In der Wüste cool geblieben: Jetzt fordert Thiem Federer

Der 25-Jährige schlug Milos Raonic im Halbfinale und darf in Indian Wells nun auf seinen größten Titel hoffen.

Von Krise war keine Spur mehr. Dominic Thiem hat sich aus dem Tief ganz nach oben gespielt. Ganz oben ist Indian Wells, wo Österreichs bester Sommersportler erstmals ein ATP-1000-Finale auf Hartplatz erreichte. Und das Turnier in Kalifornien gilt als inoffizielles Grand-Slam-Turnier. Der 25-Jährige schlug im Halbfinale den Kanadier Milos Raonic 7:6, 6:7, 6:4 und darf nun zur Belohnung im Finale Roger Federer fordern (23.30 Uhr MEZ; live Servus TV, mit Co-Kommentator Bresnik, Sky). Der Schweizer kam kampflos dorthin, weil dem Spanier Rafael Nadal wieder einmal das Knie weh tut.

Mehr Qualitäten

Thiem hatte zwar anfangs  Probleme mit dem großen Aufschläger Raonic, brachte aber seine Servicespiele souverän durch. Ging es auf die Grundlinie, war der Niederösterreicher aufgrund seiner spielerischen Qualitäten der bessere Mann. Bis zum Tie-Break gab es keinen Breakball, Thiem  returnierte sensationell und holte sich diesen 7:3. Imposant: Thiem blieb im ersten Satz ohne unerzwungenen Fehler. Bei 2:1 vergab er jedoch den ersten Breakball der Partie, es gab wieder ein Tie-Break. Da gelang Raonic ein Netzroller zum Mini-Break, Thiem verlor kurz den Faden und den zweiten Satz (3:7). Im dritten gelang ihm das erste und entscheidende Break zum 3:2. Thiem hatte nur im letzten Game einen  Breakball gegen sich.

Die Bilanz gegen König Federer ist ausgeglichen, beide Herren siegten je zwei Mal. Auf Hartplatz gewann jedoch der 37-Jährige beide Duelle, der Niederösterreicher siegte auf Sand in Rom und Stuttgarter Rasen (jeweils 2016). Thiem wird ab Montag zumindest Sechster sein, würde mit einem Titelgewinn sogar mit Platz vier sein höchstes Karriere-Ranking (November 2017) einstellen. Und kann als erster Österreicher überhaupt in der kalifornischen Wüste den Titel holen.

Aber währenddessen wird daheim in Österreich eifrig gestritten.

Fragezeichen Daviscup

Verbandschef Werner Klausner hatte erst am Mittwoch seinen Rücktritt bekannt gegeben. Grund: Eine Gruppe von Landesvertretern will anhand einer Statutenänderung  (das Länderkuratorium übernimmt das Präsidium) bei der Generalversammlung das Zepter übernehmen. Tenor: Dezentralisierung mit Betonung auf Verstärkung der Individualförderungen. Eine kleine Gruppe der Landesvertreter will die Kooperation mit dem Leistungszentrum Bresnik/Thiem kündigen, ein Großteil jedoch den Kontrakt aufrechterhalten. Dennoch will Günter Bresnik mit den "Putschisten nicht kooperieren." Sollte es kommen, dürfte dies weitreichende Auswirkungen auf Österreichs Tennissport haben.

Sehr ungewiss, ob die Bresnik-Schützlinge Thiem oder Dennis Novak im Daviscup künftig antreten.

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