Noch einmal schlafen, dann rollt sie wieder: Die Tour de France startet am Samstag in die 107. Auflage. Fragen und Antworten zu 3.484,2 Kilometern und 21 Renntagen.
Wie ist die aktuelle Lage in Frankreich?
Wie fast überall steigen auch in Frankreich die Infektionszahlen, teilweise gab es zuletzt bis zu 5.400 Neuerkrankungen am Tag. Das deutsche Auswärtige Amt hat deshalb bereits Reisewarnungen für die Region Île-de-France mit der Hauptstadt Paris sowie für Provence-Alpes-Côte-d’Azur ausgegeben – also jene Region, in der am Samstag in Nizza losgefahren wird.
Welche Auswirkungen hat Corona auf die Tour?
Die Teams leben in einer Blase, Kontakte zur Außenwelt sind strikt untersagt. Hat eine Mannschaft zwei positive Corona-Tests, wird sie disqualifiziert. Das stößt Bora-hansgrohe-Manager Ralph Denk sauer auf – vergangene Woche hatte sein Team wegen eines vermeintlichen Falles auf die Bretagne Classic verzichtet – im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Test falsch positiv war. „So darf es nicht laufen. Hier muss dringend nachjustiert werden.“
Die Fahrer müssen auf dem Siegespodest auf das obligate Küsschen verzichten – und Maske tragen. Die Bussi-Girls waren allerdings schon vor der Corona-Krise Anlass für Diskussionen. Um Sexismus-Vorwürfen entgegenzuwirken, hatten die Veranstalter schon vor längerer Zeit beschlossen, dass fortan immer eine Frau und ein Mann als Aufputz der Siegeszeremonie beiwohnen sollen.
Wer sind die Favoriten?
Nachdem das Team Ineos auf die früheren Tour-Sieger Chris Froome und Geraint Thomas verzichtet, ist Titelverteidiger Egan Bernal (COL) der Gejagte. Offen ist, wie der Slowene Primoz Roglic (Jumbo-Visma) die Folgen seines Sturzes vor knapp zwei Wochen verdaut hat, doch auch sein Teamkollege Tom Dumoulin (NED) hat das Zeug zum Titel. Mit Steven Kruijswijk (NED) fehlt dem Team ein weiterer Co-Favorit nach Sturz. Auch Bora-hansgrohes Emanuel Buchmann (GER) ist ein Podestkandidat.
Sind Zuseher zugelassen?
Die Teampräsentation fand am Donnerstag in abgespeckter Form statt. Zumindest die ersten beiden Etappen finden fast ohne Publikum statt.
Wie beurteilen die Fahrer die Situation?
Als Felix Großschartner vor zwei Wochen im Rahmen der Dauphiné-Rundfahrt durch den Süden Frankreichs radelte, war er regelrecht „schockiert über das, was da auf den Bergen entlang der Straße abgegangen ist“. Bei der Tour werden noch deutlich mehr Fans die Strecke säumen. „Wenn die Leute auf die Straße gehen wollen, dann machen sie das. Das kann man auch sehr schwer verhindern“, sagt der oberösterreichische Tour-Debütant. Einige seiner Kollegen wären deshalb für eine Geister-Tour gewesen. „Ich war immer ein Befürworter einer Tour ohne Zuschauer“, sagt der deutsche Routinier Tony Martin. „Ich bin kein Fachmann und kann es nicht beurteilen, aber ich finde es kritisch.“
Hatte Corona Auswirkungen auf die Dopingtests?
Für die Dopingfahnder war die Corona-Zwangspause keine gute Zeit. Fast drei Monate war das Kontrollsystem lahmgelegt. Womöglich eine gute Gelegenheit für Sportbetrüger, um die eigenen Leistungsgrenzen ein wenig zu erweitern. Der deutsche Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel ist überzeugt, dass der eine oder andere Profi dieses Schlupfloch genutzt hat. „Dass gedopt wurde in der Zeit, das ist doch klar. Sonst würde ja alles, was wir über Radsport seit Jahrzehnten gelernt haben, infrage gestellt werden müssen.“
Wie viele Österreicher sind am Start?
Ein Quintett nimmt die Tour de France in Angriff. Das bayrische Team Bora-hansgrohe setzt auf das Trio Gregor Mühlberger, Felix Großschartner und Lukas Pöstlberger. Dazu kommen noch Marco Haller (Bahrain-McLaren) und Michael Gogl (NTT). Der zwölffache Tour-de-France-Starter Bernhard Eisel begleitet die Rennen erstmals als TV-Experte für Eurosport.
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