Ein Lauda gibt wieder den Ton an in der Formel 1
Startreihe eins: Lauda. Startreihe zwei: Hunt. Keine Sorge, dies ist versehentlich keine Meldung aus der Vor-Internet-Ära. Die Startaufstellung stammt vom 23. Oktober 2021. Wir befinden uns auf der Rennstrecke im englischen Donington Park, auf der Niki Lauda und James Hunt nie gegeneinander in der Formel 1 gefahren sind. Das Duell holen deren Söhne Mathias Lauda und Freddie Hunt nach.
Die beiden sind prominente Gastpiloten im Sports Prototype Cup, ihre Autos glänzen in Ferrari- (Lauda) und McLaren-Farben (Hunt). Nicht nur deshalb folgen ihnen Kameras auf Schritt und Tritt. Die Ausfahrt im Rennmodus ist Höhepunkt von jahrelangen Filmaufnahmen. Mathias Lauda, 40, und Freddie Hunt, 34, stehen im Zentrum der Dokumentation „Sons of Speed“, Söhne der Geschwindigkeit.
„Es geht nicht nur ums Rennfahren, es geht darum, zu erzählen, wer wir sind. Wie es ist, mit einem solchen Namen aufzuwachsen“, sagt Mathias Lauda zum KURIER, der den Sohn der 2019 verstorbenen Formel-1-Legende wenige Tage vor dessen Abflug nach Donington erreicht hat. Die Bilder vom Begräbnis im Wiener Stephansdom, als Mathias an der Seite seines Bruders und von Witwe Birgit Lauda den feuerroten Helm des Vaters auf dem Sarg platzierte, gingen um die Welt.
Seit einigen Wochen steht Mathias Lauda wieder verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit. Als Experte von ServusTV ist der 40-Jährige der Formel 1 und damit auch seinem verstorbenen Vater wieder sehr nahe. „Mein Vater hat in unterschiedlichen Positionen so viel gemacht für diesen Sport, daher bin ich froh, dass ich sein Erbe ein Stück weit fortsetzen darf“, sagt der 40-Jährige.
Kultstatus erreichte Niki Lauda nicht nur im Rennwagen, sondern später auch vor der Fernsehkamera. Mit spitzer Zunge und wenig Diplomatie kommentierte er die Formel 1 erst beim ORF und später für RTL. „Ich hab’ ihm immer gerne zugehört“, sagt Sohn Mathias, „er konnte alles schnell und verständlich auf den Punkt bringen. Es gibt Analytiker, die ebenfalls viel Expertise haben, aber vielleicht in ihren Erklärungen zu lange ausholen. So war er nicht.“
Der weltberühmte Vater
Vergleiche mit dem weltberühmten Vater muss sich Mathias Lauda wohl auch in der neuen Rolle gefallen lassen. Er ist längst an sie gewöhnt, begleiten sie ihn doch schon sein ganzes Leben. „Man kennt meinen Vater fast auf der ganzen Welt“, sagt er und liefert dazu auch gleich die passende Anekdote. Es war auf einem Flug von Indonesien nach Europa, als Mathias Lauda mit seinem Sitznachbar ins Gespräch kam: „Nach einer Weile sagte er zu mir: ‚Ich kenne nur einen Menschen, der so Englisch spricht wie du. Du klingst exakt wie Niki Lauda.‘“
Mathias Lauda erzählt das alles ohne Groll und mit einer gewissen Portion Selbstironie. Er scheint mit sich und seinem Leben im Reinen. Die eigene Rennfahrer-Karriere, die er einst gegen den Willen des Vaters gestartet hatte, ruht nach fünf Jahren im Langstrecken-Team von Aston Martin. „Es war nicht nur eine sportliche Entscheidung, sondern auch eine finanzielle. Es muss schon alles stimmen, dass ich es noch einmal angehe“, sagt er.
Die Technik interessiert mich natürlich auch, aber wichtiger ist mir die Fahrersicht, das Menschliche. Was geht in einem Piloten vor, wenn er einen Fehler macht?“
Mit seiner Frau aus England und den beiden Söhnen (5 und 7) lebt er seit vielen Jahren auf Ibiza. Die alte Heimat, Salzburg, sieht er erst jetzt wieder öfter. Die Formel-1-Rennen werden bei ServusTV während der Pandemie aus der Zentrale kommentiert. „Es ist schön, dass nun auch meine Kinder sehen und verstehen, wo ich herkomme.“
Die Königsklasse des Rennsports begleitet Mathias Lauda, seit er fünf ist. „Meine erste Erinnerung an den Sport ist die Stimme von Heinz Prüller.“ Was er den Fernsehzusehern mitgeben will? „Die Technik interessiert mich natürlich auch, aber wichtiger ist mir die Fahrersicht, das Menschliche. Was geht in einem Piloten vor, wenn er einen Fehler macht?“, erklärt Lauda. Die aktuelle WM-Saison liefert dafür das passende Anschauungsmaterial. „Es war in den letzten Jahren oft hart, aber so extrem wie zwischen Verstappen und Hamilton war es schon lange nicht mehr.“
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