Machtkampf im ÖTV: "Eine Gruppe will Österreichs Tennis ruinieren"

Werner Klausner
Präsident Werner Klausner kann mit den Ideen von mehreren Landesvertertern nicht leben. Und gibt seinen Rücktritt bekannt.

Aufbruchstimmung? Der Österreichische Tennisverband ist dort, wo er in der Vergangenheit immer wieder Stammgast war: in kräftigen Turbulenzen. Als Folge von Eitelkeiten, Missverständnissen. Und einem amtsmüden und wütenden ÖTV-Präsidenten Werner Klausner.

Zuletzt zeichnete sich Besserung ab, unter Klausner, seit genau einem Jahr im Amt, sollte die vor allem von Dominic Thiem ausgelöste Aufbruchstimmung mitgenommen werden. Der Verband wurde saniert, die enge Zusammenarbeit mit Österreichs erfolgreichstem Trainer Günter Bresnik und dessen Leistungszentrum sollte ein wichtiger Baustein für Nachhaltigkeit im Österreichischen Tennis werden. Klausner wandte sich am Mittwochmittag an den KURIER. „Ich musste an die Öffentlichkeit gehen. Weil alles zerstört werden soll, das wir in einem Jahr aufgebaut haben.“

Bresnik-Akademie

Der Salzburger, der für drei Jahre gewählt wurde, wirft deshalb schon vor der Generalversammlung am 24. März das Handtuch. Weil es nur noch Individualförderungen geben soll „und man  die Kooperation mit dem Leistungszentrum Günter Bresnik/ Wolfgang Thiem beenden will“. Man? Das sind sieben  Bundesländer mit Gruppensprecher Christian Barkmann, dem Präsidenten des Wiener Tennisverbandes.  
Dass nicht alle talentierten Jugendlichen den Weg in die Südstadt finden konnten, war Klausner klar. „Deswegen  gab es ja für  diese Spieler die Individualförderung, es war ein sehr gut  funktionierendes  System von Individualförderung und Zentralisierung, sprich Südstadt. Warum sollen wir auf das Know-how eines der besten Trainer weltweit verzichten? “
Klausner hört deshalb auf. „Ich habe diesen Job ehrenamtlich gemacht, weil mir dieser Sport am Herzen liegt. Auch wenn es mich traurig macht, sehe ich nicht zu, wie der Tennissport in Österreich ruiniert wird.“

Wolfgang Thiem kann „ohne Verband auch gut leben“, die Aktionen gegen das bisherige System sind für den 46-Jährigen aber bedenklich. „Klausner war der erste Präsident, der ein Konzept hatte. Der Weg weg von der Zentralisierung ist eine Katastrophe.“ Ebenso für Günter Bresnik „hat sich vieles zum Positiven entwickelt“.

Zufallsprodukte

Auch Wolfgang Thiems Sohn Dominic hätte zwar privat, aber doch immer in einem Leistungszentrum gearbeitet. „Jetzt gibt es in den Bundesländern zwar Talente, die von irgendwelchen Trainern ausgebildet werden, die keine Kompetenzen haben. Vielleicht wird es einige Zufallsprodukte geben, die den Weg schaffen, aber prinzipiell wird dies eher selten vorkommen.“

Für Thiem kommt es nicht überraschend, dass es zur „Revolution“ kommen kann. „Da wurden Leute mit Macht ausgestattet, die überhaupt keine Ahnung vom Tennissport haben. Ihnen wurde das Vertrauen geschenkt, dann hauen sie dir das Hack’l ins Kreuz.“

Christian Barkmann zeigt sich verwundert: „Wir können schon aufgrund der Förderungen und laufenden Verträge die Zusammenarbeit mit Bresnik nicht beenden.“ Der ehemalige Trainer betont: „Wir wollen nur die Individualförderungen verstärken.“ Und: „Die Bundesländer sind der Verband.“ Deshalb will seine Gruppe anhand einer Statutenänderung (das Länderkuratorium übernimmt das Präsidium) bei der Generalversammlung das Zepter übernehmen.

Ereignisse, die Ex-Profi und Tennis-Vater Alex Antonitsch (Tochter Mira trainiert oft in der Südstadt) wütend machen. „Anstatt den Schwung von Dominic Thiems Erfolg mitzunehmen und die endlich gute Arbeit im Verband beibehalten, sorgt eine Gruppe wieder für Unruhe.“ Harald Ottawa

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