Quizfrage zum Sonntag: Wie heißt der Wiener Sportler des Jahres 2023? Und: Was macht er genau?
Man kann bei dieser Frage leicht die Orientierung verlieren und in den Weiten der Sportwelt herumirren. Denn viele werden mit dem Namen Jannis Bonek womöglich wenig anfangen können. Das ist schade, denn der 25-Jährige ist in seinem Sport eine richtig große Nummer.
Jannis Bonek läuft im Orientierungslauf regelmäßig zur Hochform auf. Im vergangenen Jahr gewann er bei der WM die Bronzemedaille und feierte seinen ersten Weltcupsieg. Ein Verein aus Schweden (OK Linne) hat den Wiener unter Vertrag genommen und lässt ihn regelmäßig zu Wettkämpfen einfliegen.
Naturerlebnis
In Skandinavien wäre Jannis Bonek als Orientierungsläufer ein Star, hierzulande erntet der Wiener häufig fragende Blicke, wenn er von seiner großen Leidenschaft erzählt. „Wir sind in Österreich halt leider eine Randsportart“, sagt der Heeressportler. „Viele verstehen nicht, was wir da genau machen.“
Orientierungslauf ist ein Denksport unter Extrembelastung mitten in der Natur. Jannis Bonek muss im Wald einen Parcours ablaufen, den er nicht kennt.
Als Orientierungshilfe dienen ihm lediglich Karte und Kompass. Wobei er nicht ganz im Dunkeln tappt. Vor wichtigen Rennen wie der EM, die gerade in Ungarn stattfindet, durchforstet er das Internet. Google Maps und alte Karten helfen ihm, um Informationen über das Gelände zu erhalten.
Die genaue Strecke mit all den Posten, die anzulaufen sind, erfährt Bonek erst direkt am Start. Dann muss er sich im Eiltempo orientieren und den richtigen Weg einschlagen. Alles passiert im Laufschritt, „du hast keine Zeit, dass du stehen bleibst und genau die Karte studierst. Leute mit einem fotografischen Gedächtnis sind im Vorteil.“
Beim Orientierungslaufen führen viele Wege ans Ziel. Nicht immer ist die direkte Route auch die schnellste, Erfahrung und Strategie sind im Unterholz ein entscheidender Faktor.
Umwege sind schneller
„Manchmal ist es besser, wenn du einen Berg umläufst, obwohl es weiter ist. Auch sumpfige Stellen kosten viel Kraft. Da macht man dann auch gescheiter einen Bogen und nimmt den weiteren Weg“, erzählt Bonek.
Bei harten Rennen kann der Puls des Österreichers schon auf 190 hochschnellen, Bonek achtet freilich immer darauf, dass er Kraftreserven hat. Die benötigt er zum Denken und zum Orientieren.
15.000 Starter
„Du brauchst Sauerstoff im Gehirn, sonst verschwimmt alles beim Kartenlesen.“ Auch ein Stolperer ist schnell passiert. „Aber dass ich im Wald stehe und nicht weiß, wo ich umgehe, passiert nie“, erklärt Jannis Bonek.
Orientierungsläufer werden nicht reich, die Preisgelder bewegen sich zwischen 1.000 und 5.000 Euro, sie erleben aber besondere Emotionen. Wenn zum Beispiel beim Jukola, einem Staffelbewerb in Finnland, bis zu 15.000 Athleten am Start sind. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, was da los ist.“
So faszinierend und idyllisch das Orientierungslaufen wirkt, ganz ungefährlich ist das Ganze nicht. Jannis Bonek zog sich erst im Frühjahr eine Gehirnerschütterung zu. „Ich habe auf die Karte geschaut und bin gegen einen Baum gelaufen. Und das war nicht einmal im Wald.“
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