Werksteam freilich nicht sein. Was nicht bloß am Sieg von Hamilton liegt, sondern vielmehr an der Tatsache, dass der Vorsprung auf den WM-Dritten Ricciardo (am Sonntag Dritter hinter seinem Teamkollegen Vettel) auf 60 Punkte vergrößert werden konnte.

Damit läuft es fünf Rennen vor der großen Zielflagge immer mehr auf das Mercedes-Duell HamiltonRosberg hinaus. "Es wäre ein Hardcore-Rennen für mich geworden, wenn Nico hätte mitfahren können", gab Sieger Hamilton zu. Die WM 2014 wird nicht mehr nur auf der Rennpiste entschieden, sondern wohl in den jeweiligen Garagen. Hamilton kann nicht nur mehr Saisonsiege als Rosberg vorweisen (7:4), sondern auch mehr Ausfälle nach technischen Defekten (3:2).

Nico Rosberg kennt diese Statistiken, weshalb er vor der eiligen Heimreise seinen Mechanikern eine kleine Botschaft mit auf den Weg gab: "Es war schon wieder ein Problem mit der Zuverlässigkeit. Das ist eine Schwäche, die wir als Team haben."

Apropos Statistik: Weltmeister Vettel durfte sich als Zweiter nicht nur über seine beste Saisonplatzierung freuen, sondern auch über die erste Führungsrunde 2014.

Grand Prix von Singapur
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 2:00:04,795
2. Sebastian Vettel GER Red Bull + 13,534
3. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 14,273
4. Fernando Alonso ESP Ferrari 15,389
5. Felipe Massa BRA Williams 42,161
6. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 56,801
7. Sergio Perez MEX Force India 59,038
8. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:00,641
9. Nico Hülkenberg GER Force India 1:01,661
10. Kevin Magnussen DEN McLaren 1:02,230

Out: Kamui Kobayashi (JPN/Caterham/0 Runden), Nico Rosberg (GER/Mercedes/14. Runde), Esteban Gutierrez (MEX/Sauber/18. Runde), Adrian Sutil (GER/Sauber/41. Runde), Jenson Button (GBR/McLaren/54. Runde)

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