Herzensangelegenheiten zwischen Färöer und Dänemark

Herzensangelegenheiten zwischen Färöer und Dänemark
Dänemark hat weniger Einwohner als Österreich, aber viel mehr Erfolg - und mit Christian Eriksen einen besonderen Ausfall.

Zu klein für große Erfolge. Bei Klubs, die jährlich ihre Besten verkaufen müssen, klingt dieses Argument berechtigt. Für Nationalteams gilt es als Ausrede nicht. Am Beispiel von Österreichs nächstem Gegner: Dänemark hat drei Millionen Einwohner weniger, doch in der WM-Qualifikation um elf Punkte mehr als Franco Fodas Auswahl.

Am Dienstag laufen David Alaba und Co. in Kopenhagen zur Revanche für das 0:4 ein. Ins, auf Knopfdruck überdachbare, Parken-Stadion, in dem es am 12. Juni zur Fast-Tragödie kam. Als während des EM-Auftaktspieles gegen Finnland der dänische Spielmacher Christian Eriksen ohne Feindeinwirkung zusammenbrach. Dass das Herz des regelmäßig untersuchten, für topfit gehaltenen Italien-Profis im Stadion und nicht daheim, im Auto oder beim einsamen Jogging plötzlich streikte, war das Glück im Unglück.

Rettungsmaßnahmen müssen bei Herzstillstand innerhalb der ersten fünf, sechs Minuten erfolgen.

Comeback nach Transfer

Das beim EM-Spiel anwesende medizinische Personal rettete Eriksen das Leben. Er kann jetzt ein ganz normales führen. Ja dank eines in die Brust implantierten Defibrillators mit einem Comeback spekulieren. Bei Inter Mailand wird ihm das trotz Vertrags bis 2024 nicht möglich sein.

Soccer-Eriksen sends message of support to girl ahead of heart operation

Anders als in Amsterdam, wo Daley Blind, 31, seit eineinhalb Jahren mit Herzschrittmacher für Ajax spielt und auch in der Champions League keinen Zweikampf scheut, lässt die italienische Serie A keinen Einsatz mit so einem Implantat zu.

Die Dänen verkrafteten den Ausfall von Eriksen (der beim 4:0 im März gegen Österreich im Prater Regie geführt hatte) verblüffend gut. Trotz des beim EM-Start in Schockstarre erlittenen 0:1 gegen Finnland und der Sorge um ihren beliebten Mitspieler drangen sie bis ins Semifinale vor. Sie spielten sich in die Herzen selbst neutraler Fans.

Kapitän Simon Kjaer und seine Mitstreiter wurden zu Lieblingen der Nation. Das war nicht immer so gewesen. Hatten doch etliche der nunmehrigen „Helden“ im Jahr 2018 mit einem Prämienstreik ein 0:3 gegen die Slowakei provoziert.

Streit um die Marie gab’s in diesem Jahrtausend im ÖFB-Team keinen. Zumindest drangen solche Themen nie nach außen. Bekannt ist nur, dass Länderspielprämien Peanuts sind verglichen mit dem, was Legionäre bei ihren Brötchengebern verdienen.

Druck der Arbeitgeber

Nationalspieler sind zwar vom ÖFB entsprechend versichert. Letztlich kommt’s aber vor allem den Klubs teuer zu stehen, wenn einer ihrer Leistungsträger verletzt von einem Ländermatch zurückgekehrt. Weshalb die eine oder andere Team-Absage zuweilen schon eher auf sanften Druck des Vereins erfolgt sein soll.

Auch wenn einer wie Marko Arnautovic beteuert, dass die Nationalelf Herzensangelegenheit sei.

Auf Färöer aber durften beim 2:0-Sieg selbst zehn Ausfälle im österreichischen Team keine Ausrede sein. Dazu wiederum sind die Schafsinseln, die nicht einmal ein Viertel so viele Einwohner haben wie Österreich aktive Fußballer hat, zu klein.

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