Duell der zukünftigen Teamkollegen

Wer ist hier der Boss?
Alonso und Räikkönen kämpfen um den Vize-WM-Titel und den Nummer-Eins-Status bei Ferrari.

Wenn die WM auch schon für Sebastian Vettel entschieden ist, birgt das Duell dahinter doch Brisanz. Das ist auch eine gute Gelegenheit für die künftigen Teamkollegen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen das Revier abzustecken. Auf die Bezeichnung Vizeweltmeister dürften zwar weder der Spanier noch der Finne scharf sein, dennoch ist der Kampf um den zweiten Platz in der Formel-1-WM pikant.

Denn Inhaber Alonso wird sich kaum seinem künftigen Ferrari-Teamkollegen in der Endabrechnung geschlagen geben wollen. Wie passend, dass Alonso vor dem Duell der designierten Rennstallpartner, die unterschiedlicher kaum sein könnten, für seine Twitter-Gemeinde vor einem riesigen Foto von sich selbst im roten Overall posierte. Auch wenn viele an ein anderes Bild denken, wenn sie sich an Alonso und Abu Dhabi erinnern.

Das Petrov-Dilemma

2010 hatte der Spanier beim Finale den WM-Titel doch noch an Sebastian Vettel verloren als er 34 Runden lang hinter Renault-Pilot Vitaly Petrov feststeckte. Der Anfang der offensichtlich nicht enden wollenden sportlichen Demütigung durch den Deutschen. Tieftraurig kauerte Alonso damals in einer Ecke, während Vettel das Lausbuben-Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht weichen wollte. Gewonnen hat der spanische Champion von 2005 und 2006 noch nie in Abu Dhabi - ausgerechnet dort, wo im Schatten der prächtigen Anlage die nicht minder imposante Ferrari World steht.

Drei Rennen noch, dann gehört auch Räikkönen wieder zu dieser Welt. Er, der im vergangenen Jahr auf dem Yas Marina Circuit seinen ersten Sieg nach der Rückkehr in die Motorsport-Königsklasse feierte. Er, der dabei aber noch mehr durch seinen legendären Spruch via Boxenfunk für Furore sorgte: "Lasst mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue."

Raikkonen ließ nicht überholen

Einen weiteren Vorgeschmack auf Räikkönen bekam sein alter und neuer Arbeitgeber am vergangenen Wochenende. Da leistete sich Räikkönen ein kurzes Wortduell der unflätigeren Sorte mit Lotus-Renndirektor Alane Permane. Teamchef Eric Boullier sah sich sogar genötigt, sich für den Disput zu entschuldigen.

Räikkönen hatte in Indien auf stark abbauenden Reifen seinem schnelleren Kollegen Romain Grosjean keine Vorfahrt gewähren wollen. "Ich fahre gegen alle gleich. Gegen Fahrer von anderen Teams und gegen meinen Stallgefährten", betonte Räikkönen.

Das wird nächstes Jahr erst recht der Fall sein, wenn sich die beiden Tattoo-Träger Alonso und Räikkönen auf der Strecke den ein oder anderen Nadelstich versetzen dürften. Der 32 Jahre alte Spanier versucht nun seit vier Jahren vergeblich das zu schaffen, was seinem 34 Jahre alten künftigen Teamkollegen gleich im ersten Anlauf gelungen war: Im Ferrari Weltmeister zu werden. Laut Ferrari-Teamchef Domenicali werden die beiden Fahrer gleichberechtigt sein.

Im ersten Comeback-Jahr belegte Räikkönen im Lotus gleich WM-Rang drei hinter Vettel und Alonso. Vor dem Großen Preis von Abu Dhabi an diesem Sonntag (14.00 Uhr MEZ/ORF1, RTL und Sky) ist die Rangfolge dieselbe. Räikkönen hat noch 24 Punkte Rückstand auf den Vizeweltmeisterrang.

Vettel bleibt voll motiviert

Sebastian Vettel will gut erholt von der Titelparty und mit ungebremstem Erfolgseifer seine Siegesserie auch in Abu Dhabi fortsetzen. Motivationsprobleme sind dem frisch gebackenen viermaligen Weltmeister nach wie vor fremd. "Es stellt sich nicht mal die Frage, warum wir hier sind und was wir zu tun haben. Wir sind hier, um Rennen zu fahren und wenn wir die Chance haben zu gewinnen", sagte Vettel am Donnerstag bei der offiziellen Pressekonferenz zum Großen Preis von Abu Dhabi.

Gelingt dem 26 Jahre alten Red-Bull-Piloten der siebente Saisonsieg in Serie, zieht er in der ewigen Rangliste in dieser Kategorie mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleich. Und es winkt auch die Egalisierung der Bestmarke seines Landsmannes von 13 Siegen in einem Jahr am Ende der Saison.

Feucht-fröhliche Feier

Seinen zehnten Erfolg, mit dem Vettel am Sonntag in Indien erneut Weltmeister geworden war, hatte der Hesse mit seinem Team kurz, aber heftig gefeiert. "Es waren zu viele Drinks in einer zu kurzen Zeitspanne", erinnerte sich Vettel an die feuchtfröhliche Nacht von Greater Noida: "Montags musste ich erstmal wieder fit werden."

In Abu Dhabi war Vettel 2009 bei der Premiere als Erster ins Ziel gekommen, 2010 wiederholte er den Sieg und krönte sich erstmals zum Champion. "Das war ein Ereignis, das ich niemals vergessen werde", bekräftigte Vettel. Damals begann ein fast nicht enden wollender Feiermarathon. Diesmal muss sich Vettel zumindest in dieser Hinsicht bremsen. "Wir hatten spontan ein bisschen Spaß an der Hotelbar", sagte er mit Blick auf die Auftaktsause für Titel Nummer vier. "Wir konnten aber nicht total auf den Tisch hauen."

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