Red Bull lässt sich Zeit bei Fahrerwahl

Gute Chancen auf Webbers Nachfolge werden Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo eingeräumt.

Das Formel-1-Topteam Red Bull will sich bei der Fahrerentscheidung für die kommende Saison Zeit lassen. Der Abgang des Australiers Mark Webber steht zwar noch nicht endgültig fest, das Cockpit neben Weltmeister Sebastian Vettel dürfte zu Saisonende aber neu besetzt werden. Gute Chancen werden Webbers Landsmann Daniel Ricciardo, derzeit beim Zweitteam Toro Rosso, eingeräumt.

Die Fahrerfrage werde bei den Bullen traditionell im Sommer geklärt, erinnerte Motorsportchef Helmut Marko. "Wir haben keine Eile. Viele Piloten wollen für Red Bull fahren, außerdem haben wir zwei sehr gute Junioren", betonte der Steirer am Montag bei einer Tagung österreichischer Sportjournalisten (Sports Media Austria) in Spielberg. "Ich mache mir keine Sorgen, dass wir am Ende ohne zwei Topfahrer sitzen bleiben."

Lotus-Pilot Kimi Räikkönen könnte ein Thema werden, vor allem aber sind es Ricciardo und sein französischer Teamkollege Jean-Eric Vergne. "Generell sind wir mit beiden Fahrern zufrieden", sagte Marko über die beiden 23-jährigen Toro-Rosso-Piloten. "Ricciardo ist derzeit aber der bessere. Vergne ist zu ungestüm, im Qualifying mit den sensiblen Reifen überfordert er das Auto."

"Kein Verhältnis"

Vorerst keine Rolle in den Planungen spiele das angespannte Verhältnis zwischen Vettel und Webber. "Da ist kein Verhältnis", scherzte Marko darauf angesprochen. "Es herrscht konstruktive Arbeit, das reicht", meinte Marko. Solange das so bleibt, mache er sich keine Gedanken. "Die besten Freunde sind sie nie gewesen. Aber sie haben ein Arbeitsverhältnis, das funktioniert."

Auf das Team soll sich die Situation nicht negativ auswirken, auch wenn sich Vettel hin und wieder bereits über mangelnde Unterstützung beklagt hat. Webbers Vertrag läuft mit Saisonende aus, jener des deutschen Dreifach-Weltmeisters dagegen bis Ende 2014. Marko bezeichnete beide als "Alpha-Tiere" - daher auch das Konfliktpotenzial.

Keine Stallorder mehr

Stallorder, wie sie bei Vettels umstrittenem Sieg Ende März in Malaysia für Aufsehen gesorgt hatten, wird es vorerst nicht mehr geben. "Solange beide Piloten in der WM reelle Chancen haben, haben sie volle Fahrt", versicherte Marko. Sofern es diese mit Reifen-, Motor- und Benzinmanagement überhaupt gibt. Marko: "Wir wollen aber nicht in eine Kampfsituation kommen." Ein Crash wie 2010 in Istanbul darf sich nicht wiederholen.

Webber hat bei Red Bull seit 2009 stets nur Einjahresverträge erhalten. Im Vorjahr verdiente sich der mittlerweile 36-Jährige seine Verlängerung mit prestigeträchtigen Siegen in Monaco und Silverstone, zwei Tage nach dem "Heimrennen" in England wurde sie bekannt. Zumindest bis Juli könnten die Bullen auch heuer warten. Marko: "Wir beginnen erst im Sommer darüber nachzudenken, wer für uns fahren wird."

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