Leichtathletik-WM: Diese Österreicher haben Chancen in Tokio

Zehn Tage noch bis zur Leichtathletik-WM im Olympiastadion in Tokio. Zehn Athletinnen und Athleten werden Österreich vertreten. Das ist das zweitgrößte ÖLV-Aufgebot seit 1997, als Österreich mit einer Staffel dabei war. „Das macht mich extrem stolz, da das Starterfeld insgesamt kleiner geworden ist“, sagt Beate Taylor, die Sport-Koordinatorin des Verbandes bei einem Medientermin in der Südstadt. „Luki (Diskuswerfer Weißhaidinger) und Vici (Speerwerferin Hudson) haben den Verband über viele Jahre getragen. Aber jetzt haben wir auch viele junge Athleten dabei, die eine tolle Saison hinter sich haben.“
Sponsor Helvetia hat 75.000 Euro für WM-Gold ausgelobt, 50.000 für Silber, 25.000 für Bronze. Doch wer hat Chancen?
Medaillenchance:
Mit ihrem famosen Rekord von 67,76 Metern liegt Victoria Hudson weltweit noch immer auf Rang eins der Jahresbestenliste. Was aber nicht bedeutet, dass die 29-Jährige eine Bank auf eine WM-Medaille ist, denn gerade in der hochtechnischen Sportart Speerwerfen ist es extrem schwer, Topleistungen am Fließband zu produzieren. Die Chance auf Regen in Tokio soll bei etwa 50 Prozent liegen – das wäre schlecht für die aktuelle Europameisterin. Denn Hudson hält den Speer mit einem „Zangengriff“ und hätte bei Nässe Probleme mit dem Grip.
Chance auf das Finale:
Um 2.50 Uhr in der Nacht warf Lukas Weißhaidinger am Dienstag seinen Diskus. Der 33-Jährige hat sein Training bereits auf die Ortszeit von Tokio umgestellt. So, wie er es 2021 getan hatte, als er bei Olympia Bronze gewann. Doch die Konkurrenz hat große Schritte gemacht, Weißhaidinger ist mit seinen 67,03 Metern nur auf Rang 22 in der Jahresbestenliste. Doch der Jungvater setzt auf seine Erfahrung: „Die Geschichten dieser Saison werden erst geschrieben.“
Jüngster ÖLV-Athlet bei der WM ist Hürdensprinter Enzo Diessl. Der 21-Jährige holte zuletzt Gold bei der U23-EM und tritt erstmals bei einer WM in der allgemeinen Klasse an – und das voller Selbstvertrauen: „Ich habe starke Wettkämpfe hinter mir, ich bin gesund geblieben und ich will die besten der Welt ärgern.“
Einen rasanten Aufstieg legt derzeit auch Endiorass Kingley hin. Im Juni knackte er mit 16,85 Metern den österreichischen Dreisprung-Rekord aus dem Jahr 1988. Trainer Roland Werthner betreut Kingley schon seit acht Jahren und traut seinem Schützling einen Finaleinzug zu. Der 23-Jährige legt nach: „Wenn ich im Finale bin, ist auch eine Medaille möglich. Ich habe die Form und die Mentalität.“
Chance auf das Semifinale:
Die 24-jährige Caroline Bredlinger lief zuletzt mehrmals die 800 Meter unter 2 Minuten. „Ich weiß aber, dass ich sicher noch schneller laufen kann“, sagt sie – und hofft auf ein taktisches Rennen. Karin Strametz (27) hat vor Kurzem den österreichischen Rekord über 100 Meter Hürden von Beate Taylor (vormals Schrott) gebrochen. Eine Zeit im Bereich ihrer Bestleistung (12,81) könnte für das Semifinale reichen.
Die Form von 1.500-Meter-Läufer Raphael Pallitsch passt. Erst am Montag verbesserte der 35-jährige Burgenländer in Mailand den österreichischen Rekord über die (selten gelaufenen) 1.000 Meter auf 2:17,89. Nach einem Höhentrainingslager in der Schweiz ist Pallitsch „bereit für den Kampf Mann gegen Mann“.
Die Marathonläufer:
Für die österreichischen Marathon-Rekordhalter Aaron Gruen (2:09:53) und Julia Mayer (2:26:43) geht es nicht um Spitzenplätze, sondern um den Kampf gegen Hitze und Gegner. Der in den USA lebende Gruen versucht in Boston, sich mit dicker Weste und Pullover im Training an die Hitze von Tokio zu gewöhnen. Julia Mayer absolviert immer wieder Trainingseinheiten in der Sauna und im Dampfbad. „Das ist das Unlustigste, das man sich nur vorstellen kann“, sagt sie. Und man glaubt ihr.
Die gestörten Pläne:
Eine Wadenverletzung bremste 400-Meter-Läuferin Susanne Gogl-Walli (29). Der WM-Vorlauf ist ihr erster Wettkampf seit vielen Wochen.
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