Ausnahmsweise Außenseiter: Die neue Rolle von Kletter-Star Schubert

Rekordweltmeister Jakob Schubert klettert bei der WM in Seoul um eine Medaille
Rekordweltmeister Jakob Schubert ist bei der WM in Seoul nicht der Topfavorit. Trotzdem greift er nach Gold.

Es gibt Begriffe, die passen einfach nicht zusammen: Jakob Schubert und Außenseiter ist zum Beispiel so  eine Kombination, die selten in einem Atemzug zu  hören ist. 

Seit er mit 16 im Kletter-Weltcup aufgetaucht ist, zieht der 34-jährige Innsbrucker die Blicke auf sich. Und die Favoritenrolle begleitet ihn dabei auf Schritt und Tritt.

Wenn der beste Kletterer der Geschichte (6 WM-Goldmedaillen) an diesem Freitag im Finale in Seoul in die Steilwand steigt, dann findet  er sich in einer ungewohnten Ausgangsposition wieder.  

Ich bin diesmal nicht der brutale Favorit

Jakob Schubert ist ausnahmsweise einmal nicht der Mann, den es zu schlagen gilt. „Ich bin diesmal nicht der brutale Favorit wie sonst. In so einer Situation war ich schon lange nicht mehr“, sagt der Innsbrucker Routinier.

Einer hartnäckigen  Verletzung im rechten Zeigefinger verdankt Jakob Schubert seine Außenseiterrolle. 

Fast ein halbes Jahr konnte der sechsfache Weltmeister keinen Finger rühren, seit seinem dritten Platz bei den Olympischen Spielen in Paris im August 2024 hat Schubert nur mehr einen Wettkampf bestritten.  Der fünfte Platz  bei der WM-Generalprobe vor drei Wochen in Koper war freilich ein Fingerzeig:

Jakob Schubert ist sechsfacher Weltmeister

Dass die lange Zwangspause den Routinier nicht aus dem Tritt gebracht hat. Und dass mit Jakob Schubert bei der WM sehr wohl zu rechnen sein wird. Vor allem wenn man weiß, was für ein Wettkampftyp der 34-Jährige ist.

Elf Medaillen bei Weltmeisterschaften und zwei Olympiamedaillen kommen nicht von ungefähr.

Im Semifinale am Freitag kletterte Schubert als Dritter ins Finale. Auch die junge Flora Oblasser schaffte es ins Finale.

Angenehme Situation

„Die Situation ist irgendwie angenehm“, sagt Jakob Schubert vor der entscheidenden Finalroute in Seoul.„Ich weiß, dass es nach der Vorgeschichte schwierig sein wird, die Topform wie sonst zu erreichen. Aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich so weit von der Medaille weg wäre.“

Das Schlimmste hat Jakob Schubert ohnehin schon überstanden. Er hat die Qualifikation fürs Semifinale als Achter mit Bravour gemeistert. 

Nichts hasst der österreichische Kletter-Star mehr als die Qualifikationsbewerbe, in denen gerade für einen wie ihn die Fallhöhe enorm ist. „Du willst ja nicht als Titelverteidiger gleich zu Beginn ausscheiden“, sagt der Routinier. „Es hat sich sehr verkrampft angefühlt.“

Zu flache Steilwand

Das lag aber auch an der Wand, die in der Qualifikation bestiegen werden musste. Für Schuberts Verhältnisse ging’s viel zu leicht zur Sache, „die Wand ist nicht sehr steil, dadurch ist es unangenehm“, erzählt der Innsbrucker, für den es gewöhnlich nicht anspruchsvoll genug sein kann.

Kletter-Star Jakob Schubert gewann schon sechs Mal WM-Gold

Kletter-Star Jakob Schubert gewann schon sechs Mal WM-Gold

Für das Semifinale und Finale wird in Seoul eine neue Kletterwand aufgestellt. „Wir übersiedeln jetzt in die Halle. Der Standortwechsel ist aus meiner Sicht sicher nicht schlecht“, glaubt Schubert.

Nicht ohne Medaille

Im Kampf gegen die deutlich jüngere Konkurrenz setzt der Rekordweltmeister auf seinen Erfahrungsschatz und seinen Kampfgeist. Kaum jemand kann sich so in eine Route verbeißen wie das Kraftpaket aus Innsbruck.

Wer Jakob Schubert kennt, der weiß dass er heute nach einer Medaille greifen will. Außenseiterrolle hin, fehlende Wettkampraxis her. „Ich sollte vielleicht andere Erwartungen haben, aber ich bin doch der Titelverteidiger. Und da will ich nicht mit leeren Händen heimfahren.“

Kommentare