Entsetzen nach Hinrichtung eines iranischen Ringers

Iran executes champion wrestler Navid Afkari
Der 27-Jährige soll 2018 bei einer Demonstration einen Sicherheitsbeamten getötet haben. Aus Protest gegen das Todesurteil gab es eine internationale Solidaritätswelle.

Das Todesurteil gegen den iranischen Ringer Navid Afkari ist am Samstag vollstreckt worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ilna wurde der 27-jährige Afkari im Gefängnis Adel-Abad in der südiranischen Stadt Schiras hingerichtet. Die örtliche Justizbehörde bestätigte die Hinrichtung, so der Bericht.

Aus Protest gegen das Todesurteil hatte es zuvor eine internationale Solidaritätswelle gegeben. Afkari hat nach Angaben der iranischen Justiz bei einer Demonstration 2018 in der südiranischen Stadt Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet. Er habe die Tat gestanden, hieß es. Der Sportler, seine Familie und Menschenrechtsorganisationen führten dagegen an, das Geständnis sei durch Folter erzwungen worden.

Protest in Berlin against execution of Iranian wrestler Navid Afkari

Missachtung der Menschenrechte

Laut Afkaris Anwalt Hassan Junessi war für Sonntag ein Treffen mit der Familie des Toten vorgesehen, um sie um Vergebung zu bitten. Nach iranischem Recht wäre bei einem Einlenken der Angehörigen die Vollstreckung des Todesurteils hinfällig geworden.

Junessi wies zudem darauf hin, dass die Strafgesetze einem Todeskandidaten ein letztes Treffen mit seiner Familie zubilligen. Der Anwalt prangerte die Eile der Behörden an, mit der sie seinen Mandanten unter Missachtung seiner Rechte hingerichtet hätten.

Protest in Berlin against execution of Iranian wrestler Navid Afkari

Der Iran hatte nach internationalen Protesten die Foltervorwürfe zurückgewiesen und sich ausländische Einmischung in die Angelegenheit verbeten. Auch das IOC hatte gegen das Urteil mobilisiert. Eine globale Vereinigung von 85.000 Athletinnen und Athleten hatte noch vergangenen Dienstag einen Ausschluss des Iran aus der Weltsportgemeinde gefordert, sollte Afkari hingerichtet werden.

Auch US-Präsident Donald Trump hatte die iranische Führung in einem Tweet aufgefordert, Afkari nicht hinzurichten.

IOC geschockt

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Hinrichtung von Afkari als "sehr traurige Nachricht" bezeichnet. Das IOC sei "geschockt", hieß es in einer Mitteilung am Samstag. IOC-Präsident Thomas Bach habe zuvor per Brief Gnadengesuche an die politische Führung des Iran gerichtet, auch wenn er die Souveränität des Landes respektiere.

Es sei "zutiefst verstörend", dass alle Proteste von Sportlern und die Bemühungen internationaler Verbände nicht zum Ziel geführt hätten. "Unsere Gedanken sind bei Familie und Freunden von Navid Afkari", hieß es.

Auch der Verein Athleten Deutschland hat sich am Samstag "zutiefst betroffen und schockiert" gezeigt. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, war "zutiefst bestürzt". "Es ist nicht hinnehmbar, dass rechtsstaatliche Grundsätze ignoriert werden, nur um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen", schrieb die SPD-Politikerin.

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