Frauen-Basketball in Österreich: "Es muss ein Umdenken her"
Kata Takacs wurde 1991 in Ungarn geboren, ihre Eltern übersiedelten fünf Jahre später nach Gänserndorf. Die 1,85 Meter große Kapitänin des Nationalteams verließ mit nicht einmal 20 Jahren Klosterneuburg und ging nach Deutschland (Rotenburg). 2014 zog sie nach Ungarn weiter, wo sie mit Györ im Europacup spielte. Seit 2016 ist sie wieder in Deutschland – erst bei Herne, dann in Osnabrück und jetzt beim SC Rist Wedel nahe Hamburg.
KURIER: Sie spielten mit Österreich 2014 bei der EM der kleinen Länder, danach wurde das Nationalteam aufgelöst. Wie haben Sie davon erfahren?
Kata Takacs: Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr genau daran erinnern, wie das abgelaufen ist. Wir waren auf jeden Fall überrascht über die Entscheidung, aber jetzt überwiegt die Vorfreude, dass es wieder ein Nationalteam gibt.
Hat Sie niemand persönlich informiert?
Das ist schon so lange her. Irgendwann waren einfach keine Lehrgänge mehr mit uns geplant. Nach ein paar Jahren ist dann 3x3 losgegangen, was manchen Spielerinnen wieder die Möglichkeit gegeben hat, für ihr Land zu spielen.
Hat Sie diese Geringschätzung des Damen-Basketballs nicht geärgert?
Natürlich hat es uns geärgert, es war sehr frustrierend, nach zwei Titeln in Folge bei der Europameisterschaft der kleinen Länder diesen Schritt zurück zu machen. Aber wir beschäftigen uns nicht mehr mit der Vergangenheit. Es ist großteils ein neuformiertes Team, es bringt keinem etwas, sich darüber noch zu ärgern. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, bei der Qualifikation voll anzugreifen, damit es hoffentlich in Zukunft nicht noch einmal dazu kommt.
- EM-Qualifikation 2023
Österreich spielt zum Auftakt in Dänemark (Donnerstag, 18.30 Uhr) und danach daheim im Multiversum in Schwechat gegen Montenegro (Sonntag, 18.00). Beide Spiele werden live auf ORF Sport+ übertragen. Dritter Gegner ist Russland. Die zehn Gruppensieger und die vier besten Gruppenzweiten sind in Slowenien und Israel dabei.
- Österreichs Spielerinnen
Pia Jurhar, Sarah Schicher, Lisa Zderadicka (alle BK Raiffeisen Duchess Klosterneuburg), Annika Neumann, Camilla Neumann (beide UBI Holding Graz), Anja Fuchs-Robetin, Simone Sill (beide Capitol Bascats Düsseldorf/GER), Sigi Koizar (Basket Leganés/ESP), Julia Köppl (Sevenoaks Suns/GBR), Nina Krisper (Basket Waregem/BEL), Aleksandra Novakovic (Vienna D.C. Timberwolves), Sarah Sagerer (CTL Zaglebie Sosnowiec/POL), Kata Takacs (SC Rist Wedel/GER).
Kann man als Legionärin vom Basketball leben?
Man kann es sicherlich nicht mit den Männern vergleichen, aber es geht schon. Die deutsche Liga ist stärker, es werden extra Profis in die Teams geholt und es wird zwei Mal am Tag trainiert. Man ist sich aber bewusst, dass man etwas für die Zeit nach der sportlichen Karriere tun muss.
Was war das in Ihrem Fall?
Ich habe eine Ausbildung im Sportmanagement und wohne und arbeite in Hamburg. Daher bin ich auch zu einem Verein der 2. Bundesliga gegangen, wo ich Sport und Job verbinden kann.
Wie ist das mit Trainerinnen und Schiedsrichterinnen?
Auch in Deutschland sind die Trainer hauptsächlich Männer, bei den Schiris ist das Verhältnis Frauen zu Männer etwas besser verteilt.
Da ist in Deutschland und Österreich Aufholbedarf?
Es muss ein Umdenken her. Wir Frauen müssen gefühlt immer mehr geben und uns beweisen. Es ist in den Köpfen noch drin, dass die Männer im Sport dominierend sind – in jeglichem Bereich.
Das bedeutet für Sie und Ihre Mitspielerinnen ...?
Dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Vielleicht haben es die Frauen in zehn oder zwanzig Jahren leichter, wenn wir jetzt geduldig sind und die Extra-Energie aufbringen. Es wäre sehr schön, wenn schon bald keine Unterschiede mehr zwischen Männern und Frauen gemacht werden würden. Die Qualität einer Person sollte das Wichtigste sein. Es sollten auch viel mehr Frauen diesen Schritt wagen, Führungspositionen im Sport zu übernehmen. Da haben wir aber in Österreich schon ein paar Frauen, die hervorragende Arbeit leisten.
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