„Ich habe mir das Rennen nachher auf Video angesehen“, sagt Patrick Friesacher, jener Kärntner, der Sechster, also Letzter, wurde 15 Jahre später zum KURIER. „Kurios beschreibt es nicht einmal im Ansatz, aber die TV-Kommentare von Heinz Prüller und Niki Lauda sind legendär.“ Und zwar so legendär, dass ORF Sport + am Sonntag auf Wunsch vieler Formel-1-Fans dieses so einmalige Nicht-Rennen in voller Länge überträgt (21.15 Uhr).
Wie kam es dazu? Es war die Zeit, in der es nicht nur einen, sondern zwei Reifenhersteller gab. Das spülte Lizenzgebühren in die Kassen von Ecclestone, hatte aber den Nebeneffekt, dass sich beide Hersteller im Kampf um Bruchteile von Sekunden eine Materialschlacht lieferten. Reifenlieferant Michelin, auf dessen Produkten 14 Piloten unterwegs waren, hatte dieses Wettrennen in Indianapolis gewonnen – und gleichzeitig irgendwie auch verloren. Die Pneus der Franzosen waren schnell (vier Michelin-Fahrer waren im Qualifying voran), aber auch fragil. Im Training platzte bei den Toyota-Piloten in der Steilkurve der linke Hinterreifen.
Krisengipfel folgte auf Krisengipfel. Am Ende stand das Ergebnis, dass die 14 Michelin-Fahrer nicht über die Runden kommen werden und sollen. Mit dem Absolvieren der Aufwärmrunde waren sie offiziell zum Grand Prix angetreten und hatten rechtlich alle Anforderungen erfüllt.
Die 200.000 Besucher wussten davon nichts. Sie pfiffen und wüteten, als Schumacher, Barrichello, Monteiro, Karthikeyan, Albers und Friesacher ihre Bridgestone-Reifen in Bewegung setzten. Wenige Runden später war die Haupttribüne so gut wie leer. „Was willst du machen“, fragt Friesacher rückblickend, „ich durfte keinen Gedanken daran verschwenden. Der Minardi war nicht leicht auf der Strecke zu halten.“ Überhaupt ohne die Gänge eins und zwei, in die der Formel-1-Debütant ab Runde 30 nicht mehr schalten konnte.
Die Freude nach Rang sechs und zwei Runden Rückstand hielt sich in Grenzen, „auch wenn für ein Team wie Minardi jeder Punkt Gold wert ist.“ Was damals noch niemand ahnen konnte: Danach schafften es Österreicher bis heute nur mehr sieben Mal in die Punkteränge (drei Mal Alexander Wurz, vier Mal Christian Klien).
Für Patrick Friesacher war die Premierensaison alsbald zu Ende. Wegen ausstehender Sponsorzahlungen musste er im Juli, nach nur elf Grands Prix, sein Cockpit räumen. Und dennoch kann gerade er viel darüber erzählen, wie die Königsklasse läuft. „Der Niveauunterschied der Teams ist zu groß. Bis heute“, sagte er. „Wir bei Minardi sind im freien Training ohne Servolenkung gefahren, um das Material zu schonen. Wenn uns in der Entwicklung ein Schritt nach vorne gelungen ist, haben die großen Teams schon wieder zehn Schritte gemacht.“
Die Zeit möchte er dennoch nicht missen. Als Fahrinstruktor auf dem Red-Bull-Ring sieht er die Formel 1 Jahr für Jahr aus nächster Nähe. Da hat er es besser, als all jene in Indianapolis. Dort kreist die Königsklasse seit 2007 nicht mehr.
Kommentare