In Russland inhaftiert: US-Basketballstar als Spielball der Politik

FILE PHOTO: Brittney Griner of the United States in action during Tokyo 2020 Olympic women's basketball
Basketballerin Brittney Griner sitzt seit Februar in einem russischen Gefängnis. Was haben die Russland-Sanktionen damit zu tun?

Eine kleine, ungemütliche Gefängniszelle in Moskau statt ihrem großen Luxushaus in Houston (Texas). Ein paar Bücher und russisches Fernsehen anstelle eines Basketballs und Action auf dem Spielfeld. So könnten die nächsten zehn Jahre für Basketball-Superstar Brittney Griner aussehen, falls ein Gericht sie für schuldig befindet.

Auf den Prozess wartet die amerikanische WNBA-Spielerin und zweifache Olympiasiegerin (2016 und 2020) seit Monaten. Die Anschuldigungen und die Umstände ihrer Festnahme sind undurchsichtig.

Verhaftung in Moskau

Die 31-Jährige war auf dem Weg zurück in ihre Heimat, als der russische Zoll in ihrem Handgepäck Cannabis-Öl fand und ein Verfahren wegen groß angelegten Drogentransports eröffnete – mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Was aber steckt tatsächlich dahinter? Inwiefern spielen die politischen Sanktionen der USA gegen Russland eine Rolle?

17. Februar: Laut dem texanischen Abgeordneten Colin Allred, der mit dem Außenministerium zusammenarbeitet, wurde Griner an diesem Tag festgenommen. Zeitgleich warnte US-Präsident Joe Biden vor der russischen Invasion in der Ukraine.

24. Februar: Russlands Krieg gegen die Ukraine beginnt.

5. März: Der Fall Griner wird erstmals durch den russischen Zoll publik.

6. März: US-Außenminister Antony J. Blinken äußert sich nicht auf die Frage, ob ihre Haft etwas mit dem Druck der USA auf Russland zu tun hat.

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17. März: Das russische Gericht verlängert ihre Haft bis 19. Mai.

23. März: Ein Repräsentant der amerikanischen Botschaft darf Griner besuchen und erklärt, dass es ihr den Umständen entsprechen gut gehe.

27. April: Trevor Reed, einer der drei in Russland inhaftierten Amerikaner, wird bei einem Gefangenenaustausch freigelassen.

3. Mai: Das U.S. State Departement verkündet erstmals, dass Griner „zu Unrecht inhaftiert“ wurde.

6. Mai: Die Basketball-Saison startet ohne die siebenfache WNBA-All-Star-Gewinnerin der Phoenix Mercury.

13. Mai: Griners Haft wird um ein Monat verlängert.

Hilfeschrei aus der Liga

Lange war es still um den Fall Brittney Griner. Politische Unterstützung erhält sie durch Hillary Clinton. Teamkolleginnen und Basketballstars wie Lisa Leslie wurden von der US-Regierung aufgefordert, „kein großes Thema daraus zu machen, damit die Russen Griner nicht als Schachfigur verwenden können“. Leslie betonte, dass es allen das „Herz bricht. Wir wollen mehr machen und unsere Sozialen Medien nutzen. Aber wir wissen nicht, was richtig ist in dieser noch nie dagewesenen Situation.“

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Auffällig ist vor allem der Zeitpunkt der Inhaftierung, als die USA anfingen, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Hoffnung gibt die Freilassung von Landsmann Trevor Reed. Griners Frau Cherelle freute sich für dessen Familie und erklärte: „Ich kenne den Schmerz, einen geliebten Menschen in einem fremden Land inhaftiert zu haben.“

Brittney Griner war in Russland, weil sie seit Jahren in der Off-Season für UMMC Ekaterinburg spielt und ihr der Verein jährlich eine Million Dollar zahlt. Rund 70 Prozent der WNBA-Spielerinnen müssen nebenbei für hohe Gehälter in Übersee-Teams spielen. In der amerikanischen Liga verdienen sie nur einen Bruchteil dessen, was die Männer in der NBA bekommen: maximal 228.094 Dollar im Jahr 2022.

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