Diesmal wird Leichtathletik-Ass Ivona Dadic nicht von einer Corona-Infektion gestoppt werden. Im Vorjahr erfuhr die 27-Jährige bei der Anreise zum Diamond-League-Meeting in Brüssel, dass sie positiv auf das Virus getestet wurde. Jetzt hat sie Antikörper in sich, in Hochform tritt die Sportlerin des Jahres 2020 bei der Hallen-WM in Torun (Polen) an – als Teil der siebenköpfigen ÖLV-Delegation. Heute kämpft die Heeressportlerin in ihrer Paradedisziplin Fünfkampf um Medaillen, die Entscheidung fällt im 800-m-Lauf, der um 20.45 Uhr startet (live ORF Sport+).
KURIER: Vor ziemlich genau einem Jahr wurde klar, dass die Olympischen Spiele in Tokio verschoben werden. Wie blicken Sie auf dieses Corona-Jahr zurück?
Ivona Dadic: Eigentlich positiv. Es ist zu einem sehr guten Jahr geworden, was die sportlichen Leistungen und auch die Auszeichnungen betrifft.
Doch im Frühling gab es kaum Wettkämpfe. Wie schafft man es da als Profisportler, die Motivation aufrechtzuerhalten?
Man hat überhaupt nicht gewusst, wo die Reise hinführen wird. Aber man weiß, dass es irgendwann wieder Wettkämpfe geben wird. Jeder Profisportler weiß, dass man sich nicht mit hochgelagerten Beinen auf die Couch legen kann. Man muss weitertrainieren, vorbereitet sein. Ich habe die Situation einfach hingenommen, um bereit für den Ernstfall zu sein. Und genau so war es dann auch im Sommer.
Hatte 2020 in finanzieller Hinsicht negative Folgen?
Für mich Gott sei Dank nicht. Ich habe meine Sponsorverträge mit Harreither, mit Nike – und ich bin beim Bundesheer angestellt. Was gefehlt hat, waren halt die Prämien. Aber da ist es nicht um viel Geld gegangen.
Sie sind auf Social Media, etwa auf Instagram, sehr aktiv. Ist das ein Hobby oder doch eine Nebenerwerbsquelle?
Es ist eine Plattform, um mich zusätzlich zu vermarkten, also ist es natürlich auch eine Einnahmequelle. Ich versuche, das vernünftig anzugehen und habe dafür sogar ein kleines Team um mich herum, das mich dabei unterstützt. Wichtig ist mir aber, dass ich nur Sportliches poste. Mein Privatleben bleibt auch privat.
Sie waren im Vorjahr Corona-positiv ...
Auf dem Weg zu einem Wettkampf habe ich von dem positiven Testergebnis erfahren. Ich habe aber keine Symptome gehabt, war gesund und ich habe auch zum Glück niemand in meinem Umfeld angesteckt. Somit bin ich mit einem blauen Auge davongekommen.
Im November wurden sie zur Sportlerin des Jahres gewählt. Gab es seither einen Tag, an dem Sie nicht daran gedacht haben?
Es ist nicht ununterbrochen in meinem Kopf, aber ich erinnere mich schon sehr gern daran. Das ist eine Riesenehre, im selben Jahr wie Dominic Thiem diese Auszeichnung zu bekommen. In Österreich ist das schließlich die größte Anerkennung, die man als Sportler bekommen kann.
Am Wochenende findet die Europameisterschaft in Polen statt. Sind Sie schon bei hundert Prozent Ihrer Leistungsfähigkeit?
Ich bin schon richtig in Form, der Wettkampf kann kommen. Klar ist aber auch, dass der Fokus voll auf den Olympischen Spielen im Sommer liegt, die Hallensaison nehme ich einfach so mit. Allerdings haben wir das Pensum in den letzten zwei Wochen etwas zurückgenommen, damit das Training wirken kann und dass ich in Polen gut in Form bin.
Zählt nur Gold?
Ich mache mir nie im Vorfeld Gedanken über Medaillen. Es ist mir nur wichtig, dass ich meine Leistung abrufen kann, der Rest ergibt sich von selbst. Aber wenn ich in die Region meiner Bestleistung komme, ist eine Medaille natürlich realistisch.
Das Saisonziel ist also Olympia 2021. Doch die Austragung der Spiele ist in Schwebe. Wie gehen Sie mit dieser Ungewissheit um?
Ich bleibe natürlich positiv und voll fokussiert. Alles andere würde das Training negativ beeinflussen. Außerdem liegt es eh nicht in unseren Händen. Für mich finden die Spiele statt.
Wären Olympische Spiele ohne Zuschauer denkbar?
Für uns ist es wichtig, dass sie stattfinden. Natürlich wäre es wichtig, wenn es würdige Spiele wären. Wir Sportler trainieren unser ganzes Leben für Olympische Spiele, und da spielt das Publikum schon eine große Rolle. Wenn ich da an London 2012 denke, wo 60.000 bis 80.000 Zuschauer im Stadion waren ... so etwas würde ich mir schon wieder wünschen.
Österreich hat in der Leichtathletik mittlerweile ernsthafte Medaillenkandidaten mit Ihnen, Siebenkampf-Kollegin Verena Preiner und Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger. Was hat sich da bewegt?
Da hat sich einiges bewegt. Ich habe den Weg im Siebenkampf vorgezeigt, und mit der Verena und der Sarah Lagger sind einige Mehrkämpferinnen nachgekommen und dann auch Lukas im Diskuswerfen. Wir haben gezeigt, dass man auch in Österreich, wo die Leichtathletik nicht den größten Stellenwert hat, international vorne dabei sein kann.
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