Hypo Tirol: Zurück aus dem deutschen Volleyball-Exil

Hypo Tirol:  Zurück aus dem deutschen Volleyball-Exil
Der frühere Serienmeister startet wieder in Österreich durch. Und hat bereits wieder hohe Ansprüche.

Vor einem halben Jahr stellte sich Hannes Kronthaler die Sinnfrage. „Ich stand vor der Wahl: Entweder wir sperren zu“, erinnert sich der Manager des Hypo Tirol Volleyballteams, „oder wir machen es noch einmal richtig gescheit“.

Dass er den Ball nicht ins Aus gesmasht hat und nun noch einmal in der österreichischen Bundesliga durchstarten will, liegt nicht nur am unbändigen Ehrgeiz des früheren Nationalspielers. Ein klein wenig hat Kronthaler auch die triste Sportlandschaft in Tirols Landeshauptstadt angestachelt. „Innsbruck hat sich vom Spitzensport ja komplett verabschiedet“, moniert Kronthaler. „Ich möchte nach diesem Jahr die beste Tiroler Sportmannschaft sein“, sagt er vor dem Liga-Auftakt am Samstag gegen Hartberg.

Fader Beigeschmack

Und dass er seinen Worten meist Taten folgen lässt, hat Kronthaler in der Vergangenheit bewiesen. Jahrelang war Innsbruck die österreichische Volleyball-Hochburg, doch mit jeder Trophäe verlor die Liga zusehends ihren Reiz: „Österreich war irgendwann zu fad für mich.“

Nach dem zehnten Meistertitel ging er eine Spielgemeinschaft mit Unterhaching ein und mischte ab 2017 drei Saisonen lang unter dem Namen Alpenvolleys in der deutschen Meisterschaft mit.

Seit dem Auflösen der österreichisch-deutschen Spielgemeinschaft im Jahr 2020 reifte in Kronthaler der Entschluss, mit Hypo Tirol hierzulande die Mission elfter Meistertitel in Angriff zu nehmen. Über die Sommermonate wurde ein neues Team geformt: Zwei Brasilianer, ein US-Amerikaner, ein Serbe, ein Este, ein Slowake, ein Syrer, zwei österreichische Teamspieler und eine Handvoll Talente aus Tirol sollen dem früheren Serienmeister wieder zu alter Stärke verhelfen.

Hohe Ansprüche

Offiziell werden nur die Top 4 als Saisonziel ausgerufen, in Innsbruck wähnt man sich aber auf Augenhöhe mit Meister Waldviertel und Europacupstarter Aich/Dob. „Wer mich kennt, weiß, dass ich hohe Ansprüche habe“, sagt Kronthaler.

Der Langzeit-Manager stemmt mit seinen Unternehmen das Gros des 550.000-Euro-Budgets. Ganz bewusst hat er auf jene Sponsoren verzichtet, die ihn im Sommer nur abspeisen wollten. Wenn er die angestrebten Erfolge einfährt, will er sich mit den Geldgebern wieder an den Verhandlungstisch setzen.

Und falls er selbst dann noch keine Wertschätzung und die nötigen Gelder erhält, um mit einem siebenstelligen Budget wie früher in der Champions League mitzuwirken?

„Dann sperr’ ich alles zu“, sagt Hannes Kronthaler. „Endgültig. Ich bin ja nicht der Depp der Nation.“

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