Jakob Pöltl: Ein Österreicher spielt oben mit

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Jakob Pöltl geht in San Antonio in seine dritte NBA-Saison – der Österreicher hat sich zum Leistungsträger gemausert.

Wer wissen möchte, welches Ansehen Jakob Pöltl heute in der NBA genießt, der braucht sich nur einmal die Anfänge des Wiener Basketballers in Nordamerika in Erinnerung rufen. Es war die Zeit, als der baumlange Österreicher allerorts noch mit großen Augen angesehen wurde. „Manche haben nicht gewusst, wo Österreich ist“, erzählt Jakob Pöltl, „einige hatten nicht einmal eine Ahnung davon, dass es Österreich überhaupt gibt.“

Nun, große Augen machen sie überm großen Teich bei Jakob Pöltl noch immer. Aber längst nicht mehr wegen seiner für einen NBA-Basketballer ungewöhnlichen Herkunft, sondern vor allem wegen der außergewöhnlichen Fähigkeiten des seit heute 23-Jährigen. In seinen ersten beiden Saisonen hat sich Jakob Pöltl in der besten Basketballliga der Welt einen Namen gemacht. Einerseits als verlässlicher Teamplayer, andererseits als Mann für spektakuläre Einlagen unterm Korb. Nicht von ungefähr nannten ihn die Fans der Toronto Raptors „The Austrian Hammer“.

Ruhiger & routinierter

Bei seinem neuen Klub, den San Antonio Spurs, war die Zeit bislang noch zu kurz für einen Kosenamen. Aber es sollte nicht allzu lange dauern, bis Jakob Pöltl auch die Basketballanhänger in Texas zu Füßen liegen. Schon in den Vorbereitungsmatches auf den Saisonstart gegen die Minnesota Timberwolves (17.Oktober, DAZN überträgt die NBA in Österreich) stellte Jakob Pöltl eindrucksvoll seine Qualitäten auf der Center-Position unter Beweis. Bei der gelungenen Generalprobe, einem souveränen 100:81 gegen Orlando, stand der Österreicher in der Startformation und verzeichnete sieben Punkte, elf Rebounds, zwei Assists und einen blockierten Wurf.

Mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit und unbändigem Selbstvertrauen hat sich der 23-Jährige innerhalb kürzester Zeit beim Topklub aus San Antonio zum Leistungsträger hochgedient. „Ich bin in vielen Dingen routinierter, ruhiger und wohl auch selbstsicherer geworden“, erklärt Jakob Pöltl. Das sieht man ihm nicht nur an der Körpersprache an, auch körperlich hat er gegenüber seiner Premierensaison deutlich zugelegt. „Deshalb kann ich jetzt auch besser dagegenhalten und bringe konstantere Leistungen.“

Konstant & verlässlich

Wegen seiner Konstanz und Verlässlichkeit wurde Jakob Pöltl von Startrainer Gregg Popovich auch nach Texas geholt. Dem 69-Jährigen, der die San Antonio Spurs schon zu fünf NBA-Titeln geführt hat (1999, 2003, 2005, 2007, 2014), ist nicht verborgen geblieben, dass der Wiener in der Vorsaison kein einziges der 82 Spiele im Grunddurchgang verpasst hat. Mittelfristig soll Pöltl bei den Spurs den spanischen Altstar Pau Gasol (38) beerben. „Die Chance ist da, jetzt muss ich sie nur noch ergreifen“, weiß der 23-Jährige.

Der junge Wiener spürt in der Kabine und auf dem Spielfeld, dass er in seinem dritten Jahr in der NBA ein ganz anderes Ansehen genießt. „Ich habe ein besseres Standing“, weiß Jakob Pöltl, „bei den Schiedsrichtern, aber auch das Vertrauen der Mitspieler ist größer geworden. Aber das ist nach zwei Jahren in der NBA ein ganz normaler Prozess.“

Clever & smart

Die Eingewöhnung bei den San Antonio Spurs ist Jakob Pöltl leichter gefallen als der Abschied aus Toronto. „Im Endeffekt geht es immer um Basketball, egal, bei welchem Verein du spielst“, sagt Pöltl, „aber es war schon auch etwas Wehmut dabei, als ich die Raptors verlassen habe. Dort habe ich das Vertrauen bekommen, in der NBA Fuß zu fassen und mich als Spieler weiter zu entwickeln. Das waren zwei absolut wichtige und tolle Jahre für mich.“

In San Antonio hat Jakob Pöltl inzwischen bereits ein Apartment gefunden, wie schon in Toronto erhält der 23-Jährige gerade in den Anfangswochen Unterstützung von seiner Mutter. Zumindest bis 2020 wird Pöltl im Süden von Nordamerika bleiben, die San Antonio Spurs haben die Vertragsoption gezogen und den Wiener für zwei Saisonen gebunden.

San Antonio ist basketballverrückt“, weiß Pöltl, „das merke ich daran, dass ich auf der Straße regelmäßig erkannt werde. Es ist jetzt aber noch nicht so schlimm, dass dadurch mein Leben beeinträchtigt wäre.“

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