Mercedes-Pilot Bottas gewinnt turbulenten WM-Start in Spielberg

Austrian Grand Prix
Der Finne siegt vor Ferrari-Pilot Leclerc. Hamilton wird bestraft und verpasst das Podest. Vorjahressieger Verstappen scheidet aus.

Eine Ausfallsorgie und ein skurriles Ende haben den Neustart der Formel 1 geprägt. Nur elf von 20 Autos kamen am Sonntag beim ohne Zuschauer ausgetragenen Grand Prix von Österreich ins Ziel. Spielberg-Spezialist Valtteri Bottas gewann im Mercedes von der Pole aus vor dem Ferrari von Charles Leclerc. Der 20-jährige Lando Norris wurde im McLaren sensationell Dritter.

Der Brite ist damit drittjüngster Pilot der Formel 1 auf einem Siegespodest. Möglich geworden war dies, weil der auf Platz zwei liegende Weltmeister Lewis Hamilton kurz vor Schluss bei einem Überholmanöver von Alexander Albon eine Fünfsekunden-Zeitstrafe erhielt. Obwohl Bottas und der Engländer im Finish auf die Tube drückten und Hamilton auch als Zweiter über die Zielline fuhr, wurde er am Ende sogar nur als Vierter gewertet. Damit verpasste "Strafen-Weltmeister" Hamilton auch die Ehrung auf dem improvisierten Podium.

Am Ende waren es nur elf

217 Tage und damit die längste Pause im Rückspiegel lieferte die Formel 1 in Spielberg ein ausfallsreiches, aber auch spannendes Rennen ab. Wegen der langen Corona-Pause waren die Formel-Fabriken erst im Juni wieder hochgefahren worden. Erstmals wurde am Sonntag bei einem WM-Auftakt die österreichische Bundeshymne gespielt.

Waren im Vorjahr, als Österreich der elfte WM-Lauf gewesen war, alle 20 Autos ins Ziel gekommen, schafften es diesmal nur elf ins Ziel sowie 13 in die Wertung. Als ersten erwischte es ausgerechnet Vorjahressieger Max Verstappen.

Elektronik bremste Verstappen aus

Dabei war der Niederländer nach einem erfolgreichen Video-Protest seines Red Bull Teams gegen Hamilton in letzter Minute sogar in die erste Startreihe aufgerückt. Hamilton hingegen musste von Platz fünf los fahren. Ein Elektronikproblem sorgte aber für Schaltprobleme am RB16 und das frühe Ende für Verstappen.

Der Niederländer hätte auf dem 53 Grad heißen Asphalt des Red Bull Rings dank seiner härteren Reifen zu Beginn erneut gute Siegchancen gehabt.

Drei Safety-Car-Phasen

Die beiden Mercedes bauten in der Folge einen derartigen Vorsprung auf den zweiten Red Bull mit Alex Albon auf, dass sogar kurz die Motorleistung gedrosselt werden konnte. Doch dann kam doch noch alles anders.

Unfälle und insgesamt drei Safety-Car-Phasen sorgten für ein Tohuwabohu und wirbelten das Ergebnis durcheinander. Als Albon im Finish dank schnellerer Reifen außen an Hamilton vorbei wollte, verhakte sein rechtes Vorderrad am Auto des Briten und der Thailänder drehte sich ins Aus. Während ORF-Experte Alexander Wurz darin einen Rennunfall sah, forderte Red-Bull-Berater Helmut Marko sogar eine härtere Strafe.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sah es natürlich anders. "Die Stewards haben eine harten Job. Ich habe mir das Video angesehen und es war eindeutig so, dass Lewis das Lenkrad nicht bewegt und Albon genügend Platz gehabt hat." Der Sonntag in Spielberg sei kein wirklich guter für Hamilton gewesen. "Zuerst in der Startaufstellung um drei Plätze zurück und dann auch das noch. Für mich waren die fünf Sekunden einfach zu hart", sagte Wolff.

Fehlende Standfestigkeit 

Beide Mercedes versuchten danach zwar nochmals nachzulegen, es ging sich aber für Hamilton nicht mehr aus. Auch, weil Norris im Finish sogar die schnellste Rennrunde hinlegte. "Ich bin sprachlos und stolz", sagte der jüngste Fahrer im Feld. "Die Wiener Schnitzel in dieser Woche haben geholfen", spaßte Teamchef Andreas Seidl.

Der durch die Umstände auf Platz zwei gespülte Leclerc meinte: "Das ist heute wie ein Sieg." Der Finne Bottas jubelte über seinen nun achten Sieg. "Ich hatte das ganze Rennen Druck. Es gibt nichts Besseres, als eine Saison mit einem Sieg zu beginnen."

Auffallend in Spielberg war, dass viele Formel-1-Autos noch nicht wirklich standfest waren. Aber auch den Boxencrews fehlt offenbar durch die lange Pause noch etwas die Routine. Beim Alfa von Kimi Räikkönen etwa löste sich bei Höchsttempo ein schlecht befestigtes Vorderrad. Bis zum zweiten Rennen kommenden Sonntag erneut auf dem Red Bull Ring wartet viel Arbeit auf die Teams. Dann steht als zweites Saisonrennen der Grand Prix der Steiermark auf dem Programm.

1.

Valtteri Bottas (FIN)

Mercedes

01:30:55,739 Std.

 

Durchschnittsgeschw.:

204,301 km/h

2.

Charles Leclerc (MON)

Ferrari

+02,070

3.

Lando Norris (GBR)

McLaren

+05,491

4.

Lewis Hamilton (GBR)

Mercedes

+05,689

5.

Carlos Sainz jr. (ESP)

McLaren

+08,903

6.

Sergio Perez (MEX)

Racing Point

+15,092

7.

Pierre Gasly (FRA)

AlphaTauri

+16,682

8.

Esteban Ocon (FRA)

Renault

+17,456

9.

Antonio Giovinazzi (ITA)

Alfa Romeo

+21,146

10.

Sebastian Vettel (GER)

Ferrari

+24,545

11.

Nicholas Latifi (CAN)

Williams

+31,650

Ausgeschieden: Alexander Albon (THA), Max Verstappen (NED) beide Red Bull, Daniil Kwjat (RUS) AlphaTauri, Romain Grosjean (FRA), Kevin Magnussen (DEN) beide Haas, Daniel Ricciardo (AUS) Renault, George Russell (GBR) Williams, Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo, Lance Stroll (CAN) Racing Point

Schnellste Runde: Lando Norris (GBR) McLaren - 71. Runde, in 1:07,475 Min., Schnitt: 230,380 km/h

WM-Stand nach dem ersten Rennen:

1.

Valtteri Bottas (FIN)

Mercedes

25

2.

Charles Leclerc (MON)

Ferrari

18

3.

Lando Norris (GBR)

McLaren

16

4.

Lewis Hamilton (GBR)

Mercedes

12

5.

Carlos Sainz jr. (ESP)

McLaren

10

6.

Sergio Perez (MEX)

Racing Point

8

7.

Pierre Gasly (FRA)

AlphaTauri

6

8.

Esteban Ocon (FRA)

Renault

4

9.

Antonio Giovinazzi (ITA)

Alfa Romeo

2

10.

Sebastian Vettel (GER)

Ferrari

1

Konstrukteurs-WM (nach 1 von 18 Rennen)

1.

Mercedes

37

2.

McLaren

26

3.

Ferrari

19

4.

Racing Point

8

5.

AlphaTauri

6

6.

Renault

4

7.

Alfa Romeo

2

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